Ausfallrisiken der Kreditgenossen steigen
Ausfallrisiken der Kreditgenossen steigen
Krise der Baywa und Probleme bei Gewerbeimmobilien drücken Finanzverbund in Bayern
sck München
Die Existenzkrise des Agrarhandelskonzerns Baywa und die Probleme im gewerblichen Immobiliensektor dämpfen die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern. Auf seiner Halbjahres-Pressekonferenz nannte der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) beide Faktoren als „Haupttreiber“ dafür, dass der Anteil als „notleidend“ eingestufter Kredite in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei den Mitgliedsinstituten im Durchschnitt auf 2,38% wuchs. Zum Vergleich: Ende 2024 waren es 2,19%.
Streubreite ist groß
GVB-Vorstandschef und Präsident Stefan Müller sprach mit Blick auf die allgemeine Wirtschaftsflaute von einer derzeit „schwierigen Phase“. Trotz dieser wachsenden Herausforderungen gab die GVB-Führungsspitze Entwarnung. „Wir haben die Risiken gut im Griff“, sagte Vorstandsmitglied Alexander Leißl. Die jüngste Quote bei den Ausfallrisiken sei immer noch relativ niedrig. In der Niedrigzinsphase lag der Anteil notleidender Kredit im Darlehensportfolio des bayerischen Finanzverbunds seinen Worten zufolge bei 1,08% (Stand 2021). Auf Nachfrage räumte Leißl allerdings ein, dass es im Finanzverbund Primärinstitute gäbe, die eine Quote von über 5% ausweisen. „Die Streubreite ist groß“, so Leißl.
Causa RSA sorgt für Aufsehen
In diesem Zusammenhang kam auf der Veranstaltung die Schieflage der kleinen Volksbank RSA zur Sprache. Das wegen gewerblicher Immobilien in Not geratene Institut wird vermutlich unter das Dach der benachbarten Meine Volksbank Raiffeisenbank mit Sitz in Rosenheim schlüpfen. Die Rosenheimer Kreditgenossen bilden die größte Primärbank im Finanzverbund des Freistaats. Leißl zufolge läuft die Prüfung des Jahresabschlusses 2024 bei der RSA. Details nannte er nicht. „Darüber kann ich nichts sagen.“ Er signalisierte, dass die Sicherungseinrichtung des Dachverbands BVR in der Causa eingeschaltet ist.
In Fall der zum Genossenschaftssektor gehörenden Baywa AG bekräftigte Müller, dass die Belastungen infolge der Sanierung des Münchner Konzerns für den Finanzverbund „sehr gut verkraftbar“ seien. Leißl zufolge ist bei den Abschreibungen 2024 „nicht mehr viel passiert“. Im Jahresabschluss 2024 mussten die Volks- und Raiffeisenbanken insgesamt 60% der an die Baywa vergebenen Schuldscheindarlehen (insgesamt 220 Mill. Euro) wertberichtigen. Als Basis dafür diente die positive Fortführungsprognose der Unternehmensberater von Roland Berger.
Anteil deutlich ausgebaut
Der Finanzverbund baute über ein Beteiligungsvehikel (BRB) seinen Anteil an der Baywa als größer Einzelaktionär deutlich aus. Die BRB hält nach jüngstem Stand 45,2% (zuvor 34%) die Raiffeisen Agrar Invest aus Österreich 37,9% (zuvor 28%). Der Anteil des Streubesitzes fiel auf 17% zurück. Die Verschiebungen im Aktionärskreis sich Folge einer Kapitalerhöhung von maximal 200 Mill. Euro. Die beiden genossenschaftlichen Ankeraktionäre garantierten davon 125 Mill. Euro.