BNP Paribas dreht in Deutschland auf

Diederichs: Wir trauen uns 8 Prozent organisches Wachstum zu - Ausbau für Mittelstand, Wealth Management und Retail Banking

BNP Paribas dreht in Deutschland auf

Die französische Großbank BNP Paribas will sich in Deutschland weiter etablieren und dafür die Erträge auf jährlich 2 Mrd. Euro bis 2020 steigern. “Wir trauen uns jährlich 8 % organisches Wachstum zu”, sagte der neue Deutschland-Chef Lutz Diederichs. Wachsen will die Bank in allen wesentlichen Bereichen, vorneweg im Geschäft mit dem Mittelstand, mit Privatkunden und im Wealth Management.kb Frankfurt – Die französische Großbank BNP Paribas will in Deutschland ihre Erträge auch in Zukunft wie zuvor in den Jahren 2013 bis 2016 jährlich um 8 % steigern. 2020 will die Universalbank dann in Deutschland 2 Mrd. Euro an Erträgen erreichen nach 1,5 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Dies kündigte der im Januar neu angetretene Deutschland-Chef Lutz Diederichs bei der Vorstellung des Wachstumsplans für 2017 bis 2020 an.Die Wachstumsziele bezeichnete Diederichs als durchaus ambitioniert, zumal die Erträge im deutschen Bankenmarkt 2016 Prognosen zufolge mit einem Anstieg um lediglich 1 % auf 60 Mrd. Euro stagnieren dürften, auch weil deutsche Banken zu drei Vierteln vom Zinsertrag abhängig seien. BNP Paribas sei hier “dramatisch weniger zinsabhängig” aufgrund ihres hohen Anteils an Provisionserträgen. Insofern zeigte er sich zuversichtlich: “Wir trauen uns 8 % organisches Wachstum zu.”Zahlen zum Gewinn in Deutschland nannte Diederichs nicht, bekräftigte aber: “Wir sind profitabler als der deutsche Bankenmarkt und liegen eher auf dem Level der Mutter.” Die Gruppe hatte 2016 im Vergleich zum Vorjahr ihren Gewinn vor Steuern um 8 % auf 11,2 Mrd. Euro und nach Steuern um 15,1 % auf 7,7 Mrd. Euro gesteigert bei einer Eigenkapitalrendite von 9,3 %.Investitionen im Deutschlandgeschäft im “zweistelligen Millionenbereich” sollen das Wachstum unterstützen, das ohne Zukäufe auskommen soll. Zu dem in diesen Tagen wieder kolportierten Interesse der Franzosen an der Commerzbank äußerte sich Diederichs nicht. “Ich kann und will das nicht kommentieren”, sagte er. Vielmehr unterstrich er, dass BNP Paribas in Deutschland mit ihren 5 000 Mitarbeitern nicht vorhabe, ins Filialgeschäft einzusteigen. Es sei ein strategischer Vorteil, mit der Restrukturierung eines Filialnetzes nicht belastet zu sein. Daher könne sich BNP Paribas in Deutschland auf die weitere Digitalisierung konzentrieren. “Wir sind froh, mit dieser Positionierung drei Millionen Privatkunden zu haben, aber keine einzige Filiale.” Hierzulande ist der Konzern etwa mit der Direktbank Consorsbank präsent. Auch kleine FirmenkundenEin strategischer Schwerpunkt des Wachstumsplans sei die Vertiefung der Kundenbeziehungen im deutschen Mittelstand. So sollen künftig auch Unternehmen mit weniger als 250 Mill. Euro Umsatz betreut werden. “Wir legen keine Umsatzgrenze mehr fest”, sagte Diederichs, der seinen Berufsweg 1990 im Firmenkundengeschäft der HypoVereinsbank startete, dort bis Dezember 2016 im Vorstand das Geschäftsfeld Unternehmerbank leitete und bei der Mutter Unicredit im Exekutivkomitee für Corporate & Investment Banking saß.Die Kundenprofile seien wichtiger als Umsatzgrenzen, denn auch der deutsche Mittelstand frage immer mehr internationale Bankdienstleistungen nach. War es früher Osteuropa, so gehe es nun für viele Mittelständler “ganz klar Richtung Asien und USA”. BNP Paribas will dabei als europäische Bank mit ihrer weltweiten Präsenz und ihrem breiten Produktangebot punkten. “Es gibt keine andere europäische Bank, die weltweit in 74 Ländern vertreten ist”, unterstrich Diederichs. 2016 betreute die Bank mehr als 3 000 Corporate-Kunden in Deutschland.Die stärksten Wachstumsraten – allerdings nicht unbedingt bei den Erträgen – verspricht sich Diederichs vom Wealth Management, das erst 2013 gestartet worden war. Hier sei die Bank noch unterdurchschnittlich vertreten, während die Gruppe ein “global relevanter Spieler” sei. Ziel sei es, in Deutschland in drei Jahren zu den fünf oder zumindest sieben größten Vermögensverwaltern zu zählen und auch gehobene Kunden (Ultra High und High Net Worth) zu bedienen. Profitieren soll der Bereich vom Ausbau des Geschäfts mit den meistens von Inhabern geführten mittelständischen Firmen.Als weiteren Schwerpunkt hat sich Diederichs eine bessere Verzahnung des Retail Banking vorgenommen. “Wir wollen eine wirklich starke Retaileinheit bauen”, sagte er mit Blick auf die sich bisher nicht überlappenden je 1,5 Millionen Kunden der Consorsbank und des hier im E-Commerce führenden Konsumentenfinanzierers Consors Finanz. Zudem will die Bank in das Geschäft mit der Immobilienfinanzierung für Privatkunden über ein Joint Venture einsteigen. Wer der künftige Partner sein wird, soll bis Jahresende entschieden sein.