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Bankdatendieb droht Auslieferung von Spanien in die Schweiz

Reuters/BZ - Die Schweiz hat in Spanien die Auslieferung eines wegen Diebstahls von Kundendaten verurteilten ehemaligen Bankers beantragt. Das Schweizer Justizministerium habe am Donnerstag einen formellen Antrag zur Auslieferung von Hervé Falciani...

Bankdatendieb droht Auslieferung von Spanien in die Schweiz

Reuters/BZ – Die Schweiz hat in Spanien die Auslieferung eines wegen Diebstahls von Kundendaten verurteilten ehemaligen Bankers beantragt. Das Schweizer Justizministerium habe am Donnerstag einen formellen Antrag zur Auslieferung von Hervé Falciani übermittelt, erklärte ein Sprecher der Behörde. Falciani war am Mittwoch in Madrid verhaftet worden, nachdem die Schweiz einen internationalen Haftbefehl erlassen hatte. Einem Gerichtsdokument zufolge entließ ein spanisches Gericht Falciani am Donnerstag bereits wieder aus der Haft, ordnete gleichzeitig aber an, im Land zu bleiben, bis über den Auslieferungsantrag entschieden sei.Ein Schweizer Gericht hatte den Franzosen 2015 wegen wirtschaftlichen Nachrichtendienstes zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Informatiker war 2009 von Genf in seine Heimat geflohen, nachdem sein Arbeitgeber HSBC das Datenleck entdeckt hatte. Frankreich und mehrere andere Staaten haben gestützt auf Falcianis Daten Untersuchungen gegen Steuersünder eingeleitet. Medien und spanische Politiker erklärten, Spanien könnte Falciani als Verhandlungsmasse nutzen und ihn gegen eine katalanische Politikerin auszutauschen versuchen, die in die Schweiz geflohen sein soll. Der Sprecher des Justizministeriums erklärte dazu, wie die meisten anderen Länder trete die Schweiz auf Auslieferungsbegehren in Zusammenhang mit politischen Delikten nicht ein. Sollte die Schweiz Ersuchen bezüglich katalanischer Politiker erhalten, müssten die Behörden vertieft prüfen, ob es sich um solche Delikte handle. Falciani war beim Schweizer Ableger der Bank HSBC als Informatiker angestellt und hatte in den Jahren 2006 und 2007 Daten von mehr als 100 000 vermögenden Kunden an die damalige französische Finanzministerin Christine Lagarde weitergegeben. “Falciani verdient einen europäischen Orden statt Haft in der Schweiz”, so Sven Giegold, Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion für Transparenz und Integrität.