BaFin nimmt Grenke ins Visier

Exekutivdirektor Röseler: Aufsicht ist nach dem Fall Wirecard "ganz sensibel"

BaFin nimmt Grenke ins Visier

bn Frankfurt – Die vom Leerverkäufer Fraser Perring attackierte Leasinggruppe Grenke zieht das Augenmerk der Finanzaufsicht auf sich. “Wir werden alle aufsichtlichen Instrumente natürlich prüfen und gegebenenfalls nutzen”, kündigte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), auf dem 18. Internationalen Retail-Bankentag von Börsen-Zeitung und Diebold Nixdorf an, ohne das Vorgehen konkret erläutern zu wollen. Anders als im Fall Wirecard habe man den Vorteil, dass die komplette Unternehmensgruppe unter BaFin-Aufsicht stehe, betonte er. Nach dem Zusammenbruch des zuvor ebenfalls von Perring angegangenen Dax-Konzerns war die BaFin in die Kritik geraten, da sie den Luftbuchungen beim Fintech nicht auf die Schliche gekommen war.Röseler räumte ein, dass der Fall die Aufseher noch immer beschäftigt. Dies habe dazu geführt, “dass wir bei Grenke jetzt ganz sensibel sind”. Um den gegen Grenke erhobenen Vorwürfen der Bilanzfälschung und der Geldwäsche auf den Grund zu gehen, steht der Behörde theoretisch eine ganze Palette an Optionen zur Verfügung: vom bankaufsichtlichen Gespräch über die Anforderung von Unterlagen und Sonderprüfungen bis hin zur Abberufung von Mitgliedern der Geschäftsleitung. Am Montag war schon zu hören gewesen, die BaFin erwäge eine Untersuchung der Bilanzierung der Gruppe durch einen Wirtschaftsprüfer.Röseler konzedierte, dass der Fall Wirecard Lücken in der Finanzaufsicht offengelegt habe. Teils benötige die BaFin nun Unterstützung des Gesetzgebers, um etwa auf Risiken zuzugreifen, die aus dem Sektor abgewandert seien. Zugleich stellte er aber auch mit Blick auf die Aufsichtspraxis fest: “Für manche Banken passt unser Aufsichtsansatz, den wir heute haben, einfach nicht.” So achte die Aufsicht stark auf die Eigenkapitalquote. Damit werde sie den Risiken einer Volksbank oder Sparkasse gerecht, nicht aber einer Wirecard Bank, deren Eigenkapitalquote noch immer über 30 % liege. Auf viele technologiegetriebene Adressen passten die herkömmlichen Kennziffern nur eingeschränkt: “Das sind sicher strukturelle Themen, die wir angehen müssen.” – Schwerpunkt Seite 3