Anleger vertrauen DWS wieder Milliarden an
Anleger vertrauen DWS wieder Milliarden an
Im ersten Quartal dreht Nettoabsatz ins Positive
jsc Frankfurt
Von Jan Schrader, Frankfurt
Die größte deutsche Fondsgesellschaft DWS weist nach einer Phase mit hohen Abflüssen wieder ein positives Neugeschäft aus: Im Startquartal flossen der börsennotierten Tochter der Deutschen Bank unterm Strich 5,7 Mrd. Euro zu, nachdem private Sparer und institutionelle Investoren im gesamten Vorjahr noch 19,9 Mrd. Euro abgezogen hatten, wie die DWS am Donnerstag berichtete. Der Fondsgesellschaft sei ein „positiver Turnaround“ geglückt, erklärte Konzernchef Stefan Hoops im Gespräch mit Analysten.
Ein hohes Neugeschäft erzielte die Gesellschaft vor allem im Heimatmarkt Deutschland, wo sich die Nettomittelzuflüsse auf 8,9 Mrd. Euro summierten. Das Geschäft der DWS stimmt mit Daten zur gesamten Branche überein. So verzeichnet die Bundesbank für das deutsche Publikumsfonds-Geschäft nach etlichen mageren Absatzmonaten im Januar und Februar wieder Milliardenzuflüsse, während der europäische Dachfondsverband Efama für Europa nach mehreren Verlustmonaten ebenfalls wieder positive Zuflüsse ausweist. In Amerika und in der Asien-Pazifik-Region zogen die DWS-Anleger allerdings unterm Strich Geld ab.
Die DWS sieht Zuflüsse primär in passiven, aber auch in aktiv verwalteten Fonds. Private Sparer trugen ebenso zum Neugeschäft bei wie institutionelle Investoren. Auch nachhaltige Strategien waren im ersten Quartal gefragt. Das verwaltete Vermögen legte im Startquartal um 2% auf 841 Mrd. Euro zu. Ein Jahr zuvor lag es noch bei 902 Mrd. Euro.
Die Ergebnisrechnung fiel durchwachsen aus: Der Gewinn liegt mit 138 Mill. Euro gut ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Einerseits blieben die Erträge mit 624 Mill. Euro hinter der Planung und den Prognosen von Analysten zurück. Leistungsabhängige Gebühren und transaktionsbezogene Einnahmen fielen mit 11 Mill. Euro außergewöhnlich niedrig aus, erklärte Finanzchefin Claire Peel. Sie rechne mit wieder steigenden Werten.
Auf der anderen Seite liegen die Kosten mit 427 Mill. Euro leicht über Vorjahresniveau. Die Aufwand-Ertrag-Relation stieg auf 68,4% und liegt damit sieben Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Die Gesellschaft hatte bereits unter Verweis auf Investitionskosten eine zeitweilige Erhöhung der Quote angekündigt. Hoops versprach am Donnerstag aber erneut Kostendisziplin. „Während wir nicht die Märkte kontrollieren können, können wir die Kosten kontrollieren.“ Die DWS ordne derzeit Führungsaufgaben neu. Die Gesellschaft habe dabei bereits viel schwere Arbeit erledigt.
Interner Bericht unter Verschluss
Der langjährige Manager der Deutschen Bank übernahm im Juni vergangenen Jahres plötzlich die Führung der DWS, nachdem sein Vorgänger Asoka Wöhrmann nach einer Razzia von Aufsicht und Staatsanwaltschaft rund um den Vorwurf falscher Versprechen zur nachhaltigen Kapitalanlage seinen Hut genommen hatte. Klarheit gibt es allerdings bis heute nicht: Während die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft elf Monate nach der Razzia noch immer nicht offiziell abgeschlossen sind, steht die DWS zu ihren ESG-Angaben. Allerdings erhöhte das Haus im vergangenen Jahr die Rückstellungen deutlich. Eine interne Untersuchung bleibt unter Verschluss.