Aufseher beschwören mögliche Einigung über Baseler Reform

Ingves und Hufeld setzen auf Kompromiss - BaFin-Chef wettert gegen Anhänger der Leverage Ratio als "akademische Vereinfacher"

Aufseher beschwören mögliche Einigung über Baseler Reform

bg Frankfurt – BaFin-Chef Felix Hufeld hat sich auf dem Bundesbank-Symposium am Mittwoch optimistisch gezeigt, dass auch diesmal bei den Baseler Verhandlungen “das Kunststück einer Einigung” gelingen werde. Dank kluger Moderation durch den Vorsitzenden des Ausschusses, Stefan Ingves, “schaffen wir auch die letzten Meter”.Derzeit ruhen die Verhandlungen auf höchster Ebene, nachdem zwar grundsätzlich alle Daten auf dem Tisch liegen, sich Europäer und Amerikaner aber im Januar über die Frage der begrenzten Verwendung von internen Modellen für Risikounterlegung entzweiten und seitdem die Ansprechpartner auf US-Seite fehlen, da vom neuen US-Präsidenten Donald Trump noch Vakanzen bei den Regulatoren zu füllen sind. Ingves zufolge, der in Frankfurt einen seiner seltenen öffentlichen Auftritte hatte, ist der sogenannte Output Floor für die Risikokalibrierung die einzige noch offene Frage.In seinem Vortrag erklärte Ingves, dass auf der Mitgliederversammlung vor zwei Wochen große Zustimmung zum erreichten Basel-III-Rahmen signalisiert worden sei. Klar sei aber auch, dass mit der finalen Kalibrierung der Output Floors Anreize vermindert werden sollten, dass Banken ihre Risiken in internen Modellen kleinrechnen. Außerdem gehe es im Baseler Ausschuss jetzt vor allem um eine Harmonisierung der verschiedenen Steuerungsgrößen, also zum Beispiel das Zusammenspiel mit der Leverage Ratio – die erfreut sich bei Hufeld in der Gewichtung aufsichtlicher Steuerungsgrößen mäßiger Beliebtheit.In seinem Vortrag wandte sich der BaFin-Chef gegen “akademische Vereinfacher”, welche die ungewichtete Kapitalquote als zentrales Steuerungselement favorisieren. “Aber pauschale Limits taugen nicht, denn sie vermehren Risiken, davon bin ich überzeugt.” Wenn eine Bank bei Kreditrisiken eine bessere Daten- und Informationsgrundlage habe, so dass Risiken tatsächlich besser abgebildet werden könnten als über eine standardisierte Erfassung, dann sei ein internes Modell dem Standardansatz vorzuziehen. Bezüglich der sogenannten Outlier Banks, denen die von Dombret vorgerechnete höhere Inflation ihrer Risikoaktiva mit Basel-III-Finalisierung droht, stellte Hu-feld klar, dass diese nicht betroffen sind vom Anspruch, keine signifikanten Erhöhungen aus der Baseler Reform zuzulassen.Es werde in den Baseler Schlussverhandlungen keinen Kompromiss um jeden Preis geben, man sei nicht bereit, die Risikosensitivität als regulatorisches Prinzip abzuschaffen, zeigte Hufeld Einigkeit mit Dombret. Zudem erinnerte er daran, dass Entscheidungen im Baseler Verwaltungsrat (GHOS) nur einstimmig gefällt werden können. Dieses Vetorecht habe schon bei Basel II zu Konflikten geführt, weil jedes Land für sich regulatorische Kosten begrenzen wollte – aber es sei dann ein tragfähiger Kompromiss gelungen, bei dem Deutschland sein Mittelstands-Paket platzieren konnte.Mit Blick auf die sich in den USA entfaltenden Tendenzen merkte Hu-feld an, dass man “einen Rückfall in den Schweinezyklus aus Deregulierung – Krise – Regulierung – Deregulierung – erneute Krise” verhindern müsse. Ingves erklärte, dass man im Baseler Ausschuss auch die Risikounterlegung von Staatsanleihen “vorsichtig und graduell” angehe. Allerdings sei nicht absehbar, wie das vorangehen werde, es werde wohl sehr lange dauern, bis man hier zu greifbaren Ergebnissen komme.Deutsche-Bank-Vorstand Marcus Schenck erinnerte daran, dass schon der Basel-III-Vorgänger nicht einheitlich umgesetzt wurde. Deshalb sollte nun berücksichtigt werden, dass es in Europa guten Grund geben könne für Abweichungen bei der Umsetzung. Das verband er mit einem Petitum nach langen Übergangsfristen mit gestreckter Einführungsphase, “da Bilanzen sich nicht so schnell umstellen lassen”. Man müsse dem Sektor dafür Zeit lassen, eine Frist von drei bis vier Jahren sei zu kurz. Bei der Deutschen Bank könne das gesamte Basel-Paket zu einer Inflation der Risikoaktiva in einer Größenordnung von rund 100 Mrd. Euro führen, sagte er mit Bezug auf eine Analyse seines Hauses von 2015. Schenck glaubt nicht, dass im Markt Unruhe aufkäme, wenn es beim Baseler Dissens bleiben würde.