Regulierung

Bank of England fürchtet Krypto-Crash

Die Bank of England hat vor Risiken für die Finanzstabilität gewarnt, sollte sich das rasante Wachstum des Geschäfts mit Kryptoassets fortsetzen, ohne dass es angemessen reguliert wird.

Bank of England fürchtet Krypto-Crash

hip London

Die Bank of England hat die Regulierung von Kryptoassets als „dringliche Angelegenheit“ be­zeichnet. Der für das Thema Fi­nanzstabilität verantwortliche stellvertretende Gouverneur Jon Cunliffe verwies auf einer Branchen­konferenz auf das rasante Wachstum des Segments, dessen Bewertung von gerade einmal 16 Mrd. Dollar vor fünf Jahren auf derzeit 2,3 Bill. Dollar gestiegen ist. Das müsse man natürlich im Kontext eines 250 Bill. Dollar schweren weltweiten Finanzsystems sehen. „Doch wie uns die Finanzkrise gezeigt hat, muss man keinen großen Teil des Finanzsektors ausmachen, um Finanzstabilitätsprobleme auszulösen – Subprime wurde 2008 mit rund 1,2 Bill. Dollar bewertet“, erinnerte Cunliffe.

Kryptotechnologien bieten aus seiner Sicht die Hoffnung auf radikale Verbesserungen­ im Finanzdienst­leistungsgeschäft. Ihre derzeitigen Anwendungen seien je­doch aus einer Reihe  von  Gründen  mit  Blick  auf die Finanzstabilität besorgniserregend.

Der Großteil dieser Assets habe keinen intrinsischen Wert und unterliege großen Preisschwankungen. Die Kryptowelt beginne Verbindungen mit dem traditionellen Finanzsystem einzugehen, und man beobachte Akteure, die fremdfinanziert handelten. All das trage sich in einem weitgehend unregulierten Bereich zu. „Die Risiken für die Finanzstabilität sind derzeit vergleichsweise begrenzt, aber sie könnten sehr schnell zunehmen, wenn sich dieses Segment, wie ich es erwarte, weiter zügig entwickelt und wächst“, sagte Cunliffe.

Unbesicherte Kryptoassets machten 95 % der 2,3 Bill. Dollar aus. Für sie gelte: „Der Wert des Krypto­assets wird einzig und allein dadurch bestimmt, was ein Käufer zu einem bestimmten Moment dafür zu zahlen bereit ist“, erinnerte der Notenbanker. Die Volatilität sei im Vergleich zum US-Standardwerteindex S&P 500 zwölfmal so groß. Sie dienten in erster Linie spekulativen Zwecken.

Noch dominierten Kleinanleger das Geschäft, doch mehrten sich die Anzeichen für Interesse seitens institutioneller Investoren. Komplexere Anlagestrategien entstünden, Kryptofutures und andere Derivate. Es gebe 150 bis 200 auf Krypto spezialisierte Hedgefonds. Traditionelle Hedgefonds zeigten ebenfalls Interesse. Auch Großbanken und Marktinfrastrukturanbieter „stecken ihre Zehen ins Wasser“. Die Frage sei, welche Auswirkungen eine wesentliche Preiskorrektur hätte, wenn Kryptoassets weiter stark wachsen, stärker in den traditionellen Finanzsektor integriert werden und die Anlagestrategien komplexer werden – „im Extremfall, wenn der Preis auf null fällt. So ein Zusammenbruch ist mit Sicherheit ein plausibles Szenario“, warnte er.

Durch das Platzen der Internet­blase hätten die Anleger mehr als 5 Bill. Dollar verloren. Damit sei aber kein Verlust an Finanzstabilität einhergegangen. Bei der Finanzkrise 2008 habe der Zusammenbruch des vergleichsweise kleinen Markts für Subprime-Hypotheken Erschütterungen im Finanzsystem ausgelöst, die großen und anhaltenden wirtschaftlichen Schaden anrichteten. Derzeit sehe es nicht so aus, als würden viele Anleger Positionen mit großem­ Hebel eingehen.

Die gehebelten Kryptoasset-Positionen belaufen sich nach Schätzung der Bank auf insgesamt 40 Mrd. Dollar. Es gebe allerdings Belege für rasantes Wachstum. Das Handelsvolumen der an der CME gehandelten Kryptofutures habe sich im laufenden Jahr auf 2 Mrd. Dollar täglich verzehnfacht.

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