Kreditgenossen

Bayerns Kreditgenossen bricht das Immobilienneugeschäft weg

Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken spüren zunehmend die Zinswende im Neugeschäft. Im ersten Halbjahr 2023 brachen die Darlehensneuzusagen des Finanzverbunds um die Hälfte ein.

Bayerns Kreditgenossen bricht das Immobilienneugeschäft weg

Immobilieneugeschäft bricht weg

Bayerns Kreditgenossen verzeichnen Rückgang um 50 Prozent

sck München

Die Zinswende macht sich auch zunehmend bei den bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken negativ bemerkbar. Das Kreditneugeschäft im Immobilienbereich bricht weg. Im ersten Halbjahr 2023 vergaben die Primärbanken der Gruppe im Freistaat 5,7 Mrd. Euro an neuen Wohnkrediten, berichtete Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). „Das entspricht knapp der Hälfte des Vorjahresvolumens.“

GVB fordert politische Impulse

Während der Niedrigzinsphase verzeichneten die Genossenschaftsbanken bei der Darlehensvergabe im Immobiliensektor einen jahrelangen Boom. Dieser ist mit den Zinserhöhungen der EZB nun beendet. Das Bestandsvolumen der Finanzgruppe bei Wohnbaukrediten hält sich den Angaben des GVB zufolge noch bei einem leichten Plus von 1,3%. Angesichts des sich abzeichnenden Rückgangs im Wohnungsbau sei das immer noch ein guter Wert, so Scheller. Das von der Krise stark betroffene Bauträgergeschäft spiele bei den Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern keine große Rolle.

Angesichts der schwierigen Lage im Bausektor forderte Scheller von der Politik neue Impulse, um das Geschäft zu beleben. „Um die Wohnbauziele der Bundesregierung von jährlich 400.000 Wohnungen zu erreichen, wäre eine Wohnbautätigkeit mindestens auf dem Niveau der vergangenen beiden Jahre notwendig“, so der GVB-Präsident. „Die gestiegenen Baukosten und die Zinswende der EZB treffen Baugewerbe und potenzielle Häuslebauer hart“, betonte Scheller. Wenn selbst gutverdienende Haushalte sich kein Wohneigentum mehr leisten könnten, steige der Druck auf den Mietmarkt und verstärke die Wohnraumknappheit.

Es sei daher „dringend notwendig“, zumindest bei den Baunebenkosten und dem Aufwand für Genehmigungen für Entlastung zu sorgen, forderte er. „Derartige Entlastungsimpulse fehlen bislang weitgehend.“ Ähnlich hatte sich diese Woche bereits DSGV-Chef Helmut Schleweis geäußert. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands forderte die Abschaffung der Grunderwerbsteuer für selbstgenutztes Wohneigentum.

Kunden schichten um

Insgesamt blicken die Kreditgenossen in Bayern „auf ein stabiles, aber herausforderndes erstes Halbjahr 2023 zurück“. Bis Ende Juni 2023 stiegen die Gesamtausleihungen im Vergleich zu Dezember 2022 um 1,4% auf 139 Mrd. Euro. Das Wachstum im Kreditgeschäft habe sich im Vergleich zu den Vorjahren verlangsamt. Als Grund dafür nannte der GVB die abgeschwächte Wirtschaft.

Die Kundengelder legten derweil um 1,7% auf 267 Mrd. Euro zu. Kunden nutzten die höheren Zinsen, um kurzfristige in längerfristige Einlagen umzuschichten. Im ersten Halbjahr verdoppelte sich das Termineinlagen-Volumen auf 18,8 Mrd. Euro.

Für das Gesamtjahr erwarten die bayerischen VR-Banken ein stabiles Ergebnis auf Vorjahresniveau.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.