PERSONEN

Bank of Japan wird zur Abenomics-Bastion

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 20.4.2017 Japans Notenbank gerät bald endgültig unter die Kontrolle von Befürwortern einer extrem expansiven Geldpolitik. Zum 23. Juli verlassen Takehiro Sato (55) und Takahide Kiuchi (53) turnusgemäß nach...

Bank of Japan wird zur Abenomics-Bastion

Von Martin Fritz, TokioJapans Notenbank gerät bald endgültig unter die Kontrolle von Befürwortern einer extrem expansiven Geldpolitik. Zum 23. Juli verlassen Takehiro Sato (55) und Takahide Kiuchi (53) turnusgemäß nach fünf Jahren den geldpolitischen Rat. Als dessen einzige Falken haben sie seit Jahren immer wieder die Wirkung der enormen Wertpapierkäufe hinterfragt und auch gegen die Einführung von Strafzinsen gestimmt. Als ihre Nachfolger hat die Regierung einen erklärten Befürworter einer Reflationierung sowie einen erfahrenen Banker nominiert. Damit hat Premierminister Shinzo Abe binnen viereinhalb Jahren die Führung der Notenbank komplett mit Unterstützern der Abenomics-Politik besetzt. Wieder ein Banker im TeamNachrücker Goshi Kataoka (44) arbeitet derzeit als Ökonom für die Denkfabrik der größten Finanzgruppe Mitsubishi UFJ (MUFG). Er verfasste mit anderen Reflationisten wie BoJ-Ratsmitglied Yutaka Harada Bücher und plädierte im Herbst in einem Forschungspapier für einen Neustart der Deflationsbekämpfung durch größere Fiskalausgaben und den Verzicht auf eine höhere Umsatzsteuer.Die Ansichten des zweiten Neulings, Hitoshi Suzuki (63), sind weniger bekannt. Er war Vizepräsident der MUFG-Geschäftsbank Bank of Tokyo Mitsubishi UFJ und gehört derzeit ihrem Prüfungsausschuss an. Mit seiner Ernennung korrigiert die Regierung das vorübergehende Fehlen eines erfahrenen Bankers in der Führungsetage der Notenbank. Japanische Medien gehen davon aus, dass beide Nachrücker dem Negativzins als Mittel der Geldpolitik eher kritisch gegenüberstehen. Kataoka hat bereits öffentlich gemacht, dass er ein umfangreiches Quantitative Easing gegenüber Strafzinsen bevorzugt. Suzuki wiederum hat selbst erlebt, wie der Negativzins seit Februar 2016 die Gewinne der Banken beeinträchtigt. Daher macht der Wechsel auf den zwei Posten eine Ausweitung der Negativzinspolitik unwahrscheinlicher. Womöglich konzentriert sich die Notenbank verstärkt auf die Wertpapierkäufe sowie die Renditekurve und verzichtet auf den ungeliebten Strafzins. Nächste Neubesetzung 2018Am Finanzmarkt wurde die Personalentscheidungen ruhig aufgenommen. Direkte Auswirkungen werden nicht erwartet. Jedoch könnte die Besetzung des neunköpfigen Rates ausschließlich mit monetären Tauben nach Ansicht einiger Analysten dazu führen, dass der Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik nicht rechtzeitig und in angemessenem Maße erfolgt. Da dieser Zeitpunkt jedoch noch in der Ferne liegen dürfte, richten sich die Blicke zunächst auf das Frühjahr 2018. Dann enden nicht nur die Amtszeiten der Vizegouverneure Kikuo Iwata (74) und Hiroshi Nakaso (64), sondern auch die fünf Amtsjahre von Notenbankchef Haruhiko Kuroda (72).Eine Vertragsverlängerung für den Gouverneur ist in Japan eigentlich unüblich, wird aber für möglich gehalten. Dadurch könnte Kuroda das für das Frühjahr 2019 avisierte Erreichen des Inflationsziels von 2 % noch als Verantwortlicher erleben. Gegen seine Weiterbeschäftigung spricht, dass er zum Ende seiner zweiten Amtszeit bereits 78 Jahre alt wäre. Jedoch könnte Premierminister Abe, der selbst noch bis 2021 regieren möchte, Kuroda bitten, bis zur endgültigen Überwindung der Deflation an seiner Seite zu bleiben.