Schiffskatastrophe

Beunruhigend reale Prognose

Der brennende Autofrachter vor Ameland alarmiert nicht nur Umweltschützer, sondern auch die Versicherungsbranche. Denn die Brandrisiken für Schiffe steigen.

Beunruhigend reale Prognose

Schiffskatastrophe

Beunruhigend reale Prognose der Versicherer

Von Antje Kullrich, Köln

Es ist fast gespenstisch, wie sich eine wenige Wochen alte Prognose zu bewahrheiten scheint. Ende Mai veröffentlichte die Allianz ihre Schifffahrtsstudie 2023 und warnte bereits in der Headline vor neuen Brandrisiken durch den Transport von Elektrofahrzeugen. Das am Mittwoch ausgebrochene Feuer auf einem Autofrachter vor der niederländischen Ferieninsel Ameland scheint jetzt auf drastische Weise zu belegen, wie real die Gefahr ist. Noch ist es nicht ganz geklärt, doch einiges deutet darauf hin, dass der Brand in einem der 25 geladenen E-Autos ausgebrochen ist und mutmaßlich eine Lithium-Ionen-Batterie sich entzündet hat.

Jetzt droht eine Umweltkatastrophe im Wattenmeer, sollte die “Fremantle Highway”, die für eine japanische Reederei unter panamaischer Flagge fährt, sinken. Die Versicherer dürften alarmiert sein. Denn einerseits sinkt nach Angaben der Allianz die Zahl der Totalverluste von Schiffen – im vergangenen Jahr gingen weltweit 38 große Pötte unter, was einen historischen Tiefstand bedeutet. Doch gleichzeitig steigt die Zahl der Brände. Sie seien 2022 die Hauptursache für Totalverluste gewesen, schreibt die Allianz. “Ursache für das steigende Brandrisiko ist der Transport von Elektrofahrzeugen und sonstiger batteriebetriebener Güter”, heißt es in der Studie. Brände in E-Fahrzeugen seien tückisch, weil sie schwer zu löschen sind. Größere Schiffe und falsch deklarierte Fracht verschärften das Problem zusätzlich.

Schon im vergangenen Jahr hatte ein spektakuläres Schiffsunglück für Schlagzeilen gesorgt. Die “Felicity Ace” war mit rund 4.000 Autos an Bord, darunter Modelle der Luxusmarken Porsche, Bentley und Lamborghini, nach einem Brand wahrscheinlich eines E-Autos vor den zu Portugal gehörenden Azoren gesunken. Der Versicherungsschaden soll Berichten zufolge eine halbe Mrd. Euro betragen haben.

Mit den weltweit stark steigenden Anteilen der E-Mobilität wird sich das Brandrisiko auf Seetransporten in den kommenden Jahren stark erhöhen. Die Interessen von Versicherern und Umweltschützern laufen parallel. Abhilfe schaffen können neue Sicherheitsstandards, die der wachsenden Brandgefahr Rechnung tragen, sowie drastische Sanktionen bei Regelverstößen – wenn zum Beispiel Feuerlöschsysteme veraltet sind oder Gefahrgut falsch deklariert wurde.

Der brennende Autofrachter vor Ameland alarmiert die Versicherungsbranche.

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