Ausverkauf

Banken büßen fast halbe Billion an Börsenwert ein

Nachdem die Zinswende den Banken in den vergangenen Monaten Kursgewinne beschert hat, versuchen die Investoren angesichts der Pleite der Silicon Valley Bank zu retten, was zu retten ist.

Banken büßen fast halbe Billion an Börsenwert ein

Bloomberg New York

  Die Sorge vor Dominoeffekten des Zusammenbruchs der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB Financial) hat fast eine halbe Billion Dollar an Börsenwert vernichtet. Weil die Investoren von Tokio bis New York ihre Engagements in den Finanzsektor zurückgefahren haben, verloren börsennotierte Finanzinstitute auf der ganzen Welt binnen zwei Tagen 465 Mrd. Dollar (434 Mrd. Euro) an Wert.

Die Verluste, zu denen es zum Wochenstart an der Wall Street und in Europa kam, griffen am Dienstag auf Asien über. Der Finanzwerte-Index des MSCI Asia Pacific fiel um zeitweise 3,1 % auf den niedrigsten Stand seit dem 29. November.

„Die Finanzmärkte gehen wie auf rohen Eiern“, sagte John Woods, Chief Investment Officer der Credit Suisse für den asiatisch-pazifischen Raum, im Bloomberg-Interview. Mit Blick auf den Zinserhöhungskurs der US-Notenbank fügte er an: „Mein Gefühl sagt mir, dass die Fed wahrscheinlich eine Pause einlegen wird, hauptsächlich wohl wegen Liquiditätsrisiken.“

Anleiherenditen auf Talfahrt

Am Montag waren Staatsanleihen auf eine starke Nachfrage gestoßen. Die Renditen fielen angesichts der sich verfestigenden Erwartung, dass die Federal Reserve ihre Geldpolitik mit Blick auf die Turbulenzen im Bankensystem nicht weiter straffen wird. Der Zinsanstieg hat den Wert von Anleihen in Bankportfolios geschmälert, wodurch die nicht ausreichend gegen Zinsänderungsrisiken abgesicherte Banken wie die SVB in Schwierigkeiten geraten sind. Weitere Zinsanhebungen könnte die Lage verschärfen. 

Der aggregierte Marktwert der Firmen im MSCI World Financials Index sowie im MSCI EM Financials Index ist seit Freitag um etwa 465 Mrd. Dollar gesunken. Am Montag waren vor allem die Aktien von US-Regionalbanken wie First Republic Bank, die innerhalb von drei Sitzungen um fast 73% abstürzte, unter Druck geraten.

Die Aktien europäischer Banken und Versicherer brachen am Montag ebenfalls ein. Die Aktien der Credit Suisse fielen um 9,6% auf ein neues Rekordtief, da Marktteilnehmer eine weitreichende Ansteckung durch die SVB-Krise befürchteten. Zudem teilte die Bank am Dienstagmorgen mit, wesentliche Mängel bei den internen Kontrollen der Finanzberichterstattung festgestellt zu haben. An der Börse ging es für die Schweizer Bank, wenn auch gebremst, erneut ab­wärts.

In Asien gerieten insbesondere die japanischen Finanzwerte unter die Räder. Zuvor hatten sie im Dezember stark zugelegt, als sich die Anzeichen dafür mehrten, dass die Bank of Japan nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik zu einer Straffung übergeht.

Nippon-Banken gehören in Asien zu den Instituten mit den höchsten nicht realisierten Verlusten im Verhältnis zum Eigenkapital, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten zu etwa 130 Kreditgebern im asiatisch-pazifischen Raum hervorgeht. Bei Jimoto Holdings, Tsukuba Bank und Fukushima Bank belaufen sich die – nicht realisierten – Verluste auf mindestens 9% des Eigenkapitals. Für alle drei Institute ging es innerhalb von drei Tagen an der Börse um mehr als 10% bergab.

Das Risiko eines plötzlichen Bank Run, der auch Silicon Valley Bank in den Kollaps trieb, ist indes zumindest bei den großen nordasiatischen Banken „minimal“, wie Francis Chan von Bloomberg Intelligence schreibt. Er verweist auf die soliden Einlagen der Institute, ihren Mix an Vermögenswerten und ihre Liquidität. Kleinere Kreditinstitute könnten unterdessen Liquiditäts- und Kreditrisiken bergen, die leicht zu übersehen seien. „Ich verkaufe heute Banken und Versicherer”, sagte Taku Ito, leitender Fondsmanager beim japanischen Vermögensverwalter Nissay. Das wertet er zwar als Niederlage. Es sei jedoch davon auszugehen, dass viele Fondsmanager es ihm angesichts der zuletzt steigenden Kurse von Bankaktien gleichtun.

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