Bearing Point verkauft Regtech-Geschäft

Finanzinvestor Nordic Capital übernimmt das Ruder

Bearing Point verkauft Regtech-Geschäft

Von Bernd Neubacher, FrankfurtBearing Point Regtech, Marktführer unter den Anbietern von Meldesoftware für Banken im deutschsprachigen Raum, bekommt einen neuen Eigentümer. Die Beteiligungsgesellschaft Nordic Capital übernimmt die Mehrheit an der Regulierungstechnologie-Sparte der niederländischen Beratungsgesellschaft, die mit einer Minderheitsposition beteiligt bleibt. Über eine entsprechende Vereinbarung werden beide Parteien am heutigen Mittwoch informieren, ohne sich indes zu finanziellen Details der Transaktion zu äußern.Die Software-Produkte der 630 Leute beschäftigenden Regtech-Sparte sind bei über 6 000 meldepflichtigen Finanzdienstleistern und Versicherern im Einsatz. In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben die wiederkehrenden Umsätze binnen Jahresfrist um 12 % zugelegt. Fürs Gesamtjahr peilt man Erlöse von rund 100 Mill. Euro an.Kernprodukt ist die Meldesoftware Abacus, zu deren Nutzern bundesweit unter anderem Commerzbank, DZ Bank, DekaBank, diverse Landesbanken, aber auch die Hamburger Sparkasse (Haspa) und die Volkswagen Bank zählen.Vor zwei Jahren hatte Bearing Point mit einem verunglückten Start ihres Software-Pakets Abacus 360 zahlreiche Banken gegen sich aufgebracht. Einige Institute sahen sich daraufhin nach Alternativen um. Ein Exodus von Kunden blieb indes aus, auch weil, wie es im Markt hieß, kein Konkurrent ein ähnlich umfassendes Angebot in petto hat.”Grundsätzlich ist die Hereinnahme eines kapitalstarken Partners aufgrund der Vielzahl der nationalen und internationalen Herausforderungen im Meldewesen und der damit verbundenen Chancen für Bearing Point Regtech positiv zu bewerten”, kommentiert Jan Hrynko, Geschäftsführer der auf den Regtech-Sektor spezialisierten SKS Unternehmensberatung, die Transaktion: “Allerdings bleibt abzuwarten, wie der Spagat zwischen Internationalisierung und weiterhin vertrauensvoller Bedienung des Heimatmarktes gelingt”, meint er.Der Vereinbarung beider Parteien zufolge wird Bearing Point auch als Minderheitsaktionär die Produkte der Gesellschaft implementieren. Auch bleibt das Management-Team an Bord.Der Käufer sieht in der Transaktion die Chance, in einen Markt mit günstigen Perspektiven einzusteigen und das Wachstum von Bearing Point Regtech durch Investitionen voranzutreiben: “Bearing Point Regtech verfügt über eine starke Plattform, in die Nordic Capital weiter investieren wird, um sie skalierbarer zu machen” erklärt Fredrik Näslund, Partner und Leiter des Bereichs Technology & Payments. “An Geld mangelt es dabei nicht, da wir auf einen 6,1 Mrd. Euro schweren Fonds zurückgreifen können”, spielt er auf den im laufenden Jahr geschlossenen Fund X der Gesellschaft an. Mit dem auf Jersey und in Luxemburg domizilierten Vehikel hat sich die Gesellschaft unter anderem Investitionen in Europas Technologie- und Zahlungssektor auf die Fahnen geschrieben. “Wir werden M&A nutzen, um die Position von Bearing Point Regtech in lokalen Märkten zu stärken”, kündigt er an.Näslund schweben für den Neuerwerb, der nicht nur Marktführer im deutschsprachigen Raum sein, sondern europaweit expandieren soll, prozentual zweistellige Wachstumsraten vor, getrieben durch organisches Wachstum sowie durch Zukäufe. Getreu dem Wachstumscredo hält der neue Eigentümer an der im vergangenen Herbst von Bearing Point gestarteten Initiative fest, sich als Betreiber einer europaweiten Meldewesenfabrik zu etablieren.”Outsourcing wird das Thema der kommenden Jahre sein”, erklärt Jürgen Lux, Chief Executive Officer von Bearing Point Regtech. “Zudem gibt es im Regtech-Markt noch viele kleinere Anbieter, unter denen es zu einer Konsolidierung kommen dürfte. Auf Sicht dürfte auf globaler Ebene nur eine Hand voll Anbieter erfolgreich sein.”