BBVA erleidet bei Übernahme von Sabadell eine Bruchlandung
BBVA erleidet bei Übernahme von Sabadell eine Bruchlandung
BBVA erleidet bei Kauf von Sabadell Bruchlandung
Nur 25 Prozent des Kapitals der katalanischen Bank akzeptiert das feindliche Angebot – BBVA-Chef Torres spricht von einer vergebenen Chance für Europa
Anleger und Experten hatten lediglich darüber spekuliert, ob die spanische Großbank mit ihrer Offerte für den Mitbewerber auf Anhieb eine Kontrollmehrheit erreichen oder ein zweites Angebot folgen würde. Niemand hatte nach einem 17-monatigen Abwehrkampf mit einem so klaren Sieg von Sabadell gerechnet.
ths Madrid
Die Antwort der Märkte auf das Scheitern von BBVA bei der feindlichen Übernahme des spanischen Mitbewerbers Banco Sabadell fiel eindeutig aus. Der Kurs von BBVA stieg bis Freitagmittag um gut 5%, während die Aktie von Sabadell fast 9% verlor. Am Vorabend hatte die spanische Börsenaufsichtsbehörde CNMV mitgeteilt, dass lediglich 25,5% des Kapitals auf das Kaufangebot von BBVA eingegangen waren. Die Marktreaktion von Freitag zeigt, dass der Markt auch nicht von der Operation überzeugt war.
Zweiter Versuch ist gescheitert
Spaniens zweitgrößte Bank verfehlt also im zweiten Versuch nach 2020 das Ziel, durch die Fusion mit dem viertgrößten Kreditinstitut des Landes einen neuen Bankriesen zu schaffen, der auf eine Bilanzsumme von fast 1 Bill. Euro gekommen wäre. „Das ist eine verlorene Chance für die Aktionäre, die Kunden, Spanien und Europa“, beklagte der Vorsitzende von BBVA, Carlos Torres, am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Über die möglichen Gründe des Fehlschlags ließ sich Torres nur widerwillig ein paar Thesen entlocken. Der BBVA-Chef räumte ein, dass das Szenario eines möglichen zweiten Kaufangebots zu einem höheren Preis die Entscheidung vieler Aktionäre beeinflusst haben könnte: „Vielleicht haben wir uns geirrt. Das ist eine reine Hypothese“.
Kontrollmehrheit war das Ziel
Offiziell bekräftige der Vorstand stets, dass das Angebot an das Erreichen einer Kontrollmehrheit gebunden sei. Doch in einer Mitteilung an die US-Aufsicht SEC räumte BBVA ein, dass man auch mit weniger als 50% die Übernahme weiterverfolgen könnte. Hätte die Bank unter 50%, aber mehr als 30% der Aktien bekommen, so hätte sie ein neues Angebot für alle ausstehenden Anteile abgeben müssen. Den Preis hätte die Börsenaufsicht CNMV ermittelt. Der langjährige Vorsitzende von Sabadell Josep Oliu und sein CEO César González-Bueno schlachteten dieses Szenario aus und fütterten die Spekulationen über eine weitere Offerte.
Auch die Nachbesserung beim Kaufpreis in Aktien von 10% im letzten Moment war offenbar ungenügend. Sabadell wurde mit fast 17 Mrd. Euro bewertet. Es habe keinen Spielraum mehr gegeben. „Wir wollten diese Operation nicht um jeden Preis durchziehen. Wir waren sehr diszipliniert“, beteuerte Torres.
Kunden bleiben treu
Ein weiterer Grund für den Triumph von Sabadell nach einer 17-monatigen erbitterten Abwehrschlacht war die Treue der eigenen Kunden, die 30% der Anteile besitzen. BBVA konnte von diesem Drittel des Kapitals gerade einmal 1% gewinnen. Viele Kleinunternehmen, ein Segment, in dem Sabadell sehr stark ist, teilten offenbar die Sorge, dass eine weitere Konzentration im Finanzmarkt mittelfristig die Kredite verteuern könnte.
Manche Kleinaktionäre könnten auch emotionale Motive für die Ablehnung des Kaufangebots gehabt haben. Mit Sabadell wäre eine Institution aus Katalonien verschwunden. In Barcelona wurde der Ausgang der Übernahmeschlacht daher gefeiert. Sowohl die Landesregierung als auch katalanische Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften waren zufrieden. Die spanische Regierung äußerte sich zurückhaltender. Doch war Madrid von Beginn an gegen die Fusion und torpedierte den Prozess mit hohen Auflagen.
Zulassungen und Auflagen haben Prozess verzögert
Torres ging nicht auf politische Hindernisse ein, doch klagte er, dass die diversen Zulassungen und Auflagen das Verfahren zu sehr in die Länge gezogen hätten. Die gesetzlichen Bestimmungen für Übernahmen in Spanien müssten „aufgefrischt“ werden, sagte er. Einen Rücktritt schloss der BBVA-Vorsitzende auf mehrfache Nachfrage aus. Man werde nun den ursprünglichen Plan beschleunigen und die Aktionäre bis 2028 mit einer Ausschüttung von 36 Mrd. Euro beglücken. Der unterbrochene Aktienrückkauf von 1 Mrd. Euro wird wieder aufgenommen und ein neues Programm vorbereitet.
Bei Sabadell herrschte Erleichterung. „Das Ende der Übernahme ist der beste Weg für Banco Sabadell und für BBVA, zwei große Institute, die getrennt mehr Wert schaffen als zusammen“, sagte Oliu.