ALTERNATIVES INVESTMENT

"Bison ist sehr einfach"

Interview mit Ulli Spankowski

"Bison ist sehr einfach"

Herr Spankowski, die Börse Stuttgart bietet seit diesem Jahr den Handel von Kryptowährungen über die Bison-App an. Wie hat sich das Geschäft entwickelt?Wir sind in die richtige Richtung gegangen und haben rund 50 000 aktive Nutzer. Der Handelsumsatz liegt an starken Tagen inzwischen im unteren bis mittleren siebenstelligen Euro-Bereich. Dabei dominiert der Handel mit Bitcoin. Wir planen, die App für EWR-Bürger zu öffnen, die nicht nur in Deutschland, sondern in der EU ihren Wohnsitz haben. Derzeit sind die vier größten Kryptowährungen Bitcoin, Litecoin, Ethereum und Ripple auf Bison handelbar. Gegen Ende des Jahres wollen wir weitere dazu nehmen, bis wir langfristig den Handel mit vielleicht zehn bis fünfzehn Kryptowährungen anbieten. Aber wir werden nie alle Kryptowährungen einbeziehen. Je kleiner die Marktkapitalisierung, desto mehr geht auch die Nachfrage zurück.Was unterscheidet den Handel über Bison vom Handel über andere Plattformen?Bei Bison handeln die Nutzer immer gegen die Euwax AG, eine Tochtergesellschaft der Börse Stuttgart, die als Finanzdienstleister der Aufsicht der BaFin untersteht. Beim Handel über ausländische Plattformen ist das so nicht gegeben. Über Bison ist der Handel zudem sehr unkompliziert. Es gibt keine technischen Hürden, und man muss sich auch nicht um die Verwahrung der Kryptowährungen kümmern. Eine Auszahlung auf die eigene Wallet ist auf Wunsch möglich, aber in Summe ist Bison sehr einfach.Welche weiteren Kryptoprodukte erwarten Sie im Markt?Bitcoin ist nicht nur als Kryptowährung handelbar. Seit seine Marktkapitalisierung stark gestiegen ist, gibt es auch entsprechende Zertifikate. Als Marktbetreiber wollen wir natürlich genügend Nachfrage nach solchen Produkten sehen. Neben den Utility Token besteht bei Security Token viel Potenzial, aber es bedarf für den Handel mit diesen Produkten in Deutschland noch einer Gesetzesänderung. Die von Facebook vorgeschlagene Digitalwährung Libra könnte, wenn sie denn kommt, ebenfalls ein spannendes Investment für eine breite Masse werden. Sind Futures auf Kryptowährungen für die Börse Stuttgart ein Thema?Wir sehen hier im Privatkundenmarkt keine Nachfrage und beschäftigen uns damit nicht.Wie sieht es mit anderen digitalen Anlageprodukten aus?Wir bauen gerade eine Infrastruktur und ein ganzes Ökosystem für digitale Assets auf, bei denen die physische Verbriefung wegen der Blockchain-Technologie wegfällt. Langfristig dürfte der Markt für Security Token sehr spannend sein, da Finanzierungen möglich werden, die bis heute undenkbar sind, etwa im Bereich Immobilien. Token ermöglichen auch die gezielte Beteiligung an Teilen der Wertschöpfungskette von Unternehmen, etwa zur Finanzierung eines bestimmten Projekts oder Produkts. Das ist auch für kleinere und mittelgroße Unternehmen sehr interessant, die sonst auf Bankkredite angewiesen wären. Da dürften für Privatanleger wie für institutionelle Kunden sehr spannende Produkte und neue Anlagemöglichkeiten entstehen. Nicht zuletzt wird derzeit auch im Bereich Green Finance viel Projektgeschäft erwartet.Entscheidend ist auch hier, ob die Nachfrage für solche Produkte vorhanden ist. Wenn sie gegeben ist, wird es auch grüne Projektfinanzierungen über die Blockchain geben können, keine Frage.Das Interview führte Dietegen Müller.Ulli SpankowskiChief Digital Officer der Börse Stuttgart