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BBVA fährt Rekordgewinn ein

Spaniens zweitgrößte Bank verdiente im vergangenen Jahr mit 6,42 Mrd. Euro so viel wie noch nie zuvor. Mexiko wird immer wichtiger und steuert mittlerweile weit mehr als die Hälfte zum Ergebnis bei.

BBVA fährt Rekordgewinn ein

ths Madrid

Eine der ersten Reaktionen auf das Rekordergebnis von BBVA kam von der spanischen Arbeitsministerin Yolanda Díaz. Die stellvertretende Ministerpräsidentin forderte am Mittwoch auf Twitter das Einfrieren der Zahlungen für Hypotheken mit variablen Sätzen angesichts der weiter steigenden Zinsen. „Die Krise kann keine Ausrede sein, um mehr zu verdienen“, schrieb sie. Der Zinsanstieg im Euroraum war bereits der Grund für die zeitlich begrenzte Sondersteuer auf die vermeintlichen Übergewinne der Banken in Spanien. „In Spanien decken wir immer noch nicht die Kapitalkosten“, antwortete Carlos Torres Vila, der Vorsitzende von BBVA, auf den Vorschlag der Ministerin auf der Bilanzpressekonferenz. „Wir sind im Prozess der Normalisierung der Zinsen, nach eineinhalb Jahrzehnten, die der Branche sehr zugesetzt und einige Verluste gebracht haben“, so der Executive Chairman.

In der Tat halfen die Zinsanstiege in Europa und Amerika BBVA im vergangenen Jahr auf die Sprünge. Mit einem Reingewinn von 6,42 Mrd. Euro – ein Plus von 38% gegenüber 2021– verdiente Spaniens zweitgrößtes Kreditinstitut so viel wie noch nie. Die bisherige Rekordmarke von 6,2 Mrd. Euro wurde 2007 zu den Hochzeiten des Immobilienbooms erreicht, bevor die Blase platzte. Der Zinsüberschuss wuchs im letzten Jahr im Vergleich zu 2021 um 30% auf 19,1 Mrd. Euro.

Doch das Rekordergebnis von BBVA geht auch auf eigene Verdienste zurück. Das Kreditvolumen wuchs um 12% auf 370 Mrd. Euro, und es wurden 11 Millionen neue Kunden hinzugewonnen. In Spanien fuhr die Bank mit einem Reingewinn von 1,68 Mrd. Euro (plus 8,4%) das beste Ergebnis seit 2010 ein, wie Torres Vila betonte. Die umstrittene Bankensteuer, mit der 4,8% auf die Erlöse aus Zinsüberschuss und Provisionen erhoben werden, kostete BBVA 225 Mill. Euro, berichtete der CEO Onur Genç. Spaniens Banken behalten sich nach wie vor rechtliche Schritte gegen die Sonderabgabe vor, die sie für ungerecht und kontraproduktiv halten. „Wir werden unseren Teil zahlen und dann sehen, ob wir eine weitere Entscheidung treffen“, sagte Torres Vila.

Der Heimatmarkt steuerte im vergangenen Jahr nur noch ein Viertel zum Konzerngewinn bei. Der mit Abstand wichtigste Markt der Spanier ist Mexiko, wo der Reingewinn um 64% auf 4,2 Mrd. Euro stieg. Obwohl man dort bereits Marktführer ist, sehen die BBVA-Manager großes Potenzial in Mexiko. In Südamerika – Kolumbien, Peru und Argentinien – verdiente die Bank mit 734 Mill. Euro 54% mehr als im Vorjahr. Schlecht lief es dagegen bei der Tochter Garanti in der krisengeschüttelten Türkei. Trotz hoher Rückstellungen stand am Ende ein Gewinn von 509 Mill. Euro zu Buche, 31% weniger als 2021. Fast die Hälfte des Rekordgewinns wird an die Aktionäre ausgeschüttet. BBVA beschloss eine Anhebung der Dividende und einen neuen Aktienrückkauf für 422 Mill. Euro. Zuletzt hatte man bereits eigene Anteile für mehr als 3 Mrd. Euro erworben. Das Geld dafür stammt aus dem Verkauf des USA-Geschäfts. Die Bank sitzt immer noch auf einem Überschusskapital von rund 3 Mrd. Euro, sagte Genç. Die harte Eigenkapitalquote liege pro forma bei 12,8%, klar über dem selbstgesteckten Ziel von 11,5% bis 12%. Man wolle das organische Wachstum stärken, aber weitere Aktienrückkäufe oder sonstige Vergütung der Aktionäre seien nicht auszuschließen, so der BBVA-Vorstand.

Zweistelliges Wachstum

Statt mit Übernahmen erwägen die Spanier, mit digitalen Angeboten neue Märkte zu erobern. Derzeit teste man in Italien, wo BBVA bereits 160 000 Kunden gewonnen hatte. Für 2023 erwartet BBVA ein zweistelliges Kreditwachstum in Mexiko und einen um 15% höheren Zinsüberschuss. Für Spanien wird ein leichtes Kreditwachstum erwartet sowie ein Anstieg des Zinsüberschusses von über 20%. Für die Türkei wagt die Bank keine Prognose. „Die Bedenken hinsichtlich der Türkei dürften mittelfristig nicht verschwinden, aber Mexiko wird nach unserer Sicht durch das Momentum der Kunden bei Provisionen und Volumen sowie den Zinsüberschuss gestärkt“, kommentierte die Investmentbank Jefferies.