Börse Stuttgart streicht fixes Entgelt

Kleine Aktienorders werden günstiger - Gebührenkampf zwischen den Börsenplätzen

Börse Stuttgart streicht fixes Entgelt

Die Börse Stuttgart streicht das fixe Transaktionsentgelt im Aktienhandel in Höhe von 4,20 Euro netto pro Order und passt zugleich ihr variables Transaktionsentgelt nach oben an. Damit zollen die Schwaben dem Preiskampf zwischen den Börsenplätzen Tribut. Wie stark die Anleger davon profitieren, wird allerdings von der Preisgestaltung der Banken abhängen. Von Thomas Spengler, Stuttgart”Es werden nahezu alle Aktienorders an der Börse Stuttgart günstiger als bisher”, sagt Geschäftsführer Dragan Radanovic der Börsen-Zeitung mit Blick auf die geplante Streichung des fixen Transaktionsentgelts von netto 4,20 Euro (brutto 5 Euro) zum 1. März 2020. Besonders hoch sei die Ersparnis bei kleineren Orders von Privatanlegern, auf denen der Fokus der Entgeltanpassung liege, so Radanovic weiter. Auf diese Weise werde eine Order über 5 000 Euro in Dax-Werten im Vergleich zum bisherigen Stuttgarter Preis mehr als 47 % günstiger.Allerdings wird für Privatanleger entscheidend sein, inwieweit deren Depotbanken den neuen Vorteil an die Endverbraucher weitergeben. Zwar stellen die Institute das fixe Börsenentgelt in der Regel als börsenplatzspezifisches Entgelt in Rechnung. Doch muss sich erst noch zeigen, ob sie das börsenplatzspezifische Entgelt teilweise oder ganz streichen. Die Comdirect beispielsweise hat angekündigt, zum 17. April 2020 ihr börsenplatzabhängiges Entgelt für Stuttgart von mindestens 5 auf 2,50 Euro zu senken, obwohl das fixe Entgelt an dieser Börse ab 1. März gar nicht mehr anfällt. Damit stellt die Comdirect Stuttgart auf eine Stufe mit Tradegate, Quotrix, Gettex und der LS Exchange, die ebenfalls keine Börsengebühren in Rechnung stellen, aber mit 0,0025 % vom Ordervolumen beziehungsweise mit mindestens 2,50 Euro bepreist werden. Option auf eine höhere MargeAn dem Beispiel wird dennoch klar, dass auf diese Weise für Orderflow-Provider die Option auf eine höhere Marge entsteht. “Dieser Effekt könnte dazu führen, dass die Börse Stuttgart künftig wieder häufiger in den Ordermasken der Banken auftaucht”, sagt dazu ein mit börslichen Entgeltmodellen vertrauter Experte.Tatsächlich verspricht sich die Börse Stuttgart mittelfristig von der Änderung der Entgeltstruktur im Aktienhandel höhere Orderzahlen und Zugewinne bei den Marktanteilen. Damit ist der Schritt, den die Stuttgarter nun einleiten, insbesondere eine Reaktion auf den sich verschärfenden Wettbewerb zwischen den klassischen Börsen, der in Berlin ansässigen Tradegate Exchange und den Marketmaker-Plattformen Gettex, Quotrix und LS Exchange. Bereits 2017 hat Tradegate die Schwaben beim Orderbuchumsatz überholt, was vor allem auf den Aktienhandel zurückzuführen ist. Auch im vergangenen Jahr blieb Stuttgart mit einem Orderbuchvolumen von 68,5 Mrd. Euro über alle Wertpapiergattungen klar hinter Tradegate mit 114,8 Mrd. Euro zurück.Noch deutlicher abgehängt wurde die Börse Frankfurt, die im vergangenen Jahr auf einen Orderbuchumsatz von knapp 33 Mrd. Euro gekommen ist. Ungeachtet dieser Rangfolge bleibt freilich das elektronische Profi-Handelssystem der Deutschen Börse Xetra, mit 1,4 Bill. Euro Umsatz (2019) Deutschlands größte Börse.Das variable Transaktionsentgelt der Stuttgarter ist im Aktienhandel künftig nach Ordergröße absteigend gestaffelt und nach oben auf 63 Euro netto begrenzt. Für Dax-Aktien werden demnach zwischen 0,62 und 0,36 Promille des Ordervolumens fällig, bei anderen inländischen und ausländischen Aktien zwischen 0,95 und 0,7 Promille. Bisher lag das variable Transaktionsentgelt in Stuttgart bei 0,336 Promille für Dax-Titel und 0,672 Promille für alle anderen Aktien.Das Mindestentgelt bei Dax-Aktien beträgt von 1. März an 2,09 Euro netto, für alle anderen Aktien 2,73 Euro netto. Bei einer Order für einen Dax-Wert über 3 000 Euro fällt in Stuttgart künftig lediglich das Mindestentgelt von 2,09 Euro an. Damit sind die Schwaben bei den deutschen Blue Chips bis zu einer Ordergröße von 5 030 Euro günstiger als die Börse Frankfurt, die einen Mindestbetrag von 3,12 Euro berechnet. Bei einer Ordergröße von mehr als 5 200 Euro und bis zu 15 500 Euro hat dann Frankfurt die Nase vorn. Über 15 500 Euro Auftragsvolumen ist wiederum Stuttgart günstiger. Tradegate im BlickDennoch ist es weniger der Rivale aus Frankfurt, der den Schwaben Sorgen bereitet, sondern vielmehr die bereits 2010 als “Regulierter Markt im Sinne der Mifid” anerkannte Tradegate Exchange, die mehrheitlich zur Deutschen Börse gehört. Seit der neben der Berliner Börse in der Hauptstadt entstandene Handelsplatz Courtage und börsliche Transaktionsentgelte vollkommen gestrichen hat, ist Tradegate auf Wachstumskurs. Weiter verschärft hat sich der Wettbewerb durch das Aufkommen der sogenannten No-Fee-Broker, die seit 2019 nicht nur den bestehenden Online-Brokern Konkurrenz machen, sondern durch ihre Anbindung an Marketmaker-Modelle auch den klassischen Börsen.