PERSONEN

AR-Chef der HSH Nordbank zeigt Zuversicht

Von Carsten Steevens, Hamburg Börsen-Zeitung, 5.1.2018 Seit Ende Februar 2013 steht Thomas Mirow an der Spitze des Aufsichtsrats (AR) der HSH Nordbank. Als der in Paris geborene Diplomatensohn damals den Posten von Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar...

AR-Chef der HSH Nordbank zeigt Zuversicht

Von Carsten Steevens, HamburgSeit Ende Februar 2013 steht Thomas Mirow an der Spitze des Aufsichtsrats (AR) der HSH Nordbank. Als der in Paris geborene Diplomatensohn damals den Posten von Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper übernahm, war das Verdikt der EU-Kommission, die Ländereigner Hamburg und Schleswig-Holstein müssten bis Ende Februar 2018 einen Käufer für ihre 2009 mit Kapital- und Garantiehilfen von 13 Mrd. Euro vor dem Kollaps bewahrte Bank finden oder diese andernfalls abwickeln, noch nicht absehbar. Zu dem Zeitpunkt habe noch die Hoffnung bestanden, man werde zwar mit Verspätung, aber doch organisch aus der Krise herauswachsen, erinnert sich Mirow im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Am Portepee gepackt”Die Schifffahrtskrise setzte sich dann aber anders als in Hamburg und Kiel ersehnt fort – eine gefährliche Bürde für die unter Altlasten ächzende HSH. “Ehrlich gesagt war die Lage noch schwieriger, als ich gedacht hätte bzw. auch als mir gesagt worden war”, erzählt Mirow. Auch die innere Verfasstheit der Bank sei 2013 deutlich problematischer als erwartet gewesen. Doch weil ihn zum einen die Parteifreunde Olaf Scholz, erster Bürgermeister Hamburgs, und Torsten Albig, damals der amtierende Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, persönlich ansprachen und er zum anderen in einer Region, in der er lange politisch tätig war, wirtschaftspolitische Weichenstellungen mitverantwortete, sah sich der SPD-Mann Mirow in Abschätzung seiner Kenntnisse und Möglichkeiten “am Portepee gepackt”.Seit rund 35 Jahren lebe er inzwischen in Hamburg, die beiden Töchter seien hier geboren und aufgewachsen, über zehn Jahre sei er Mitglied der Landesregierung gewesen, beschreibt er die persönliche Verbundenheit mit Stadt und Region. Ob er es jemals bereut habe, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen? “Bis heute nicht”, antwortet Mirow ohne Zögern. In den vergangenen fünf Jahren sei die Bank doch “einen sehr guten Schritt” vorangekommen. Der Schaden für die Steuerzahler in Hamburg und in Schleswig-Holstein werde – wie auch immer die Geschichte ausgehe – “deutlich niedriger ausfallen als zu dem Zeitpunkt angenommen, zu dem ich das Amt übernommen habe”. Der Chef des Kontrollgremiums verweist auf den deutlichen Rückgang der gewährträgerbehafteten Anleihen von 25 Mrd. auf 2,2 Mrd. Euro im vergangenen Jahr sowie auf die in den vergangenen Jahren ebenfalls stark reduzierten Bad Assets. Allein 2017 hätten sich diese Lasten von gut 14 Mrd. auf unter 7 Mrd. Euro mehr als halbiert. “Wettbewerbsfähige Bank”Das Vertrauen und das Zutrauen in die Zukunftsfähigkeit der Bank sei heute ein ganz anderes als vor fünf Jahren. Die HSH Nordbank sei “heute eine durch und durch funktionsfähige Bank, eine wettbewerbsfähige Bank”, betont Mirow. Sie werde von einem sehr guten Vorstand geführt, der mit den Altlasten vernünftig umgegangen sei und sie so eingegrenzt habe, wie es nach Maßgabe der vielen, sehr komplexen Regelungen eben möglich war. Was interne Aspekte wie die IT, das Risikosystem und die Struktur angehe, sei die Bank inzwischen “picobello” aufgestellt und könne jeden Vergleich mit anderen Banken aushalten.Ob er einen Verkauf oder die Abwicklung der HSH Nordbank für wahrscheinlicher halte? Es sei “eindeutig das Wahrscheinlichste”, dass es gelinge, wie nach dem letzten EU-Beihilfeverfahren verlangt, bis Ende Februar einen Käufer zu finden. Zwar sei das Verkaufsverfahren mit sehr vielen Stakeholdern sehr komplex. Insofern könne niemand Gewissheit verbreiten. Aber dank vieler positiver Entwicklungen in den Märkten, dank sehr viel besserer Kennziffern und der Wahrnehmung, dass die Bank durch Vorstand und Management gut geführt werde, “halte ich die Chancen, dass der Verkauf gelingen kann, für sehr gut”.Dass die Ländereigner noch in diesem Monat entscheiden wollen, an wen sie die Bank verkaufen wollen, bestätigt Mirow nicht. Gelassen sieht er aber den Umstand, sollten Finanzinvestoren künftig das Sagen haben. Das Beispiel der österreichischen Bawag zeige, dass solche Investoren “durchaus auch eine strategische Perspektive miteinbringen” und nicht nur bestrebt seien, Unternehmen zu filetieren und ihr Engagement schnell mit möglichst hohem Gewinn zu beenden. Die US-Beteiligungsfirma Cerberus hatte im Oktober die frühere Gewerkschaftsbank Bawag, bei der sie 2007 einstieg, an die Wiener Börse gebracht und für das bis dato größte IPO in der Alpenrepublik gesorgt. Neben den Finanzinvestoren Socrates und Apollo wird Cerberus im Konsortium mit dem bereits seit gut einer Dekade an der HSH Nordbank beteiligten Ex-Goldman-Sachs-Banker Christopher Flowers zu den Bietern für die Landesbank gerechnet. Groko als “einzige Option”Wie sich die Landesbankenlandschaft aus seiner Sicht entwickeln müsste, will Mirow, der am morgigen Sonnabend sein 65. Lebensjahr vollendet, als noch amtierender Aufsichtsratschef der HSH Nordbank nicht erläutern. Ob er dem Institut auch nach dem Eigentümerwechsel im Kontrollgremium verbunden bleibt, lässt er offen. Als ehemaliger Finanzstaatssekretär in der ersten großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält er aber mit einer Ansicht über die Hängepartie bei der Bildung einer neuen Bundesregierung nicht hinter dem Berg. Die Lage sei, was die innenpolitischen und erst recht die europa- und außenpolitischen Aufgaben angehe, so, dass es “so rasch wie möglich eine mehrheitsfähige Regierung in Deutschland” geben müsse. Nach dem Scheitern der Sondierungen über eine Jamaika-Koalition sei eine neue schwarz-rote Regierung “die einzig realistische Option”.