Berlin Hyp sorgt für mögliche Corona-Risiken vor

Immobilienfinanzierer spürt die Pandemie im ersten Halbjahr kaum - Nachhaltigkeitsagenda soll Klimarisiken transparenter machen

Berlin Hyp sorgt für mögliche Corona-Risiken vor

sp Berlin – Die Preise für Gewerbeimmobilien in Deutschland sind während der Coronakrise zum ersten Mal seit 2012 gefallen, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) erhoben hat (vgl. BZ vom 11. August). Die Berlin Hyp, eine der größten deutschen Pfandbriefbanken, die auf großvolumige Immobilienfinanzierungen für professionelle Investoren und Wohnungsunternehmen spezialisiert ist, hat davon wenig gespürt. “Die Pandemie hat bislang keine signifikanten Auswirkungen im Portfolio. Wir haben keine Risiken, die schlagend geworden sind”, sagt Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender des Immobilienfinanzierers aus dem Sparkassen-Verbund. “Wir haben einen guten Start in das Jahr gehabt. Das ist eine solide Basis für das Gesamtjahr”, fasst Klaus die erste Jahreshälfte zusammen.Das Neugeschäft hat Berlin Hyp trotz Pandemie um mehr als ein Zehntel auf rund 2,5 Mrd. Euro hochgeschraubt. “Das erste Quartal hatte eine sehr starke Pipeline. Das haben wir auch im zweiten Quartal abgearbeitet, so dass wir die Pandemie im ersten Halbjahr gar nicht so stark gespürt haben”, erklärt Klaus. Sowohl Zins- als auch Provisionsüberschuss legten zu, wobei Letzterer wegen des starken Neugeschäfts über Plan liegt. Der Verwaltungsaufwand ist auch wegen erhöhter Anforderungen an die IT und Abschreibungen im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau am Hauptsitz Berlin leicht gestiegen und liegt im Plan. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge kletterte um mehr als ein Fünftel auf rund 92 Mill. Euro.An dieser Stelle hat die Pandemie aber doch Spuren hinterlassen: Denn allein für mögliche Kreditrisiken, die aus der Coronakrise erwachsen könnten, hat Berlin Hyp im ersten Halbjahr gut 55 Mill. Euro Vorsorgereserven zur Seite gelegt, weshalb das Ergebnis nach Risikovorsorge um zwei Drittel auf 27 Mill. Euro abgerutscht ist. Den Sonderposten für allgemeine Bankrisiken gemäß Paragraf 340g HGB hat die Bank ebenfalls um 20 Mill. Euro auf nunmehr 438 Mill. Euro aufgestockt, wie das Institut mitteilt. Damit wolle die Bank Stabilität und Resilienz sicherstellen, erklärt der Vorstandsvorsitzende. “Dazu gehört es, die Eigenkapitalbasis aus eigener Kraft zu stärken und den Puffer für Covid-19-bedingte Kreditrisiken auszubauen.” Ein Drittel grüne ImmobilienEin anderes Risiko, mit dem sich Berlin Hyp schon länger beschäftigt, sind die Klimarisiken, die in Immobilien schlummern. “Wer gehofft hat, dass dieses Thema wegen der Pandemie in den Hintergrund rückt, hat, glaube ich, auf das falsche Pferd gesetzt”, sagt Klaus. Das Ziel, den Anteil grüner Immobilien im eigenen Portfolio bis 2020 auf ein Fünftel zu bringen, hat Berlin Hyp bereits im vergangenen Jahr erreicht. Jetzt setzt der Finanzierer die Latte höher und will bis 2025 ein Drittel Green Buildings im Portfolio haben.Doch damit nicht genug: “Wir wollen, dass es sich zu einem Standard entwickelt, wenn sie eine Finanzierung beantragen, auch die Energiewerte und die CO2-Emissionen ihrer Gebäude offenzulegen”, erklärt Klaus die Nachhaltigkeitsagenda der Bank. Transparenz sei das Fundament dafür, den Immobiliensektor klimafreundlicher zu gestalten. Berlin Hyp bringt dabei viel Glaubwürdigkeit als Vorreiter in der grünen Finanzierung durch Green Bonds mit, deren Volumen mittlerweile auf mehr als 4,5 Mrd. Euro gestiegen ist – Spitze in Europa. Das Green-Finance-Portfolio beläuft sich auf rund 5,7 Mrd. Euro (siehe Grafik).Für den Blick nach vorn muss auch Klaus “ein bisschen die Glaskugel” bemühen, wie er einräumt. Kommt der Aufschwung in V-Form, oder eine Durststrecke wie ein L? “Wir haben in vergangenen Zyklen auch schon ein W gesehen”, sagt Klaus. Er neige daher nie zum totalen Optimismus, sondern immer zur Vorsicht. “So steuern wir auch die Bank und das hat sich bisher bewährt.” Einen Grund zum Optimismus gibt es aber doch: “Der Unterschied zu vergangenen Krisen ist, dass das Geld immer noch in den Immobilienmarkt fließt, weil er weiter als solide Assetklasse gesehen wird.”