DEUTSCHE BANK ZIEHT ZAHLENAUSWEIS VOR

Amerikanische Banken mit Zinsvorteil

US-Rivalen haben auch hohe Strafen verdaut - Goldgrube Retailgeschäft

Amerikanische Banken mit Zinsvorteil

Von Sebastian Schmid, New YorkAngesichts des riesigen Verlusts der Deutschen Bank erscheinen die rivalisierenden US-Großbanken Bank of America, J.P. Morgan Chase und Citigroup mit ihren Milliardengewinnen im vierten Quartal auf den ersten Blick im strahlenden Licht. Neben dem Basisvorteil eines hochlukrativen Heimatmarktes, der ganz andere Zinsspannen und Gebühren als etwa in Deutschland und Europa ermöglicht, wurden die US-Institute verglichen mit der Deutschen Bank im Schlussquartal 2013 aber auch weit weniger von Rechtskosten belastet.Wegen der extrem schwankenden Aufwendungen im Zuge der juristischen Aufarbeitung der Jahre vor der Finanzkrise lassen sich die Quartale auch nicht immer direkt vergleichen. So hat etwa Bank of America im jüngsten Quartal zwar gut 3 Mrd. Dollar verdient. Im vierten Quartal 2012 waren allerdings nur wegen einer milliardenschweren Steuergutschrift schwarze Zahlen möglich. Vor Steuern hatte die Bank damals fast 2 Mrd. Dollar Verlust angehäuft. Das zweitgrößte US-Kreditinstitut nach Bilanzsumme hat in der Vergangenheit schon mehrfach Milliarden verloren. Allein zwischen 1. Juli 2011 und 30. Juni 2012 summierte sich das Minus unter dem Strich auf mehr als 15 Mrd. Dollar.Auch die Citigroup hatte in und unmittelbar nach der Finanzkrise zahlreiche Quartalsverluste ausgewiesen und auch später oft nur dank der Neubewertung von Verbindlichkeiten buchhalterisch Gewinne eingefahren. J.P. Morgan Chase war lange die einzige international vernetzte US-Geschäftsbank, die ein Quartal mit roten Zahlen vermeiden konnte. Selbst den 6 Mrd. Dollar schweren Handelsverlust im Londoner Chief Investment Office konnte das New Yorker Finanzinstitut 2012 verdauen. Im dritten Quartal 2013 war dann aber auch J.P. Morgan Chase fällig. Mehr als 9 Mrd. Dollar Aufwand zur Beilegung von Rechtsstreits konnte die größte US-Bank nicht kompensieren und schrieb erstmals unter Chief Executive Officer Jamie Dimon einen Quartalsverlust.Verglichen mit der Deutschen Bank haben die US-Konzerne jedoch Vorteile, um derartige Vergleichszahlungen zu verdauen. So ist die Profitabilität im Basisgeschäft mit US-Retailkunden viel höher als in Europa. So kam die Deutsche Bank laut Geschäftsbericht 2012 etwa auf eine Zinsmarge von 1,28 %. Bei J.P. Morgan Chase liegt sie fast doppelt so hoch. Die Konkurrenten Citigroup und Bank of America kommen sogar auf gut 3 % oder mehr. Hinzu kommen extrem hohe monatliche Kontogebühren, Überziehungspreise bzw. Strafzahlungen, die in Deutschland – falls im aktuellen Konkurrenzumfeld überhaupt durchsetzbar – wohl als sittenwidrig vor Gericht kassiert würden.