Analysten rügen die Commerzbank

Kritik am MBank-Verkauf - Kurs geht auf Talfahrt

Analysten rügen die Commerzbank

bn Frankfurt – Analysten kritisieren die am Freitag angekündigten Umbaumaßnahmen der Commerzbank. “Im Grunde nimmt die Commerzbank abermals ein langwieriges Restrukturierungsprogramm mit einer signifikanten Übergangsperiode und erheblichen Kosten in Angriff, um bis 2023 eine materielle Eigenkapitalrendite von mindestens 4 % anzupeilen”, schreiben etwa die Analysten der Deutschen Bank.Skeptisch sehen die Analysten den geplanten Verkauf der Mehrheit an der polnischen Tochter MBank. Die Überlappungen zwischen dem Geschäft in Deutschland und in Polen seien zwar zugegebenermaßen recht gering, heißt es. Allerdings sei die MBank ein zuverlässiger Ergebnisbringer, dessen Rendite deutlich über jener der Gruppe liege. Die Analysten stört es zudem, dass die Commerzbank mit der MBank nun eine an der Börse mit dem 0,8-Fachen des Buchwerts bewertete Tochter abstoßen und zugleich dem Streubesitz einer anderen börsennotierten Tochter, und zwar der Comdirect, eine Prämie von 25 % bieten will. “Damit wird die Commerzbank die größere Tochter, die mit dem rund 10-Fachen des Gewinns im kommenden Jahr bewertet ist, verkaufen und dafür Minderheitsanteile zu einem Preis von rund dem 30-Fachen des für 2020 geschätzten Gewinns kaufen”, heißt es. Gleichwohl habe in Zeiten fortschreitender Digitalisierung eine engere Integration der Comdirect Sinn, wird konzediert. Daumen runterDen Daumen senkt derweil Moody’s, deren Analysten die Pläne als negativ für die Bonität einstufen. Der Konzern wolle sein profitabelstes Geschäft abgeben, um mit dem Erlös aus dem Verkauf die Ergebniswende im Heimatmarkt zu finanzieren, heißt es in einer Analyse. Damit erhöhe die Bank ihre Abhängigkeit vom margenschwachen Heimatmarkt. Selbst wenn die Bank ihre selbst gesteckten Ziele erreiche, werde sie 2023 nur eine Rendite von 4 % zeigen, zitiert Reuters die Analyse. Im internationalen Vergleich sei dies eine “sehr niedrige Zahl”.Morgan Stanley zieht unterdessen in Zweifel, ob der Konzern diese Renditevorgabe erfüllen kann. Die Pläne für eine Kostensenkung sowie eine Integration des Online-Brokers Comdirect sehe man zwar positiv, das Ziel einer Rendite von mehr als 4 % allerdings halte man für “angesichts des breiteren europäischen Kontextes” für eine Herausforderung, heißt es bei der US-Bank. In ihrer Planung hänge die Commerzbank überdies davon ab, dass die Erträge bis 2023 zunehmen, auch im Fall eines sich weiter eintrübenden Marktumfelds und obwohl die Zahl der Filialen um ein Fünftel sinken solle. “Im momentanen Zinsumfeld dürfte dies unserer Meinung nach schwierig zu erreichen sein”, heißt es.Wie überdies die Deutsche Bank feststellt, reduziert die Commerzbank ihren Aufwand noch immer etwas langsamer als in ihrer alten Strategie vorgesehen, auch wenn sich die Kostenkontrolle im Institut zuletzt verbessert hat. Zudem habe das Institut bisher “alle Ertragsziele für die Gruppe und für die Sparten für 2020” verpasst bzw. dürfte diese noch verpassen, obwohl es im vergangenen Jahr infolge verschiedener strategischer Initiativen gutes Wachstum beim Anstieg der bereinigten Einnahmen verbucht habe. Auf dem Investorentag am Freitag dieser Woche dürfte der Fokus daher insbesondere auf der Glaubwürdigkeit der Maßnahmen zur Ertragssteigerung angesichts bedeutenden Gegenwinds im Markt sowie auf der Bedeutung des Cross-Selling liegen, meint die Deutsche Bank.Am Freitag waren Vorschläge des Vorstands bekannt geworden, denen zufolge die Commerzbank die Mehrheit an der MBank abgeben wird. Zugleich hatte der Konzern angekündigt, Comdirect aufs Mutterhaus zu verschmelzen, rund 200 Filialen, also rund jede fünfte, zu schließen sowie 4 300 Vollzeitstellen und damit jede zehnte ab-, zugleich aber rund 2 000 Vollzeitstellen wieder aufzubauen. Nachdem die Aktien des Instituts etwas fester ins Wochenende gegangen waren, kamen sie zu Wochenbeginn unter die Räder. Mit einem Abschlag von 7,5 % auf 5,30 Euro waren sie Tagesverlierer im MDax.