Auf einem Umweg zur Verbundbank

WestLB, Helaba & Co. schleppen sich ins Ziel - Übertragung bis September

Auf einem Umweg zur Verbundbank

ski Frankfurt – “Wir sind auf dem Weg, eine führende Verbundbank in der Sparkassenorganisation zu werden.” Dieses Fazit zog am Montag Hans-Dieter Brenner als Vorstandsvorsitzender der Helaba in einem Brief an die Beschäftigten, nachdem erst am Wochenende die extrem komplizierten und mühsamen Verhandlungen über die Übernahme des Sparkassenzentralbankgeschäfts der in Auflösung begriffenen WestLB durch das hessisch-thüringische Spitzeninstitut abgeschlossen worden waren. Die Vorstände von Helaba, WestLB und Erster Abwicklungsanstalt (EAA) – der Bad Bank der WestLB – sowie die Eigentümer des Düsseldorfer Instituts und die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) unterzeichneten eine entsprechende Rahmenvereinbarung und verständigten sich über einen Zeitplan zur Umsetzung.Die Helaba gewinnt dadurch in ihrem Geschäftsfeld Verbundbank über die 50 hessischen und thüringischen Sparkassen hinaus weitere 106 Institute in Nordrhein-Westfalen als Partner. Zusätzlich übernimmt sie in Brandenburg, das bisher von der WestLB betreut wurde, auf Basis einer Rahmenvereinbarung mit dem Ostdeutschen Sparkassenverband die Verbundbankfunktion für die dortigen elf Sparkassen. Brenner zufolge wurden die Grundsätze und die Organisation der Zusammenarbeit gemeinsam mit den beteiligten Verbänden geregelt. In das Rahmenwerk eingebettet seien Einzelverträge, in denen Sparkassen und Helaba die konkrete geschäftliche Zusammenarbeit auf den vereinbarten Geschäftsfeldern festlegten. “Bis heute haben bereits nahezu alle Sparkassen in NRW einen solchen Vertrag unterzeichnet. Unser Prinzip ‘Partnerschaft, nicht Konkurrenz` wird auch in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg die Grundlage der gemeinsamen Kunden- und Marktbearbeitung sein”, erklärte Brenner.Wie sich schon abgezeichnet hatte (vgl. BZ vom 30. Juni), muss bei der ohnehin harzigen Übernahme zu allem Überfluss auch noch ein Umweg beschritten werden: Bis Ende August – in dieser Zeit sollen alle erforderlichen Verträge beurkundet werden – betreiben die WestLB-Rechtsnachfolgerin Portigon und die Helaba das Verbundbankgeschäft gemeinsam. Eine Zusatzvereinbarung regelt die konkrete Vorgehensweise, den Einfluss der Helaba und das kooperative Miteinander. Die technische Übertragung der Verbundbank auf die Helaba sowie die Eintragung der Transaktion ins Handelsregister würden nach Vorlage der Schlussbilanz der WestLB per Jahresmitte bis zum 17. September vollzogen – nach Angaben der FMSA rückwirkend zum 1. Juli. Eine umfassende, aktive und nachhaltige Betreuung der Sparkassen und ihrer Kunden sei ab sofort durch Helaba und Portigon sichergestellt. “Unabhängig von diesem leider notwendigen Umweg (. . .) sind wir strategisch einen großen Schritt vorangekommen”, schrieb Brenner. Der Markt NRW habe für die Helaba auch außerhalb des unmittelbaren Verbundgeschäfts erhebliches Potenzial. Brenner sieht Chancen insbesondere im Transaction Banking, im Depotbankgeschäft sowie im Geschäft mit großen Firmenkunden, institutionellen Kunden und der öffentlichen Hand.Gemeinsam mit den neuen Trägern und deren Sparkassen wolle man den Finanzmarkt überregional in seiner ganzen Breite abdecken und das in der Kooperationsvereinbarung formulierte gemeinsame Interesse der Träger an einer nachhaltig und risikobewusst agierenden Helaba in allen Geschäftsfeldern umsetzen, so Brenner. Wie berichtet, erhalten die vier neuen Träger im Zuge einer Barkapitalerhöhung um 1 Mrd. Euro Anteile an der Helaba (vgl. Grafik). Die Frankfurter und Erfurter übernehmen ein Portfolio mit einer Bilanzsumme von 40 Mrd. Euro und risikogewichteten Aktiva von 8,3 Mrd. Euro sowie 451 Beschäftigte. Die Verbundbank wird zum Unternehmenswert null übertragen. “Faire Lastenverteilung”Georg Fahrenschon, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), hatte am Wochenende erklärt, die getroffenen Vereinbarungen stellten “eine faire Lastenverteilung zwischen allen Beteiligten dar”. Die bundesweite Sparkassen-Finanzgruppe werde den zugesagten Beitrag von 500 Mill. Euro zur Kapitalisierung der auf die Helaba zu übertragenden Verbundbank “verlässlich erfüllen”.Derweil musste die WestLB nun auf Geheiß der EU-Kommission jegliches Neugeschäft außerhalb der Verbundbank einstellen. Die Anteile an ihrer Nachfolgerin Portigon halten das Land NRW (67,8 %) und die landeseigene NRW.Bank (30,5 %) sowie regionale Landschaftsverbände. Die beiden Sparkassenverbände in NRW sind aus dem Aktionärskreis ausgeschieden. Portigon bezeichnet sich als “international tätigen Dienstleister im Service- und Portfoliomanagement”. Den Aufsichtsratsvorsitz übernahm der Rechtsanwalt und frühere NRW-Finanzstaatssekretär Wolfgang Steller. Er gehörte schon dem Kontrollorgan der WestLB an.