Vermögensverwalter im Wettbewerb

Assetmanager leiden unter Margenschwund

Wachstum stammt bei Assetmanagern überwiegend aus Kursgewinnen, nicht aus neuen Geldern. Zugleich steigen Kosten und der Wettbewerb verschärft sich. Die neue Studie von ZEB zeigt, wer darauf vorbereitet ist.

Assetmanager leiden unter Margenschwund

Assetmanager wachsen, Margen schrumpfen

Volumenzuwächse schlagen sich laut ZEB-Studie nicht in der Ertragsentwicklung nieder – Mittelgroße Häuser geraten zunehmend unter Druck

Trotz gut laufender Märkte geraten Europas Assetmanager unter Druck: Wachstum stammt überwiegend aus Kursgewinnen, nicht aus neuen Geldern. Zugleich steigen die Kosten und der Wettbewerb verschärft sich. Die neue European Asset Management Studie von ZEB zeigt die Herausforderungen.

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Die europäische Assetmanagement-Branche wächst, aber das Geschäft wird spürbar härter. Die aktuelle European Asset Management Study der Beratungsgesellschaften ZEB zeigt für 2024 ein kräftiges Plus der verwalteten Vermögen von 18%. Allerdings hielten die Erträge mit diesem Tempo jedoch nicht Schritt und stiegen nur um 14%. Die durchschnittliche Cost-Income-Ratio lag bei 67%, also nur leicht besser als im Vorjahr.

Wachstum gibt es also reichlich, aber immer weniger davon schlägt sich in Ertrag nieder. „Wir stellen fest, dass man die hinzugewonnenen Assets nicht eins zu eins in Erträge übersetzen kann. Das ist die Margenerosion im Kern“, sagt Johannes Branahl, Senior-Consultant bei ZEB.

Getrieben wird das Volumenwachstum vor allem von den Kapitalmärkten. In den vergangenen fünf Jahren gingen rund 75% des AuM-Anstiegs auf Marktperformance zurück, nur etwa 25% stammte aus Nettomittelzuflüssen. 2024 haben sich diese Zuflüsse zwar gegenüber 2023 verdoppelt und rund 25% zum Wachstum beigetragen. Doch der Löwenanteil bleibt an den Börsenbewegungen hängen.

Gleichzeitig konzentriert sich das Neugeschäft stark auf wenige Anbieter: Die fünf größten Häuser vereinten zwei Drittel der Zuflüsse auf sich. Branahl: „Trotz geopolitischer Spannungen und Politikwechsel im Weißen Haus hatten wir 2024 ein historisch außergewöhnliches Wachstum von rund 16% beim globalen AuM. Gleichzeitig nimmt die oligopolistische Tendenz zu, die Top Ten Assetmanager kumulieren also immer mehr Vermögen unter sich.“

„Unglückliche Mitte“

Beim Blick auf Kosten und Profitabilität zeigen sich in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße deutliche Unterschiede. Zwar hat sich die Rentabilität über alle Gruppen hinweg stabilisiert. Doch die mittleren Anbieter bleiben strukturell am schwächsten aufgestellt. Ihre Cost-Income-Ratios liegen im Schnitt über denen großer und kleiner Wettbewerber. Ein Muster sieht die Bankenberatung seit Jahren: Die mittleren Häuser haben die höchsten Cost-Income-Ratios. „Die Großen profitieren von Reichweite und Nettomittelzuflüssen, die Kleinen können sich in Nischen positionieren, und die Mittleren hängen unglücklich dazwischen.“

Die Ursachen dafür liegen weniger im Tagesgeschäft als in der Aufstellung. ZEB-Partner Carsten Wittrock: „Viele mittlere Anbieter sind in zu vielen Ländern, in zu vielen regulatorischen Regimen mit zu vielen Produkten und zu vielen unterschiedlichen Kundengruppen unterwegs. Da fehlt oft die Skalierbarkeit. Die Alternative ist eine klare Fokussierung wie bei Boutiquen oder ein stärkeres Auslagern, um Fixkostenblöcke zu reduzieren.“

Bei guten Börsen lässt sich vieles kaschieren. Doch Wittrock warnt: „Solange die Märkte laufen, fallen hohe Fixkostenblöcke nicht auf. Aber wenn es kracht, hängen die Häuser an diesen Kostenblöcken, die über Jahre aufgebaut wurden.“

Zu den Gewinnern des vergangenen Jahres zählen vor allem große Häuser mit starker Präsenz in ETFs und Private Markets. Der weltweite ETF-Markt legte 2024 um 38% zu, getrieben von Kurssteigerungen und kräftigen Zuflüssen, insbesondere zum Jahresende. Parallel bleiben Private-Markets-Produkte gefragt, auch wenn sie zunehmend für kleinere Anleger geöffnet werden.

Doch selbst dort ist die Ertragssituation nicht automatisch komfortabel. „Private-Equity-Produkte sind für hohe Gebühren bekannt, und in der Nettorendite schaffen es selbst die Pioniere oft kaum, einen einfachen MSCI-World-Index auf lange Sicht durchschnittlich zu schlagen. Der Druck, kostengünstigere Alternativen zu entwickeln, ist enorm“, sagt Branahl. Eine wichtige Rolle spiele also die Frage, wie viel Preis- und Gebührenpower den Anbietern in einem Umfeld mit immer günstigeren Standardprodukten noch bleibt.

Für die kommenden Jahre rechnet ZEB überwiegend mit stabilen oder steigenden Zuflüssen; nur eine kleine Minderheit der Befragten erwartet rückläufige Mittel. Gleichzeitig wird jedoch mit weniger Wachstum und anhaltendem Margendruck gerechnet. In den bis 2029 durchgerechneten Szenarien zeigen sich die Risiken: Nur im günstigen Umfeld mit stabilem Provisionsniveau und hohem Anteil an Nettomittelzuflüssen bleibt die Cost-Income-Ratio (CIR) in etwa konstant. Im ungünstigen Szenario drohen hingegen Margeneinbrüche bis hin zu CIR-Werten deutlich über 80%.

ZEB-Partner Wittrock: „Assetmanagement ist immer noch ein hochprofitables Geschäftsmodell. Die Branche klagt auf hohem Niveau über Cost-Income-Ratios von 67 oder 70%. Da wären andere Branchen glücklich. Die eigentliche Sorge ist weniger die aktuelle Profitabilität als das Szenario eines echten Börsenschocks.“

„Saubere Datenhaushalte“

Aus ZEB-Sicht gibt es klare Handlungsfelder. An erster Stelle stehe der Ausbau kostengünstiger Produkte – allen voran ETFs und andere skalierbare Lösungen. Ebenso wichtig sei es, Kunden zu binden und neue Gruppen zu erschließen, etwa über Retail-Plattformen, einfache digitale Zugänge und Cross-Selling. Auf der Kostenseite rücken für die Berater Automatisierung, Cloud-Lösungen und Datenplattformen in den Mittelpunkt. Branahl: „Regulatorik und Datenmanagement binden inzwischen bei kleineren Häusern 10 bis 20% der Kapazitäten. Ohne sauberen Datenhaushalt funktioniert weder KI noch echte Effizienzsteigerung."