Banken verteidigen EU-Pläne zum Emissionshandel
Banken verteidigen EU-Pläne zum Emissionshandel
Banken verteidigen EU-Pläne zum Emissionshandel
Herkenhoff warnt vor Verwässerung und fordert verlässlichen CO2-Preis
ahe Berlin
In die Debatte um eine Reform des europäischen Emissionshandels mischen sich jetzt auch die deutschen Privatbanken ein. In einem neuen Positionspapier fordert der Bundesverband deutscher Banken (BdB) „ein verlässliches, planbar ansteigendes CO2-Preissignal“. Er forderte die Bundesregierung auf, sich engagiert dafür einzusetzen, dass auch die nächste Stufe des Emissionshandels, der sogenannte ETS-2 im Verkehrs- und Gebäudesektor, „ohne Verschiebung oder Verwässerung“ eingeführt wird.
BdB-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff bezeichnete den CO2-Preis im Interview mit der Börsen-Zeitung als zentrales Element für den Klimaschutz, der Planungssicherheit und faire Bedingungen schaffe. Der ETS-2 ist für ihn nicht Belastung, sondern ein „Investitionssignal“.
Industrie läuft Sturm gegen den Emissionshandel
Gegen die derzeitige Ausgestaltung des Emissionshandels hatte es zuletzt massive Widerstände in der Wirtschaft gegeben, insbesondere seitens der energieintensiven Industrie. Sie sehen sich durch das beschlossene Auslaufen der kostenlosen Zertifikate-Zuteilung im internationalen Wettbewerb massiv benachteiligt, wie in dieser Woche zuletzt BASF klar gemacht hatte. Auch Evonik-Chef Christian Kullmann hatte zuvor schon eine Abschaffung oder zumindest deutliche Reform des Emissionshandels gefordert und diesen einen volkswirtschaftlichen Irrsinn genannt.

BdB
Herkenhoff stellte klar, dass auch der Bankenverband die Sorgen der Industrie teile, international durch strangulierende Regeln ins Hintertreffen zu geraten, vor allem über den ETS-1. Was Unternehmen derzeit am meisten bremse, sei aber nicht der CO2-Preis, sondern „Unsicherheit, überbordende Bürokratie und das ständige Hin und Her in der europäischen Industriepolitik“. Laut BdB muss der ETS zudem durch einen wirksamen CO2-Grenzausgleich (CBAM) flankiert und sozialverträglich abgefedert werden.
Langfristig massive Steigerungen des CO2-Preises zu erwarten
Derzeit laufen auf EU-Ebene bereits Debatten über eine Reform, die auch die Bundesregierung mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit unterstützt. Experten warnen vor massiven CO2-Preissteigerungen, die durch den ETS-2 zu erwarten sind. Bis 2045 werde eine Bandbreite beim CO2-Preis von etwa 180 bis 350 Euro pro Tonne erwartet. Aktuell liegt der Preis auf den Forward-Märkten noch bei 75 bis 82 Euro.
Nach Einschätzung des Bankenverbands sollten neben dem CO2-Preis als zentrales Lenkungsmittel auch naturbezogene Leistungen und Risiken stärker als bisher in wirtschaftliche Entscheidungen einfließen. „Intakte Ökosysteme sind keine moralische, sondern eine ökonomische Frage“, stellte Herkenhoff hierzu klar.
Naturbezogene Risiken stärker beachten
Über 70% der Unternehmen in Europa hingen direkt von natürlichen Ressourcen ab, sagte er. Wer Natur zerstöre, gefährdet seine eigene Wertschöpfung. Naturbezogene Risiken gehörten genauso auf die Agenda von Banken und Unternehmen wie Klimarisiken. Nach Einschätzung des BdB kann der EU-Fahrplan zu Nature Credits Wege aufzeigen, wie sich die Leistungen der Natur künftig verlässlicher wirtschaftlich bewerten lassen. „Das eröffnet neue Chancen für Finanzierung und Innovation“, sagte Herkenhoff.
Interview und Artikel Seite 5