InterviewSascha Klaus

Berlin Hyp will das Geschäft mit den Sparkassen ausbauen

Unter dem Dach der LBBW hat die Berlin Hyp das Immobilienportfolio auf 63 Mrd. Euro verdoppelt. CEO Sascha Klaus erhofft sich neue Geschäftschancen, etwa im Bereich der Infrastrukturfinanzierung.

Berlin Hyp will das Geschäft mit den Sparkassen ausbauen

Im Interview: Sascha Klaus

„Wir wollen das Geschäft mit den Sparkassen ausbauen“

Der Berlin-Hyp-Chef über die Neuaufstellung des Immobilienfinanzierers innerhalb der LBBW, erwartete Synergien und die nur langsame Markterholung

Die Neuaufstellung der Berlin Hyp innerhalb des LBBW-Konzerns bietet nach Einschätzung von Vorstandschef Sascha Klaus auch neue Geschäftschancen für die Sparkassen, etwa im Bereich der Infrastrukturfinanzierung. Ein Großteil der Synergien aus der Neuaufstellung soll bis Ende 2027 gehoben werden.

Herr Klaus, die Neuaufstellung der gewerblichen Immobilienfinanzierung innerhalb der LBBW ist abgeschlossen. Berlin Hyp startet jetzt in eine ganz neue Ära, oder?

Ja. Und dadurch, dass wir zwei große Real-Estate-Portfolios im Zuge dieser Neuaufstellung zusammengebracht haben, agiert Berlin Hyp künftig auch mit einem doppelt so großen Immobilienportfolio wie bisher. Unser Gesamt-Exposure liegt heute bei knapp 63 Mrd. Euro. Außerdem haben wir neue geografische Regionen für unser Geschäft dazu bekommen.

Was heißt das konkret?

Wir verbinden jetzt das große deutsche Franchise mit Benelux, Frankreich, Polen, mit Großbritannien, den USA und Kanada. Berlin Hyp hat also zur großen kontinentaleuropäischen Plattform UK und Nordamerika dazu bekommen.

Wird es bei dieser regionalen Aufstellung bleiben? Oder haben Sie die Expansion in weitere Märkte im Visier?

Ich würde eine Erweiterung nicht kategorisch ausschließen. Wir fahren aber erst einmal gut mit der jetzigen Aufstellung. Unser aktueller Fokus liegt klar auf dem Zusammenwachsen.

Wie hat sich die neue Berlin Hyp im Markt aufgestellt? Wen sehen Sie künftig als die wesentlichen Wettbewerber an?

Wir sind in Deutschland heute mit einem gewissen Abstand der größte gewerbliche Immobilienfinanzierer, der unter einer Marke auftritt, und wir sind auch in Europa eine der größten Plattformen. Unsere Wettbewerber sind vor allem die klassischen Banken, die auch große gewerbliche Finanzierungsportfolios haben. Im Gegensatz zu ihnen können wir allerdings jetzt die Vorteile eines Spezialfinanzierers mit seiner speziellen Wertschöpfungskette und seinen Kostensynergien mit der Stärke einer Universalbank verbinden.

Ist der Integrationsprozess jetzt komplett abgeschlossen?

Noch nicht komplett. Am 1. August ist der rechtliche Zusammenschluss erfolgt. Aktuell sind wir aber noch dabei, die technische Migration durchzuführen. Diese soll möglichst bis Jahresende abgeschlossen sein.

Und was ist mit dem Thema Arbeitsplatzabbau? Es war im vergangenen Jahr die Rede davon, dass im Zuge der Integration 300 Arbeitsplätze wegfallen.

Durch die neue Struktur werden Prozesse und die Steuerung der Geschäftsaktivitäten weiter vereinfacht. Zugleich ergeben sich Synergien sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Kostenseite, etwa durch die Reduktion von Doppelstrukturen. Diese Synergien werden wir in den nächsten Jahren heben, den größten Teil bis Ende 2027.

Welche Synergien sind das?

Zum einen geht es um technische Synergien, weil wir unsere IT-Systeme integrieren und einen nicht mehr benötigten Teil dann auch abschalten können. Zum anderen gehen wir auf der Personalseite davon aus, dass wir Synergien über die demografische Entwicklung und Wachstumsinitiativen im Konzern heben können. Es geht also darum, dass frei werdende Stellen nicht wiederbesetzt werden oder dass Mitarbeiter innerhalb des Konzerns wechseln.

Bis 2028 will die LBBW soweit sein, dass durch die Berlin Hyp-Integration jährliche Synergien von 100 Mill. Euro gehoben werden.

Ja, das sind die beschriebenen Synergien bei den Sach- und Personalkosten. Nehmen Sie beispielsweise die regulatorische Seite: Hier gibt es eine sehr starke Vereinfachung. Durch die Aufstellung der Berlin Hyp im LBBW-Konzern als sogenannte Anstalt in der Anstalt (AidA) gibt es jetzt ein einheitliches Risikocontrolling. Finanzen, Compliance und Revision sind nun auch einheitlich organisiert. Die AidA-Aufstellung, die ja im öffentlich-rechtlichen Bankensektor möglich ist, bringt uns deutlich mehr Vorteile, als es ein Carve-out oder eine Vollintegration getan hätte.

Warum ist es bei der Marke Berlin Hyp geblieben? Warum wurde die gewerbliche Immobilienfinanzierung nicht unter der Marke LBBW gebündelt?

Berlin Hyp hat sich über Jahre als sehr starke Marke etabliert, etwa bei Themen wie ESG und Digitalisierung. Außerdem sind wir Kompetenzzentrum der Sparkassen-Finanzgruppe für die gewerbliche Immobilienfinanzierung. Die rote Farbe in unserem Firmennamen zeigt ja schon unsere starke Verbundenheit zu den Sparkassen – und jetzt durch einen blauen Fundamentbalken auch die Zugehörigkeit zur LBBW.

Müssen sich die Sparkassen auf Veränderungen aufgrund der Neuaufstellung einstellen?

Ich habe ja schon darauf verwiesen, dass unser Portfolio heute doppelt so groß ist. Durch die Bündelung werden sich auch neue Geschäftsopportunitäten für die Sparkassen ergeben. Wir wollen das Geschäftsvolumen mit den Sparkassen ausbauen.

Könnten Sie dafür ein Beispiel nennen?

Neben Immobilienfinanzierungen umfasst mein Ressort auch Infrastrukturfinanzierungen, ein dynamisches und sehr schnell wachsendes Geschäftsfeld. Der Infrastrukturausbau hat ja aktuell eine große Bedeutung, gerade in Deutschland. Ich könnte mir vorstellen, dass wir auch den Sparkassen Finanzierungen aus diesem Geschäftsfeld anbieten können. Das ist ein gutes Beispiel für die Vorteile der Integration der Berlin Hyp in den LBBW-Konzern. Als Kompetenzzentrum für Commercial Real Estate haben wir heute Zugang zur gesamten Produktpalette einer großen Universalbank. Das hat Vorteile für unsere Immobilienkunden, aber auch für die Sparkassen im Finanzierungsgeschäft.

A propos Infrastruktur: In der nächsten Zeit fließt ja aufgrund des Sondervermögens viel Geld in diesen Bereich. Wird die LBBW oder auch die Berlin Hyp hiervon profitieren können?

Absolut. Das Geld aus dem Sondervermögen ist ja auch ein Anschub für den privaten Sektor. Wir wollen als LBBW-Konzern den Ausbau der Infrastruktur mitfinanzieren, ebenso wie die Transformation der Wirtschaft, die digitale Infrastruktur und die Energiewende. Es gibt ein großes Interesse – national wie international – von Entwicklern und institutionellen Investoren an Deutschland.

Welches Volumen könnte das Geschäft mit den Sparkassen in den nächsten Jahren erreichen?

Das ist im Augenblick noch schwer vorherzusagen, weil die Märkte noch sehr verhalten sind. Wir gehen zwar davon aus, dass es auf den Immobilienmärkten zu einer Erholung kommt, aber einer eher langsamen Erholung. Was wir lediglich sagen können: Mittelfristig kann man mit einem nennenswerten Zuwachs im Sparkassengeschäft rechnen. Unser Anspruch ist, definitiv der Nummer-Eins-Partner der Sparkassen bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung zu sein.

Eher langsamere Erholung? Könnten Sie mir Ihre Erwartungen für den deutschen Immobilienmarkt noch etwas genauer erläutern?

Die Erholung 2025 ist definitiv langsamer, als die meisten Branchenexperten prognostiziert haben. Es ist noch einiges an Unsicherheiten im Markt. Der Neubau schwächelt weiter. Die Anzahl an Projektentwicklungen ist weiterhin sehr gering. Und insgesamt ist das Transaktionsvolumen noch auf einem geringen Niveau.

Gilt das für alle Assetklassen?

Der Immobilienmarkt spreizt sich gerade – zwischen den verschiedenen Assetklassen, aber auch innerhalb dieser Klassen. Im Bürosektor gibt es beispielsweise eine sehr deutliche Differenzierung zwischen Toplagen sowie sehr nachhaltigen Gebäuden, die stark nachgefragt werden und wo die Mieten steigen, und den übrigen Büroimmobilien, bei denen es Bewertungsabschläge gibt. Es gibt aber auch schon erste Lichtblicke im Markt.

Was heißt das?

Man sieht vereinzelt schon wieder Neubauentwicklungen, auch wenn das Level immer noch gering ist. Einige Investoren gehen auch in neue Assetklassen, um ihr Portfolio zu auszubalancieren. Und im Wohnbereich sieht man schon eine Preiserholung. Hier haben wir wohl die Talsohle schon durchschritten.

Wohin steuert die neue Berlin Hyp mittelfristig? Welche Zielgrößen bei Portfolio und Ergebnis wollen Sie in fünf Jahren erreicht haben?

Vielleicht ganz allgemein gefasst: Die Immobilienfinanzierung war auch in der Vergangenheit ein signifikanter Ertragsbringer im Konzern und wird dies auch in Zukunft bleiben. Die Berlin Hyp wird 2025 wieder einen deutlichen Ergebnisbeitrag liefern. Unser Unternehmen steht auf einem guten und breiten Fundament. Und dann wollen wir das Geschäft natürlich risikobewusst weiter ausbauen und werden zugleich Ertragssynergien im Konzern erzielen.

Das Interview führte Andreas Heitker.