Aufsicht ermittelt im Fall Grenke in alle Richtungen

BaFin wittert Marktmanipulation und Insiderhandel

Aufsicht ermittelt im Fall Grenke in alle Richtungen

jsc Frankfurt – Die deutsche Finanzaufsicht BaFin sieht sich angesichts der weitreichenden Vorwürfe gegen das Leasing-Unternehmen Grenke unter Zugzwang: Nachdem die Firma Viceroy Research, hinter der Medienberichten zufolge der britische Investor Fraser Perring steht, in einem 64-seitigen Dokument weitreichende Pfuschvorwürfe gegen das Unternehmen erhoben hatte und der Aktienkurs daraufhin abgestürzt war, erklärte die Behörde noch am Dienstagnachmittag, umfassend in der Causa ermitteln zu wollen. Sowohl das Unternehmen selbst als auch “Dritte” – also offenbar Viceroy und Perring – müssen sich demnach auf Ermittlungen wegen möglicher Marktmanipulation einstellen. Auch dem Verdacht auf Insiderhandel vor Veröffentlichung des Berichts geht die Aufsicht nach.Der Bericht von Viceroy Research strotzt vor Vorwürfen: Nicht weniger als einen “eklatanten Bilanzbetrug” (blatant accounting fraud) wirft Viceroy dem Unternehmen aus Baden-Baden vor, darunter nicht offengelegte Beziehungen und ein vollständiges Fehlen interner Kontrollen. Auch bringt der Bericht das Bankgeschäft von Grenke mit Geldwäsche und dem Verstecken von falschen Geldbeständen (fake cash) in Verbindung. Viceroy Research räumt in dem Bericht ein, eine Short-Position gegen Grenke aufgebaut zu haben, also auf fallende Kurse zu wetten.Grenke kündigte eine ausführliche Replik auf die Fülle der Vorwürfe an. Ein zentraler Vorwurf sei, dass 1,1 Mrd. Euro an liquiden Mitteln nicht existierten. Dieser Vorwurf sei nachweislich falsch, das Geld befinde sich überwiegend auf Konten der Bundesbank. Auch sonst seien etliche Angaben nicht korrekt. “Dieser Bericht enthält Unterstellungen, die Grenke auf das Schärfste zurückweist.”Bereits 2016 hat Perring laut Medienberichten unter dem Pseudonym “Zatarra” dem inzwischen kollabierten Zahlungsdienstleister Wirecard Bilanzfälschung vorgeworfen und gleichzeitig auf fallende Kurse gewettet. Die BaFin steht wegen des Wirecard-Skandals unter Druck. Nun zeigt sich die Aufsicht handlungsbereit: “Bezüglich möglicher Bilanzierungsverstöße werden wir alle uns rechtlich zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen.” Nach einem Bericht der Online-Ausgabe des “Spiegels” hatte Perring seine Kritik an Grenke bereits im August der BaFin schriftlich hinterlegt. Die Aufsicht dementiert: “Schreiben oder E-Mails von Herrn Perring liegen uns bislang nicht vor.”