Aus der Stabilität in die Stabilitätsfalle
Aus der Stabilität
in die Stabilitätsfalle
Von Wolf Brandes
Offene Immobilienfonds galten lange als ruhiger Hafen. Doch die Zinswende und strukturelle Leerstände in Büros haben das Fundament verschoben. Laut Scope lag der offizielle Wert der Fonds im Juni bei rund 108 Mrd. Euro, das sind 6 Mrd. Euro weniger als ein Jahr zuvor. Beliebtheit sieht anders aus. Parallel halten die Nettoabflüsse an, im laufenden Jahr betrugen sie laut Barkow Consulting kumuliert 9,4 Mrd. Euro.
Die Anbieter halten mit Marketingbotschaften dagegen: „Must-Have im Portfolio“, „gute Gründe für Offene Immobilienfonds“, „Stabilitätsanker“. Ja, Diversifikation und ein professionelles Management sind Vorteile. Aber sie heben die zyklischen Risiken nicht auf. Wenn Cashflows sinken und Leerstände steigen, kippt die Erzählung von der geringen Volatilität. Die scheinbare Ruhe im Kursverlauf spiegelt oft nur eine träge Bewertung wider. Gleichzeitig kann Liquidität knapp werden, Rücknahmen lassen sich beschränken – aus der Stabilität wird dann schnell eine Stabilitätsfalle.
Wer übergewichtet ist, sollte proaktiv reduzieren, solange die Märkte geordnet sind. Wer in der Beratung mit „Tagesgeld-Charakter“ gelockt wurde, sollte rechtliche Optionen prüfen. Offene Immobilienfonds sind Immobilienanlagen mit Risiko im Gewand täglicher Bewertung. In dieser Marktphase zählt Vorsicht.