NOTIERT IN FRANKFURT

Anhaltender Boom in der Green-Building-Hauptstadt

Rezession im Anflug? Niedergang des Bankgewerbes? Von der Dachterrasse des in der Revitalisierung befindlichen Global Tower aus, des einstigen Commerzbank-Hochhauses mitten im Frankfurter Finanzviertel, ist davon nichts zu sehen. In den direkt...

Anhaltender Boom in der Green-Building-Hauptstadt

Rezession im Anflug? Niedergang des Bankgewerbes? Von der Dachterrasse des in der Revitalisierung befindlichen Global Tower aus, des einstigen Commerzbank-Hochhauses mitten im Frankfurter Finanzviertel, ist davon nichts zu sehen. In den direkt gegenüber gelegenen neuen Omniturm zieht gerade die US-Bank Morgan Stanley ein. Die Leerstandsquote bei Büroraum, die in der Mainmetropole in den vergangenen zehn Jahren auch schon mal nahe 14 % lag, hat sich auf 7 % halbiert, und darin sind auch nicht mehr zeitgemäße Gebäude enthalten, die heute kaum noch jemand nutzen mag. Im Zentrum liegt der Anteil des “modernen Leerstands” sogar eher in der Gegend von 2 %. Und wer auf der Bankenmeile in den nächsten sechs Monaten eine hochwertige Fläche beziehen will, findet heute genau eine freie Etage vor, erzählt José Martínez, der Frankfurter Niederlassungsleiter von BNP Paribas Real Estate.Selbst der ursprünglich 1974 fertiggestellte und jetzt entkernte 30-stöckige Global Tower ist mehr als ein Jahr vor dem geplanten Ende der grundlegenden Sanierung schon zu 30 % vermietet. Die Spitzenmiete in Frankfurt hat bei Flächenumsätzen auf anhaltend hohem Niveau 44 Euro pro Quadratmeter erreicht – für Martínez sind sogar schon 50 Euro in Sichtweite, auch wenn er sich nicht auf einen Zeitpunkt festlegt -, und die Durchschnittsmiete kratzte im ersten Halbjahr an der 20-Euro-Marke.Dass Nachfragemangel das Letzte ist, worüber Immobilienvermarkter klagen könnten, liegt zumindest bisher weniger am Brexit-Effekt, der erhofften Zuwanderung Londoner Banker in die City of the Euro. Die BNP-Paribas-Leute erklären den stetigen Frankfurt-Boom vielmehr nicht zuletzt damit, dass zunehmend IT-Häuser aus dem Umland in die Stadt zögen. Wer qualifizierte junge Mitarbeiter gewinnen wolle, müsse ihnen heute die Lebensqualität der Metropole bieten.Omniturm und Global Tower sind Beispiele für Green Buildings. Für beide werden Platin-Zertifizierungen von Organisationen wie LEED oder DGNB angestrebt, die diese Gütesiegel für ökologisches respektive nachhaltiges Bauen vergeben. Und Frankfurt, so lernen wir beim Rundgang mit den Immobilienexperten der französischen Großbank, ist mit 260 zertifizierten, zur Zertifizierung angemeldeten und entsprechend projektierten Gebäuden Deutschlands “Green-Building-Hauptstadt” vor München (188), Hamburg (187) und Berlin (182). Seit 2013 fließe bundesweit im Schnitt jeder fünfte Euro des gewerblichen Investmentvolumens in nachhaltige Immobilien, 2018 gut 10 Mrd. Euro, sagt Hermann Horster, Head of Sustainability. Doch muss es nicht immer ein Neubau sein. Der Global Tower wird unter der Regie von GEG German Estate Group nach modernsten Standards – inklusive Duschen für Radfahrer – saniert, soll aber im Erscheinungsbild auch etwas “den Charme der siebziger Jahre” erhalten. Die neue Fassade ist optisch kaum von der alten zu unterscheiden. Martínez schwärmt von “einem der architektonischen Lieblingsstücke Frankfurts”. Und das, obwohl der separate Vorstandsaufzug nicht mehr vorgesehen ist.