Wertpapierhandel

Börse Stuttgart führt Aktienhandel per Smartphone ein

Die Kryptoplattform Bison der Börse dehnt den Handel auf Wertpapiere aus. Die Sutor Bank fungiert als depotführende Bank.

Börse Stuttgart führt Aktienhandel per Smartphone ein

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Die Börse Stuttgart führt den Smartphone-Handel für mehr als 2 500 Aktien und ETFs ein. Dazu wird der Handel über die Bison-App für Kryptowährungen um Wertpapiere erweitert. „Der Schritt zur Einführung der neuen Assetklassen bei Bison erfolgt aufgrund der starken Nachfrage unserer Bestandskunden“, sagte Ulli Spankowski, CEO von Bison. Außer einer Orderprovision von 1,99 Euro pro Transaktion fallen keine weiteren Handelsplatzgebühren an. Damit kann Stuttgart mit den gängigen Preismodellen der Neobroker weitgehend mithalten, die allesamt mit niedrigen einstelligen Euro-Pauschalen arbeiten. Die Frage ist nun, inwieweit es mit der Bison-App gelingt, den Vorsprung der Neobroker, die beim Wertpapierhandel per Smartphone weit enteilt sind, aufzuholen.

Als die Börse Stuttgart 2019 die Bison-App für den Handel von Kryptowährungen auf den Weg gebracht hatte, betraten die Schwaben Neuland. Angesichts des anschließenden Höhenflugs von Bitcoin & Co. reüssierte auch Bison. Es wurde aber versäumt, aus einer Pole-Position heraus andere Gattungen in den Smartphone-Handel mitaufzunehmen, was Kritiker im Börsenumfeld immer wieder monierten. Dies gilt für Aktien, aber auch für verbriefte Derivate – just ein Markt, in dem Stuttgart mit der Euwax eine traditionell starke Position innehat.

Feld von hinten aufrollen

Inzwischen haben Neobroker mit ihren besonderen Handelsmodellen beim Aktien- und Derivatehandel per App die Nase vorn. Stuttgart bläst mit Bison also jetzt zur Aufholjagd, wenn nun mit dem Handel von Aktien und ETFs per Smartphone das Feld von hinten aufgerollt werden soll. Gespannt darf man sein, inwieweit sich die Orderprovision als wettbewerbsfähig gegenüber der Niedrig- und Null-Fee-Konkurrenz erweist.

Unter den neu auf Bison angebotenen Aktien und ETFs befinden sich die gängigen Titel, deren Handel von der Euwax betreut wird. Das heißt, Anleger handeln immer gegen die Börsentochter. Die Preise für die neuen Gattungen auf Bison werden über Trade Rebel gestellt, eine neue, an sich gebührenfreie Handelsplattform, die erst im Dezember 2022 an den Start gegangen ist. Trade Rebel stellt ein als MTF (Multilateral Trading Facility) betriebenes, börslich überwachtes Modell dar, an dem die Börsentochter Euwax als Marketmaker respektive Liquiditätsspender agiert.

Wer Wertpapiere über Bison handelt, erhält ein Depot bei der Sutor Bank, wofür keine Depotkosten anfallen und von wo aus ein Depotübertrag zu anderen Banken jederzeit möglich ist. Mit im Boot ist die Just Trade Technologies, die als Technologiepartner der Sutor Bank im Rahmen von deren Service als Depotbank beim Wertpapierhandel auf Bison agiert. Sutor Bank und Just Trade teilen sich mit der Börse Stuttgart die Orderprovision.

Wie Spankowski weiter sagte, soll die Zahl der handelbaren Aktien und ETFs sukzessive erweitert werden. Ebenso sollen die handelbaren Kryptowährungen im Jahresverlauf von aktuell 17 auf 30 bis 40 erhöht werden. Eine Prognose, wie viel Handelsumsatz in den neuen Gattungen bei Bison generiert werden kann, wollte der CEO nicht abgeben.

Krypto-Umsatz eingebrochen

Die Zahl der aktiven Nutzer von Bison ist im Kryptohandel von Ende 2022 bis heute von 550000 auf 700000 gestiegen. Jedoch ist der Handelsumsatz von 5,6 Mrd. Euro (2021) stark auf 1,8 Mrd. Euro (2022) eingebrochen. Eine Erholung sei jedoch 2023 aufgrund eines allmählichen Aufwärtstrends vorstellbar, so Spankowski. Auch bei den Kryptowährungen läuft der Handel per Bison über die Euwax ab. Allerdings fällt hier keine Orderprovision an, vielmehr verdient die Börsentochter an der Spanne zwischen den An- und Verkaufspreisen. Diese Spanne beträgt sowohl bei Kauf als auch bei Verkauf in der Regel 0,75 %, kann aber bei ungewöhnlichen Marktlagen auch höher sein.

Der Handel von Wertpapieren ist zunächst in der mobilen App-Version verfügbar. Kaufaufträge für Wertpapiere sind bis zu einem Betrag von 100000 Euro pro Transaktion möglich, Verkaufsaufträge in unbegrenzter Höhe. Dabei steht es dem Kunden offen, ob er die Funktion für Wertpapierhandel in der Bison-App freischalten möchte.