Amerikas Großbanken lassen Federn
Amerikas Großbanken lassen Federn
Amerikas Großbanken lassen im ersten Halbjahr Federn
EY-Studie: Europas Bankenelite verringert Gewinnlücke zu US-Häusern – Immobilienbanken in den USA besonders unter Druck
Von Philipp Habdank, Frankfurt
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Europas größte Banken konnten im ersten Halbjahr Boden auf die enteilte Konkurrenz in den USA gutmachen und die Gewinnlücke zu den großen US-Häusern etwas verringern. Das zeigt eine Untersuchung der Unternehmensberatung EY für die Monate Januar bis einschließlich Juni. Demnach verringerte sich das Delta bei den kumulierten Nettogewinnen von rund 38,4 Mrd. Euro auf rund 28,9 Mrd. Euro, womit die Gewinne der US-Banken allerdings noch immer um fast 40% höher ausfallen als die der Europäer.

Untersucht wurden die nach Bilanzsumme jeweils zehn größten Banken auf beiden Seiten des Atlantiks. Einziger deutscher Vertreter ist die Deutsche Bank. Die Commerzbank schafft es alleine ebenso wenig in das Ranking wie die italienische Unicredit. Mit einer kombinierten Bilanzsumme von rund 1,4 Bill. Euro würden beide Häuser allerdings in Europas Top Ten aufsteigen.
Deutsche Bank mit großem Nettogewinnsprung
Mit einem Nettogewinnanstieg um 155,8% war die Deutsche Bank im ersten Halbjahr der mit Abstand größte Gewinner unter Europas Großbanken. Es folgt die französische Société Générale mit einem Gewinnzuwachs von 70,7%. Der größte Verlierer war die HSBC, deren Nettogewinn um 35,7% auf rund 10,3 Mrd. Euro nachgab. Die britisch-asiatische Bank ist damit aber immer noch die europäische Bank mit dem mit Abstand größten Nettogewinn, vor der spanischen Santander (6,8 Mrd.) und der französischen BNP Paribas (6,2 Mrd.).
Dass Europas Großbanken die Lücke zu den US-Häusern etwas verringern konnten, liegt allerdings weniger an der außerordentlichen Stärke der Europäer, sondern vor allem an der Schwäche einzelner US-Institute. „Die Gewinnentwicklung der US-Banken ist sehr uneinheitlich. Der kumulierte Rückgang resultiert im Wesentlichen aus der Schwäche von drei Instituten, während die Mehrheit auf der Stelle trat. Lediglich zwei Institute konnten prozentual spürbar zulegen“, sagt EY-Partner Gunter Tillmann.
Fannie Mae und Freddie Mac unter Druck
Die großen Verlierer unter den US-Banken sind die beiden Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Deren Nettogewinne gaben um 27,7%, beziehungsweise 14,5% nach. Aber auch Branchenprimus J.P. Morgan ließ im ersten Halbjahr Federn und muss einen Gewinnrückgang um 14,4% auf rund 25,2 Mrd. hinnehmen. Die großen Investmentbanken Goldman Sachs, Morgan Stanley und Citigroup legten moderat zu.
Nachhaltig dürften die Europäer die Lücke allerdings nicht schließen können. „Wir rechnen nicht mit einer weiteren Annäherung bei den kumulierten Gewinnen“, sagt EY-Partner Gunther Tillmann. Eine mögliche Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September dieses Jahres dürfte sich positiv auf die Gewinnentwicklung der US-Banken auswirken, unter anderem durch die Ausweitung der Kreditvolumina sowie durch günstigere Refinanzierungsmöglichkeiten, so Tillmann. Dem entgegen stehen die kriselnden Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, zu deren künftiger Gewinnentwicklung sich EY auf Nachfrage nicht äußern wollte.

Im Hinblick auf die Eigenkapitalrendite haben Europas Großbanken zu den US-Wettbewerbern inzwischen aufgeschlossen. Der sogenannte Return on Equity von Europas Großbanken liegt im Schnitt bei 10,7%. Die Rendite der US-Häuser bei 11,3%. Hier zeichnet sich ein struktureller Trend ab, denn während die Eigenkapitalrenditen in Europa seit 2021 mit Ausnahme des Jahres 2023 stetig steigen, ist bei den US-Großbanken das genaue Gegenteil der Fall.
