Bawag bekräftigt Politik des Rotstifts
Vor dem absehbaren Ende der Kooperation mit der österreichischen Post setzt die Bankengruppe Bawag auf ehrgeizige Kosten- und Renditeziele. Die Aktionäre begeistert der Börsenneuling in Wien damit bislang nicht.jsc Frankfurt – Drei Wochen nach ihrem 1,9 Mrd. Euro schweren Börsengang in Wien hat die Bankengruppe Bawag P.S.K. ihren Spar- und Wachstumskurs bekräftigt: Die Aufwand-Ertrag-Relation, mit derzeit 41 % ohnehin niedrig, soll auf mittlere Sicht unter die Marke von 40 % sinken, wie die Bank am Donnerstag mitteilte. Der Vorsteuergewinn soll um mindestens 5 % pro Jahr steigen, die harte Kernkapitalquote mindestens 12 % betragen, die Eigenkapitalrendite soll das hohe Niveau halten und die Hälfte des Konzerngewinns ausgeschüttet werden. Für 2017 peilt die Bank einen Vorsteuergewinn von mehr als 500 Mill. Euro an. Von Anfang Juli bis Ende September erzielte sie ein Vorsteuerergebnis von 132 Mill. Euro, den bislang höchsten Wert in einem dritten Quartal.Die ehemalige Krisenbank, die nach der Übernahme durch ein vom US-Finanzinvestor Cerberus geführtes Konsortium grundlegend saniert wurde, hatte zuletzt einen drastischen Rückzug aus der Fläche angekündigt: Die historisch bedingte Kooperation mit der österreichischen Post, die dem Institut in Österreich eine breite Präsenz verschafft, läuft spätestens Ende 2020 aus. Der Konzern, der in der Alpenrepublik im Retail-Segment 1,8 Millionen Privatkunden und Kleinunternehmer erreicht, muss damit künftig keine Gebühren mehr an die Post zahlen, die sich allein 2016 auf 57 Mill. Euro summiert haben sollen.Das Filialnetz von derzeit 433 Standorten soll dafür bis Ende 2020 auf rund 100 konzernzugehörige Geschäftsstellen sinken, wie die Bawag kurz vor dem Börsengang bekannt gegeben hatte. Die Filialen sollen künftig mit größeren Beratungsteams und einem mobilen Vertrieb gestärkt werden, wie Bawag-Chef Anas Abuzaakouk nun im Quartalsbericht der Bank schreibt. Auch wenn die Gesellschaft neue Berater einstellen will, weil 300 formal bei der Post angestellte Mitarbeiter wegfallen, soll die Zahl der Stellen unterm Strich sinken. Der Konzern beschäftigt insgesamt rund 3 500 Mitarbeiter und hatte bereits in den vergangenen Jahren Jobs gestrichen.Gleichzeitig will die Bank ihre Online-Präsenz stärken. Die Bankengruppe investiert dazu auch in die Direktbank-Sparte Easygroup, die 428 000 Kunden erreicht und im laufenden Quartal in Deutschland mit der Marke “Qlick” starten soll. Die beiden Sparten Bawag P.S.K. Retail und Easygroup stehen mit Erträgen von 539 Mill. Euro und einem Vorsteuergewinn von 271 Mill. Euro jeweils für mehr als zwei Drittel des Geschäfts der Gruppe. 1 Mrd. Euro FeuerkraftEine weitere Säule der Konzernstrategie sind Übernahmen: Zusätzliches Überschusskapital von mehr als 1 Mrd. Euro bis 2020 sollen dem Konzern die notwendige Feuerkraft verleihen, um neben Investitionen für Wachstum bestehender Konzernteile auch “ergebnissteigernde Akquisitionen” stemmen zu können – werden keine geeigneten Ziele gefunden, kann das Kapital auch an die Eigner ausgeschüttet werden. Die laufende Übernahme der Südwestbank in Stuttgart, mit der sich die Gruppe ein Standbein im deutschen Markt gesichert hat, soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Für weitere Übernahmen in Deutschland ist die Bawag weiterhin offen.Mit dem Börsengang hat vor allem der US-Eigner Cerberus, der die Bank gemeinsam mit anderen Investoren 2007 für 3,2 Mrd. Euro erworben hatte, Anteile versilbert. Seither befinden sich 35 % der Aktien in Streubesitz, während Cerberus weitere 35 % besitzt. Der Investor hat in Deutschland Minderheitsanteile an der Commerzbank und zuletzt auch an der Deutschen Bank erworben (vgl. BZ vom 16. November). Auch an der vor der Neuordnung stehende HSH Nordbank hatte die Gesellschaft Interesse angemeldet. Der US-Finanzinvestor Golden Tree hält mit 26 % ebenfalls einen wichtigen Anteil an der Bawag, während 4 % auf Harbor International entfällt.An der Börse blieb ein Erfolg bislang aus. Seit der Platzierung für 48 Euro je Papier Ende Oktober ist der Kurs um bis zu ein Zehntel gefallen. Gestern reagierte die Aktie zunächst kaum auf die Quartalszahlen, ehe sie mit einem Plus von 0,5 % auf 43,38 Euro aus dem Handel ging.