Diskussion über Green Tech

Bankbranche diskutiert über Sustainable Finance

KfW-Vorständin Christiane Laibach erkennt gute Chancen für die Anbieter sauberer Technologien aus Deutschland und Europa, um etwa in Schwellenländern zu punkten.

Bankbranche diskutiert über Sustainable Finance

„Der Business Case ist intakt“

Auf der Euro Finance Week diskutieren Nachhaltigkeitsexperten über Green Tech

KfW-Vorständin Christiane Laibach erkennt gute Chancen für die Anbieter sauberer Technologien aus Deutschland und Europa, um etwa in Schwellenländern zu punkten. Sie hat den Eindruck, dass sich die nachhaltige Transformation in den Unternehmen fortsetze – auch wenn die politische Diskussion anderes vermittele.

fed Frankfurt

Die Nachfrage nach sauberen Technologien ist ungebrochen, der Business Case für Green Tech intakt – diese Einschätzung wurde am Dienstag beim Green Finance Forum im Rahmen der Euro Finance Week von zahlreichen Vortragenden und Diskussionsteilnehmern bestätigt. KfW-Vorstandsmitglied Christiane Laibach etwa verwies in ihrem Impulsvortrag darauf, dass der Anteil deutscher Green-Tech-Exporte am Welthandel bei 13% liege – und damit fast doppelt so hoch wie der Anteil der größten europäischen Volkswirtschaft an den globalen Ausfuhren insgesamt.

An der inländischen Bruttowertschöpfung werde der Anteil von grüner Technologie auf 9% geschätzt, und 7,5% der Arbeitsplätze hierzulande hingen mittlerweile an grünen Industrien wie beispielsweise der Erzeugung und Speicherung von Energie, der Kreislaufwirtschaft oder neuer Werkstoffe. Laibach machte damit deutlich, dass es sich längst um eine für die deutsche Volkswirtschaft relevante Größe handele. „Unter der Oberfläche politischer Diskussionen passiert viel“, unterstrich die KfW-Managerin. Firmen kämen nicht daran vorbei, ihr Haus resilient, möglichst unabhängig von fossilen Energien und klimaschonend aufzustellen. Bemerkenswerterweise verliefen die Diskussionen über Nachhaltigkeit in Unternehmen „weniger ideologisch“.

Nachfrage aus Schwellenländern

Rund um den Erdball summierten sich die Investitionen in saubere Energien inklusive Stromnetze und Speicher heute auf 2 Bill. Dollar, die in fossile Energien auf 1 Bill. Dollar – das sei vor zehn Jahren genau andersherum gewesen. Sie erlebe, berichtete Laibach, dass in Schwellenländern oftmals explizit nach deutschen Anbietern gefragt werde. Es gebe also gerade eine rege Nachfrage nach hiesigen Technologien. Deutschland und Europa könnten hier also noch Geschäft hinzugewinnen, vermutete die Vorständin der Förderbank. Wirtschaftlich biete ein umfangreicheres Engagement in den aufstrebenden Volkswirtschaften zudem den Vorteil, dass damit die Bande zu ihnen enger geknüpft werden könnte – in Zeiten, in denen die Muster der Handelspartnerschaften mit China und den Vereinigten Staaten nicht mehr so funktionieren wie früher.

Die Chefin der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA, Petra Hielkema, unterstrich, dass sich an der Dringlichkeit, in Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu investieren, unbeschadet veränderter politischer Prioritäten nichts verändert habe. Ganz im Gegenteil: Sie verwies unter Risikogesichtspunkten auf die steigenden Schäden durch Naturkatastrophen. Der habe sich zwischen den 1980ern und den 2020ern fast verfünffacht. „Das Risiko wird unterschätzt, zugleich werden die Kosten, sich abzusichern, überschätzt“, sagte die Niederländerin. Zudem gebe es ein hohes Vertrauen, dass der Staat im Notfall unterstützend eingreifen werde.

Rückenwind lässt nach

Die Hochschulprofessorin und Transformationsexpertin Maja Göpel bedauerte gleichwohl, dass sich anders als in den Jahren 2020 oder 2021, als Sustainable Finance starken politischen Rückenwind spürte, in den USA und der Europäischen Union ein Rückbau an Regulierung abzeichne. Das sei insofern folgenreich, als dass Compliance, also die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben, ein wesentlicher Treiber von Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis sei.

Die geplante Reduzierung des Anwendungsbereichs des EU-Lieferkettengesetzes etwa stelle Unternehmen von Sorgfaltspflichten frei. Göpel verwies dabei auf ein Moral-Hazard-Problem. Diejenigen, die heute die nachhaltige Transformation bremsten, müssten schließlich nicht für die Schäden haften, die deshalb in Zukunft entstünden. Das sei umso bedauerlicher, da erwiesen sei, dass die Kosten der nachträglichen Abmilderung der Folgen des Klimawandels um ein Vielfaches höher seien als die rechtzeitigen Investitionen in Technologien, die den Klimawandel verlangsamen.