Spanische Großbank

BBVA wagt zweiten Versuch zur Übernahme von Sabadell

Spaniens zweitgrößte Bank BBVA will die Nummer 4, Sabadell, übernehmen. Ende 2020 waren Verhandlungen über eine Fusion gescheitert.

BBVA wagt zweiten Versuch zur Übernahme von Sabadell

BBVA wagt zweiten Versuch zur Übernahme von Sabadell

Fusion in Spanien würde Bank mit Marktwert von 70 Mrd. Euro schaffen – Regierung hat Bedenken wegen Wettbewerb

ths Madrid

Das Fusionskarussell ist in Spanien völlig unverhofft wieder in Gang gekommen. BBVA und Banco Sabadell räumten am Dienstag Kontakte für Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss ein. Durch eine Fusion der zweit- und der viertgrößten Bank Spaniens würde ein neuer Riese in Europa entstehen, mit einer Marktkapitalisierung von fast 70 Mrd. Euro (BBVA 59,4 Mrd. und Sabadell 9,8 Mrd. Euro) und einer Bilanzsumme von gut 1 Bill. Euro.

Im November 2020 waren die damals weit fortgeschrittenen Verhandlungen zwischen BBVA und Sabadell gescheitert, da man sich nicht über den Preis eines Zusammenschlusses einigen konnte. Seitdem hatten die Bankmanager in Spanien kein Interesse an einer neuen Konsolidierung gezeigt.

Bei der Vorlage der Quartalszahlen vor Analysten und Medien am Montag hatte das BBVA-Management nicht einmal andeutungsweise über eine mögliche Übernahme gesprochen. Einen Tag darauf berichtete dann der britische Sender Sky News, dass BBVA mit der Beratung durch J.P. Morgan und UBS eine Übernahme von Sabadell plane. Daraufhin bestätigte BBVA in einer knappen Pflichtmitteilung an die Madrider Börsenaufsicht CNMV, dass man den Vorstand von Sabadell kontaktiert hätte, um „Verhandlungen über einen potenziellen Zusammenschluss“ einzuleiten. Sabadell reagierte mit noch kargeren und spürbar distanzierten Worten. Man habe „um 1:43 p.m. ein indikatives, schriftliches Angebot“ von BBVA für eine Fusion erhalten und werde dieses prüfen“.

Nach den gescheiterten Verhandlungen von 2020 hatten beide Banken öffentlich ein Interesse an einer Neuauflage der Gespräche immer klar ausgeschlossen und auf ihrer Eigenständigkeit mit organischem Wachstum bestanden. Die Situation war 2020 eine andere als heute, nicht nur wegen der Folgen der Corona-Pandemie und der Negativzinsen. Sabadell galt damals als angeschlagen, auch wegen hausgemachter Probleme bei der britischen Tochter TSB. Jedoch ist das katalanische Geldinstitut, das heute seinen Stammsitz in Alicante hat, seitdem wieder in die Gewinnspur zurückgekehrt.

BBVA verkaufte Ende 2020 sein Geschäft in den USA für 9,6 Mrd. Euro. Anfangs erklärte der Vorstand um den Vorsitzenden Carlos Torres und den CEO Onur Genç, dass man einen Teil dieses Überschusskapitals für Zukäufe verwenden könnte, was Spekulationen über einen neuen Anlauf mit Sabadell nährte. Doch stattdessen steckte die Bank das Geld in massive Aktienrückkäufe und eine Aufstockung ihrer Kontrollmehrheit an der türkischen Garanti. Noch am Montag versicherte Genç den Journalisten, dass der Kauf eigener Aktien der beste Verwendungszweck für die restlichen Mittel sei.

An der Madrider Börse löste die Nachricht einen Kurssturz von 6,6% von BBVA aus, während die Aktie von Sabadell um 3,4% zulegte. Für BBVA macht der Kauf strategisch Sinn. Denn die Bank wurde zuletzt immer stärker abhängig von ihren Geschäften in Schwellenländern. Im ersten Quartal machte die Tochter in Mexiko 56,5% des Gewinns aus, Spanien dagegen nur 28%. Der Rest kam aus der Türkei und Südamerika. Mit Sabadell würde man die Position auf dem Heimatmarkt stark ausbauen und zudem über TSB in Großbritannien Fuß fassen.

Spaniens Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo sagte in einer ersten Stellungnahme, dass der Wettbewerb in der spanischen Bankbranche garantiert werden müsse. Die spanische Notenbank hatte in den letzten Jahren immer wieder erklärt, dass es für eine weitere Konsolidierung des Banksektors durchaus noch Spielraum gebe.

Konsolidierung

Infolge der Finanzkrise und der Immobilienblase in Spanien verschwanden fast alle der fast 50 ehemaligen Sparkassen und wurden von anderen geschluckt. Die letzten großen Fusionen waren die Übernahme von Banco Popular durch Santander und der zuvor vom Staat geretteten Bankia durch Caixabank. Sollte BBVA mit Sabadell zusammengehen, würde der spanische Markt von drei Großbanken dominiert. An vierter Stelle folgt mit großem Abstand und einer Bilanzsumme von 97 Mrd. Euro Unicaja, die ebenfalls zum Leitindex Ibex 35 gehört.

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