Im GesprächStephan Kuhnke, Bantleon

Bantleon zeigt sich nach Meilenstein-Jahr optimistisch

Der Vermögensverwalter Bantleon sieht nach dem ersten Zukauf der Unternehmensgeschichte sowie infolge eines wieder attraktiveren Zinsumfelds gute Chancen, die Investorenbasis in diesem Jahr weiter auszubauen. Chef Stephan Kuhnke erläutert die Perspektiven.

Bantleon zeigt sich nach Meilenstein-Jahr optimistisch

Im Gespräch: Stephan Kuhnke

Bantleon zeigt sich nach Meilenstein-Jahr optimistisch

Assetmanager baut nach Übernahme von Warburg Invest Geschäft mit institutionellen Investoren aus – CEO: Mit Angebot deutlich breiter aufgestellt

Von Carsten Steevens, Hamburg

Nach der Übernahme der Warburg Invest im vergangenen Jahr ist der Assetmanager Bantleon für weitere Zukäufe aufgeschlossen. In erster Linie strebe man organisches Wachstum an, erklärt Stephan Kuhnke, Vorsitzender der Geschäftsleitung sowie Leiter Anlagemanagement des in Zürich ansässigen Vermögensverwalters, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Daneben sind wir aber auch sehr offen für Akquisitionen, die unsere Kernkompetenz weiter stärken.“ Diese sieht die 1991 gegründete Gesellschaft vor allem im institutionellen Anleihemanagement.

Das vergangene Geschäftsjahr stuft der gebürtige Hannoveraner als „Meilenstein“ in der Firmengeschichte ein. Erstmals sei Bantleon eine Übernahme angegangen. Einen Kaufpreis nennt die Gesellschaft nicht. Bantleon habe jedoch „in mehrfacher Hinsicht einen Quantensprung“ vollzogen, sagt Kuhnke und verweist auf das verwaltete Vermögen, das auf 23,9 Mrd. Euro gestiegen sei.

Zudem könne Bantleon nun auch Dienstleistungen einer Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) anbieten, das betreute Vermögen belief sich auf 40,6 Mrd. Euro. Als besonderes Jahr wertet er es aber auch, weil die Phase niedriger und negativer Zinsen zu Ende gegangen ist. Dadurch würden aktiv bewirtschaftete Anleiheportfolios wieder attraktiv.

Neue Mandate

Die erste Jahreshälfte 2023 sei noch von Nachwehen der negativen Entwicklung an den Anleihen- und Aktienmärkten im Jahr zuvor geprägt worden, resümiert der 52-Jährige das abgelaufene Geschäftsjahr. Einzelne Investoren hätten Risiken abbauen müssen, und das attraktive Zinsniveau sei auch zur Aufstockung der Anleihen-Direktbestände genutzt worden.

„Vor allem wurden von institutionellen Anlegern aber so viele Mandate für Anleihen ausgeschrieben wie seit Jahren nicht mehr“, unterstreicht Kuhnke. Hier sei Bantleon dank des aktiven, konjunkturbasierten Managementansatzes „bestens positioniert“ und habe daher Spezialfonds-Mandate hinzugewonnen. Besonders erfreulich sei dabei, dass bereits erste Kunden sowohl das Mandat für das Management als auch die Administration erteilt haben.

Erfahrenes Team hinzugewonnen

Mit Blick auf die Akquisition hebt der Bantleon-Chef das erfahrene Portfoliomanagement-Team der neuen Tochter Bantleon Invest hervor. Es betreue seit mehr als 20 Jahren namhafte institutionelle Investoren und ergänze das bestehende Team sehr gut. Kuhnke: „Allein im Segment Unternehmensanleihen managen wir jetzt rund 6 Mrd. Euro.“

Mit dem Zukauf habe sich Bantleon nicht nur in der Kernkompetenz Anleihemanagement deutlich gestärkt, sondern auch als Anbieter grüner Anlageprodukte (ESG). So verfüge man nun über ein komplettes Spektrum an Investmentfonds, die den Artikeln 8+ und 9 der EU-Offenlegungsverordnung entsprächen und zugleich mit dem FNG-Siegel für nachhaltige Geldanlagen zertifiziert seien.

Breiter aufgestellt

Zusätzliches Geschäftspotenzial sieht Bantleon im übernommenen Geschäft mit Master-KVG-Dienstleistungen. Vor der Transaktion hatte der Assetmanager nur eine KVG-Lizenz für eigene Produkte. Kuhnke unterstreicht, dass neben dem Master-KVG-Geschäft die Fondspalette das bisherige Bantleon-Angebot ergänze: „Während wir stärker auf aktives Management spezialisiert sind, bewirtschaftet die neue Tochtergesellschaft ihre Portfolios eher kapitalmarktnah auf Basis individueller Kundenanforderungen.“ Mit dem Bantleon-Invest-Angebot sei man deutlich breiter als zuvor aufgestellt und könne die Ansprüche institutioneller Investoren „auf höchstem Niveau und aus einer Hand“ bedienen.

Zählte Bantleon vor der Übernahme 150 institutionelle Investoren und zudem Privatanleger im deutschsprachigen Raum sowie in Italien und Spanien zu ihren Kunden, hat sich die Zahl der betreuten institutionellen Investoren nun auf deutlich über 200 erhöht. Kuhnke zeigt sich zuversichtlich, die Investorenbasis 2024 erweitern zu können. Mit der erweiterten Fondspalette sieht der Bantleon-Chef auch erhebliches Wachstumspotenzial im Bereich der Vertriebspartner, der seit 2020 wieder ausgebaut werde.

Angebot erweitert

Nach dem Anfang September verkündeten Vollzug der Übernahme der früheren Nord/LB Asset Management vermeldete der Vermögensverwalter im Januar neben Anpassungen im Management den Ausbau der eigenen Assetmanagement-Kompetenzen mit einem vierköpfigen Overlay-Team. Dieses war zuvor für die Investmentgesellschaft Warburg Invest KAG in Hamburg tätig.

Mit dem Ausbau der prognosefreien, regelbasierten Investmentansätze für liquide Assetklassen und Multi-Asset-Portfolien sowie Risiko-Overlay-Konzepte biete man institutionellen Investoren nun das komplette Strategiespektrum von konjunkturbasierten bis hin zu prognoseunabhängigen, regelbasierten Managementansätzen an, so Kuhnke. Mit der Integration des Overlay-Teams erhöhte sich das verwaltete Vermögen von Bantleon allein um 2,3 Mrd. Euro auf knapp 24 Mrd. Euro.

Kuhnke erwartet Ende der Aktienrally

Das wieder attraktive Zinsniveau werde kurz- und langfristig zu erhöhter Nachfrage nach aktiv bewirtschafteten Anleiheportfolios führen, so der Bantleon-Chef optimistisch. Der Assetmanager erwartet, dass die aktuelle Aktienrally im weiteren Jahresverlauf auslaufen wird und durch eine Phase erhöhter Volatilität und unterdurchschnittlicher Erträge abgelöst wird. „Ein Umfeld“, so Kuhnke weiter, „in dem wir mit unseren aktiven Aktienstrategien in Kombination mit unseren Overlay- beziehungsweise Wertsicherungskonzepten einen Mehrwert für die Kunden bieten können.“

Effizienter durch KI

Kuhnke, der nach einer Banklehre und ersten beruflichen Jahren bei der Commerzbank 1994 als Wertpapierhändler für High-Quality Bonds bei Bantleon in Hannover anfing, äußert sich in dem Gespräch auch über Erwartungen an künstliche Intelligenz in der Vermögensverwaltung. KI werde zu Effizienzsteigerungen führen. „Wir sehen hier Potenzial im Bereich des Reportings, aber auch der Programmierung von Tools zur Unterstützung des Portfoliomanagements sowie der Kundenbetreuung.“

Zugleich geht der Bantleon-Chef davon aus, dass institutionelle Investoren „bis auf Weiteres“ nicht bereit sein dürften, Verantwortung an eine KI abzugeben. KI-Lösungen würden das Portfoliomanagement stark unterstützen, aber noch nicht ablösen. Mit Blick auf ihre Bedeutung für das eigene Geschäftsmodell fügt Kuhnke hinzu, KI ermögliche Bantleon, Prozesse zu optimieren. „Unser Quant-Team nutzt bereits heute KI und wir werden den Einsatz kontinuierlich ausbauen.“

Der Vermögensverwalter Bantleon sieht nach dem ersten Zukauf der Unternehmensgeschichte sowie infolge eines wieder attraktiveren Zinsumfelds gute Chancen, die Investorenbasis in diesem Jahr weiter auszubauen. Stephan Kuhnke, Vorsitzender der Geschäftsleitung, erläutert die Perspektiven.

ste Hamburg
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