Hochspekulative Hebelprodukte

BaFin interveniert bei Turbo-Zertifikaten

Hohe Risiken, wenig Wissen: Die BaFin führt neue Regeln für Turbo-Zertifikate ein. Ab 2026 dürfen Kleinanleger nur noch mit bestandenem Wissenstest investieren.

BaFin interveniert bei Turbo-Zertifikaten

BaFin interveniert
bei Turbo-Zertifikaten

Wissensabfrage vor Kauf – 2 Prozent des Marktes betroffen

wbr Frankfurt

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat neue Vorgaben für den Vertrieb sogenannter Turbo-Zertifikate erlassen. Diese hochspekulativen Hebelprodukte, auch als Knock-out-Zertifikate bekannt, unterliegen ab dem 16. Juni 2026 strengen Regeln. Ziel ist es, Kleinanleger besser vor finanziellen Verlusten zu schützen.

Künftig dürfen Turbo-Zertifikate nur noch unter strengen Auflagen an Privatanleger verkauft werden. Anbieter müssen eine standardisierte Risikowarnung anzeigen und vor jedem Kauf eine verpflichtende Wissensabfrage („Turbo-Basiswissen“) durchführen – diese ist mindestens halbjährlich zu wiederholen. „Turbo-Zertifikate können erhebliche Verluste verursachen. Umso wichtiger ist es, Transparenz herzustellen und das Risikobewusstsein zu schärfen“, erklärt BaFin-Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch.

Folge von Marktstudien

Die Maßnahme war in der Branche erwartet worden. Sie ist Reaktion auf die Ergebnisse zweier groß angelegter Marktuntersuchungen, die die BaFin 2024 und 2025 durchgeführt hat. Ein zentrales Ergebnis: Rund 74% der Käufer von Turbo-Zertifikaten erlitten innerhalb eines knapp fünfjährigen Untersuchungszeitraums Verluste. Im Durchschnitt belief sich der Verlust auf über 6.000 Euro pro Person.

Die BaFin hatte den Entwurf der Allgemeinverfügung im Mai 2025 zur Anhörung gestellt. Nach Auswertung von 26 Stellungnahmen verlängerte sie die Umsetzungsfrist von ursprünglich drei auf acht Monate. Damit wird den Anbietern mehr Zeit für die technische Integration der neuen Vorgaben eingeräumt. Der Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW) begrüßte die verlängerte Frist.

„Wir sind uns grundsätzlich mit der BaFin einig, dass Transparenz über Chancen und Risiken essenziell ist“, sagte Christian Vollmuth, geschäftsführender Vorstand des BSW. Er betonte aber auch, dass Knock-out-Produkte bewusst als Hochrisikoinstrumente positioniert seien – mit entsprechend klarer Risikokennzeichnung. Knock-out-Papiere stehen für ein Volumen von 2,1 Mrd. Euro und damit rund 2% des Gesamtmarkts strukturierter Wertpapiere.