Braintrade verschiebt Ablösung von Xontro
Braintrade verschiebt Ablösung von Xontro
Braintrade verschiebt Ablösung des Börsensystems Xontro
Am Aus der Börse Berlin zum Jahresende ändert sich dadurch nichts – Seit Jahren notorische Umsatzschwäche
spe Stuttgart
Das Nachfolgeprogramm des Börsensystems Xontro geht verzögert an den Start. Die Betreibergesellschaft von Xontro, Braintrade, verschiebt die Migration auf die von der Deutschen Börse entwickelten Handelsinfrastruktur T7 vom Jahresultimo auf den 22. Juni 2026. An dem ursprünglich mit der Ablösung des Orderroutingsystems verknüpften Ende der Börse Berlin ändert sich dadurch indes nichts. Der dortige Handel wird wie geplant Ende des Jahres eingestellt.
Technischer Prozess dauert länger
Die Braintrade, ein Tochterunternehmen von sieben deutschen Börsenträgern für Orderrouting, Handel und Abwicklung, verweist als Grund für die Verzögerung auf „Marktteilnehmer“, die den bisherigen Migrationstermin nicht einhalten können. Zudem benötige der Setup-Prozess der verschiedenen Schnittstellen mehr Zeit als zunächst geplant. Deshalb haben die am Projekt beteiligten Partner – Braintrade, Bayerische Börse, BÖAG Börsen AG, Deutsche Börse sowie die beteiligten Spezialisten – entschieden, den Migrationstermin zu verschieben.
Xontro galt als verlässliches System
Das elektronische, maklergestützte Handelssystem Xontro galt über Jahrzehnte als verlässliches Programm, das eine wichtige technische Grundlage für den Aufschwung des Wertpapierhandels von Privatanlegern in Deutschland bildete. „Xontro war ein gutes Handelssystem und man kann bedauern, dass es eingestellt wird“, so Friederike von Hofe, Geschäftsführerin der Börse Berlin. An die Xontro-Börsen sind schätzungsweise rund 90 Handelsteilnehmer angeschlossen.
Die Verschiebung ändert allerdings nichts mehr an dem im vergangenen Jahr beschlossenen Ende der Börse Berlin. Als Grund für das Ende der Traditionsbörse nach insgesamt 340 Jahren war „ein nicht unerheblicher Programmieraufwand“ für den Wechsel auf T7 genannt. Man werde trotz der Verzögerung des Migrationstermins die Börse Berlin jedoch nicht länger offen halten, sagte von Hofe der Börsen-Zeitung.
Börse Berlin hält an Schließungstermin zum Jahresultimo fest
Aus Gründen der Planbarkeit habe man den Termin bereits vor Monaten festgelegt, sodass der Prozess sich bereits in der Umsetzung befinde. „Für eine Änderung ist es zu spät,“ sagte von Hofe. Damit wird der börsliche Freiverkehr mit zumeist marktengen Papieren zum Jahresultimo 2025 eingestellt, während der regulierte Markt der Börse Berlin auf die Betreibergesellschaft Tradegate Exchange, die seit 2009 das Börsen-Siegel trägt, übergehen soll. Es findet also weiterhin Wertpapierhandel in der Hauptstadt statt. Seit Oktober 2019 hält die Tradegate Exchange 100% der Aktien an der Berliner Börse AG, welche die Börse Berlin betreibt. Die Tradegate Exchange selbst gehört zu je rund 43% dem Market Maker Tradegate AG sowie der Deutschen Börse. Weitere 14% hält der Verein Berliner Börse.
Zahl der traditionellen Handelsplätze sinkt auf sechs
Die Schließung der Börse Berlin, mit der die Zahl der klassischen Handelsplätze in Deutschland von sieben auf sechs sinkt, ist im Kontext einer seit Jahren bestehenden notorischen Umsatzschwäche zu sehen. So stagnierten im Gesamtjahr 2024 die Handelsvolumina in einem insgesamt guten Börsenjahr bei rund 2,42 Mrd. Euro. Das zweite Handelssystem der Börse Berlin, die paneuropäische Börse Equiduct, wird weiter betrieben, wie von Hofe versichert. Die Plattform, die operativ in London agiert, kam 2024 auf einen Umsatz von rund 85 Mrd. Euro.
