Banken warten auf mehr Volatilität
Von Karin Böhmert, FrankfurtDie Ertragsaussichten von Investmentbanken angesichts potenziell steigender Zinsen sind gemischt. Die Manager etwa, die Mergers & Acquisitions (M & A) beraten, zeigen sich gelassen. Sie gehen generell nur von moderat steigenden Zinsen im neuen Jahr aus, und das von einem aktuell sehr niedrigen Niveau. “Die Zinskosten zur Finanzierung von Unternehmensübernahmen sind so niedrig, dass ein leichter Zinsanstieg den M-&-A-Markt nicht beeinflussen wird”, sagt etwa Dirk Albersmeier, Co-Head M & A EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) von J.P. Morgan.Eher könne sich die Struktur einer Transaktion verändern. Das dürfte auf große Transaktionen zutreffen, die zur Unterstützung der Finanzierung auch eine Aktienkomponente mit einer Kapitalerhöhung einbauen. “Solange die Finanzierung so günstig ist, werden Unternehmen ihren bestehenden Finanzierungsrahmen ausschöpfen und was fehlt über Aktien darstellen”, betont Albersmeier. Allein in Europa (EMEA) seien 2017 über drei Viertel der M & A-Transaktionen in bar erfolgt. Dieser Trend dürfte Albersmeiers Einschätzung zufolge anhalten.Eine günstige Finanzierung gilt zwar als Treiber des M-&-A-Marktes, aber nicht in großem Stil. Eher von Bedeutung ist eine positive Kursreaktion am Aktienmarkt auf angekündigte Transaktionen, wie dies im abgelaufenen Jahr vermehrt zu beobachten gewesen ist. Künftig mögliche, höhere Gewinne der US-Unternehmen infolge der US-amerikanischen Steuerreform dürften zudem noch nicht vollständig in den Aktienkursen eingepreist sein und dem M & A-Markt Auftrieb geben. Dies spricht dafür, dass sich die Honorare für die Fusionsberatung auf hohem Niveau stabilisieren dürften.Am meisten zu verdienen ist für Investmentbanken in den USA, doppelt so viel wie in Europa oder Asien-Pazifik. Die Größe der Unternehmen in den USA und damit die Größe der Transaktionen – seien es Übernahmen oder alles rund um Aktien- oder Bond-Emissionen – spülen hohe Provisionen in die Kassen der vorrangig US-amerikanischen Investmentbanken, die damit die einschlägigen Rennlisten anführen (siehe Tabelle).Dennoch wird geklagt, sind doch die Einnahmen im Kapitalmarktgeschäft (Markets) deutlich eingebrochen, insbesondere seit vielen Jahren im Bereich FICC (Fixed Income, Currencies, Commodities, siehe Grafik). Zum einen hat die Regulatorik wie die Volcker-Rule den Eigenhandel der Investmentbanken quasi zum Stillstand gebracht, zum anderen fehlt es schlicht an Volatilität. Überdies haben viele Investmentbanken ihre Handelsaktivitäten in FICC bewusst stark zurückgefahren. Die seit Jahren sinkenden Zinsen haben Zahlen von Moody’s zufolge die Erlöse im Bond-, aber auch im Aktienhandel trotz weltweit steigender Kurse bisher nicht signifikant positiv beeinflussen können (siehe Grafik). Nervöser ExitSorgt nun eine globale Zinswende, wie sie in den USA schon zu beobachten ist, für mehr Volatilität und damit für steigende Erträge der Investmentbanken im Marktgeschäft? Das kommt darauf an. Zwar rechnet niemand mit einem schnellen Zinsanstieg. “Wenn die Kapitalmarktzinsen allerdings steigen – das zeigt die Historie – dann steigen sie erratischer, als sie fallen”, sagt Alexander von zur Mühlen, Co-Chef der Kapitalmarktsparte der Deutschen Bank. Steigende Zinsen und damit fallende Anleihekurse führten zu einem schnellen, nervösen Exit, um Risiken zu senken. Die Welt werde Probleme haben, damit umzugehen, prognostiziert er, da quasi eine ganze Generation nur einen Kapitalmarkt kenne, “der auf einem solchen Luftkissen operiert”. Illiquidität sei in den letzten Jahren nicht richtig wahrgenommen worden, sie werde aber kommen, wenn Zentralbanken Liquidität entziehen. Investoren und Industrieunternehmen werden somit ihre Währungs- und Zinsrisiken verstärkt absichern müssen – ein Kerngeschäft der Investmentbanken.