Vermögensverwaltung

Börsenkrach zieht Julius Bär nach unten

Die Schweizer Vermögensverwalterbank Julius Bär macht nach der Börsenunruhe weniger Geschäft. Bankchef Philipp Rickenbacher verspricht mehr Kostendisziplin. Ihre Altlasten legt die Bank derweil ab.

Börsenkrach zieht Julius Bär nach unten

jsc Frankfurt

Die schwachen Börsen haben im ersten Halbjahr das Ergebnis der Schweizer Julius Bär belastet: Während das verwaltete Vermögen bis zur Jahresmitte um 11% auf 428 Mrd. sfr nachgab, sank der Provisionsüberschuss im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 um 10% auf 1,05 Mrd. sfr, wie die Vermögensverwaltungsbank am Montag berichtete. Die Kunden zogen netto 1,1 Mrd. sfr ab. Die Abflüsse entfielen insbesondere auf Asien. Im Mai und Juni habe sich das Neugeschäft insgesamt stabilisiert, erklärte die Bank. Der Gewinn sank um gut ein Viertel auf 450,3 Mill. sfr. Die Bank sieht eine der „schlechtesten Sechsmonatsperioden für Kapitalmärkte seit Jahrzehnten“. Die Aufwand-Ertrag-Quote stieg bereinigt auf 67,0% nach 61,2% im Jahr zuvor. „Wir beschleunigen die Kostendisziplin in der gesamten Gruppe“, versprach daher CEO Philipp Rickenbacher.

Gleichwohl zeigte sich die Bank zuversichtlich: Der Zinsanstieg in den drei relevanten Währungen Dollar, Euro und Franken wirke sich positiv auf die Zinserträge im Bankgeschäft aus, sagte Finanzvorstand Evie Kostakis in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Nach den jüngsten Zinserhöhungen der Notenbanken hatte die Bank erst am Freitag erklärt, Kunden ab August keine Negativzinsen mehr zu berechnen. Mit 342 Mill. sfr fiel der Zinsüberschuss im ersten Halbjahr etwas höher aus als zuvor. In der Vermögensverwaltung werde der Zufluss der Kundengelder wieder steigen.

Altlasten abgeworfen

Das Institut trennt sich derzeit von Geschäft und Altlasten: Erstens verkaufte die Gesellschaft unabhängig agierende Vermögensverwalter im Konzern, zuletzt etwa Fransad und Wergen. Es sei richtig, sich auf das eigene Geschäft zu fokussieren, sagte Bankchef Rickenbacher. Zweitens einigte sich Julius Bär vor wenigen Wochen in einem Rechtsstreit mit dem Liquidator einer litauischen Gesellschaft – laut Medienberichten der ehemaligen Bank Snoras. Das Verfahren, bei dem es um Sorgfaltspflichten von Julius Bär in einem Veruntreuungsskandal vor mehr als zehn Jahren ging, legte die Bank mit einer Zahlung von 105 Mill. Euro bei. Rund die Hälfte der Summe belastet das Ergebnis des ersten Halbjahrs.

Drittens beendet Julius Bär die Geschäfte mit Kunden, die im Zuge der Russlandsanktionen auf der Liste stehen. Es handele sich um eine einstellige Zahl an Kunden, denen die Bank unter anderem Darlehen für Wohnimmobilien in erstklassigen Standorten Westeuropas gewährt habe. Auch leitete Julius Bär die Schließung des Büros in Moskau ein.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.