Sparzinsen

Banken müssen wieder um Einlagen kämpfen

3 Prozent Zinsen auf das Tagesgeld bietet die ING jetzt. Damit setzt die Direktbank eine Duftmarke im wieder entflammten Wettbewerb um die Spargelder.

Banken müssen wieder um Einlagen kämpfen

Geldanlage

Banken buhlen noch stärker um Einlagen

Bei der ING fällt die Marke von 3 Prozent für neue Gelder auch für Bestandskunden

Björn Godenrath, Frankfurt
bg Frankfurt

Der Wettbewerb um die Spargelder der Kunden ist am Mittwoch mit einem Angebot der ING Deutschland weiter angeheizt worden. Auf neu eingezahlte Tageskonto-Gelder werden ab sofort 3% Zinsen für bis zu sechs Monate bei Einlagen bis maximal 50.000 Euro gezahlt. Das heißt, neben Neukunden können auch Bestandskunden davon profitieren, sofern sie Gelder von anderen Konten abziehen und diese wieder bei der ING anlegen.

Mit der Zinswende hatte die ING dann Neukunden zunächst mit 1% für vier Monate gelockt, was zuletzt auf 2% erhöht wurde. Damit bewegte sich die Bank auf Augenhöhe mit dem Eisbrecher Trade Republic, die Mitte Januar als erste 2% auf das Tagesgeld (bis 50.000 Euro) der Verrechnungskonten anbot – für Neukunden und Bestandskunden gleichermaßen. Scalable Capital und Consors zogen als Broker für Neukunden nach, die Banken blieben aber zurückhaltend – auch weil Depositen als „sticky” betrachtet werden und Kunden sie nur ungerne woanders hin transferieren.

Das hat sich mit den digitalen Bankkonten verändert, fällt es dem Retailkunden nun doch leichter, als Zinsjäger kurzfristig Angebote wahrzunehmen. Dabei ist es ein Ärgernis für Kunden der Banken, dass diese ihren Bestandskunden nicht die Neukunden-Angebote mit erhöhten Zinsvergütungen zugänglich machen und sie trotz der Treue zum Institut schlechter gestellt werden.

Die ING macht in der Hinsicht zumindest einen Anfang: Bestandskunden bekommen den höheren Zins für jeden Euro Neueinlage bis zur üblichen Grenze von 50.000 Euro – allerdings gilt diese Offerte nur bis zum 25. April. Damit setzt man einen Anreiz, dass Bestandskunden, die Zinshopping betrieben haben, ihre Gelder wieder zur ING tragen.

Das passt ins Bild der Konzernstrategie, hatte Vorstandschef Nick Jue doch Anfang Februar erklärt, dass man das alte Ziel von 10 Millionen Privatkunden reaktiviert. Das soll 2025 erreicht werden. Per Ende 2022 hatte die ING als größte Direktbank des Landes 9,1 Millionen Kunden. Bei dem heutigen Zins sei „jedes Wachstum profitabel“, hatte Jue als Devise ausgegeben.

Den Retailkunden kann das verstärkte Buhlen um ihre Spargelder nur recht sein, sind sie bei den gegenwärtigen Inflationsraten doch lediglich in der Lage, Schadensbegrenzung zu betreiben – auch bei einer Drei vor dem Komma. Je nach Laufzeit und Marktsegment hätten sich die Sparzinsen in Wochen „teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht”, so Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier gegenüber dpa-afx. Er erwarte, dass die Zins-Rallye weiter Fahrt aufnehme. Dem Depositen-Vermittler Raisin zufolge liegen die Topzinsen für einjährige Festgelder im Schnitt bereits bei fast 3,5% und selbst sechsmonatige Festgelder kratzen an 2,9%.

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