BPCE übernimmt Novo Banco
BPCE übernimmt portugiesische Novo Banco
Französische Großbank zahlt für 6,4 Mrd. Euro für grenzüberschreitenden Zukauf – Lob von Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau
ths/ wü Madrid/ Paris
Von Thilo Schäfer, Madrid
und Gesche Wüpper, Paris
Die Konsolidierung des europäischen Bankensektors gewinnt an Fahrt – trotz Bremsversuche einiger Regierungen. Die französische Bankengruppe BPCE (Banque Populaire – Caisses d'Epargne) übernimmt die portugiesische Novo Banco von Lone Star Funds aus den USA. Das Angebot bewertet Novo Banco mit 6,4 Mrd. Euro, wie am 13. Juni verkündet wurde. Das entspricht dem neunfachen des Jahresgewinns des mit einer Bilanzsumme von 45 Mrd. Euro viertgrößten portugiesischen Kreditinstituts.
BPCE will in einem ersten Schritt die 75% kaufen, die Lone Star an Novo Banco hält. Die restlichen 25% gehören dem portugiesischem Staat. Die Natixis-Mutter und Lone Star haben jetzt eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet und Exklusivverhandlungen aufgenommen. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2026 angepeilt.
35 Millionen Kunden
Es handele sich um die größte grenzüberschreitende Akquisition im Bankensektor in der Eurozone seit mehr als zehn Jahren, betont die vom Eigenkapital her zweitgrößte französische Bankengruppe. Sie ist 2009 aus der Fusion der französischen Volksbanken und Sparkassen entstanden, beschäftigt 100.000 Mitarbeiter und hat weltweit 35 Millionen Kunden. Die Übernahme sei eine gute Nachricht für den europäischen Bankensektor, sagte Banque de France-Chef François Villeroy de Galhau am 13. Juni im Gespräch mit Journalisten.
Zweitwichtigster Markt
Durch die Übernahme wird Portugal für BPCE zum zweitwichtigsten Markt im Privatkundenschäft nach Frankreich werden. Die Natixis-Mutter beschäftigt bereits jetzt bei verschiedenen Tochtergesellschaften 3.000 Mitarbeiter in Portugal. Die Franzosen kündigten an, Verhandlungen für den Kauf der restlichen Anteile aufzunehmen. Der portugiesische Staat hält 11,5% und der Bankenresolutionsfonds 13,5% des Kapitals.
Pleite von Banco Espírito Santo
Der Verkauf an BPCE ist das Ende eines langen Prozess um Novo Banco seit der Pleite von Banco Espírito Santo wegen unlauterer Geschäfte der gleichnamigen Eigentümerfamilie. Der portugiesische Staat zog 2014 die Reißleine und teilte BES auf in eine Bad Bank, die bis heute nicht komplett abgewickelt ist, während die gesunden Aktiva in eine „Neue Bank“, also Novo Banco, überführt wurden. Lone Star erwarb 2017 für 1 Mrd. Euro den Anteil von 75%. Mit dem Verkaufserlös von 4,8 Mrd. Euro und den Dividenden hat der Finanzinvestor das Sechsfache seines Einsatz herausgeholt.
Mit der Übernahme von Novo Banco durch BPCE ist nach langer Zeit wieder ein transnationale Bankenfusion in Europa geglückt. Die Europäische Zentralbank begrüßt solche Operationen, damit größere und stärkere Banken entstehen, die im internationalen Geschäft besser mithalten können. Zusammenschlüsse auf nationaler Ebene stellen jedoch oft ein Problem für den Wettbewerb dar, wie die Diskussion um die feindliche Übernahme von Banco Sabadell durch BBVA in Spanien oder der Griff von Unicredit nach der Commerzbank zeigen.
Caixabank geht leer aus
Aus diesem Grund scheiterte die spanische Caixabank mit ihrer Offerte für Novo Banco. Portugals Finanzminister Joaquim Miranda machte vor Tagen deutlich, dass man ungerne noch mehr spanisches Kapital im heimischen Bankensektor sähe, der bereits zu einem Drittel von den iberischen Nachbarn kontrolliert wird. Caixabank besitzt mit BPI die fünftgrößte Bank Portugals. Auch die Gewerkschaften waren daher gegen eine Fusion mit Novo Banco. BPCE versprach, keine der 4200 Stellen bei Novo Banco zu kürzen, da es keine Überschneidungen mit den bisherigen Geschäften der Franzosen in Portugal gebe.
Die Europäische Kommission monierte in einem Bericht vor Tagen, dass die fünf größten Banken Portugals 80% des Marktes beherrschen. Vier davon sind in den Händen ausländischer Investoren, wie die chinesische Fosun, Mehrheitseigner von BCP, die spanische Santander, Nummer Drei in Portugal, und eben Novo Banco und BPI. Die Nummer Eins der Branche ist die staatliche Caixa Geral de Depósitos (CGD).
Börsengang abgeblasen
„Die Operation garantiert eine größere Diversifizierung der Investoren und Aktionäre der in Portugal operierenden Banken“, kommentierte das Finanzministerium in Lissabon am Freitag in einer Mitteilung. Für den Fall eines Scheiterns des Verkaufs von Novo Banco hatten die Eigentümer bereits einen Börsengang vorbereitet. Mit BCP notiert lediglich eine Bank an der Lissabonner Börse.
BPCE diversifiziert
BPCE werde durch die Akquistion zu einem europäischen Akteur im Privatkundengeschäft, erklärte Bankchef Nicolas Namias. Nach der Gründung von BPCE Equipment Solutions vor einigen Monaten sei die Übernahme ein weiterer Schlüsselfaktor bei der Umsetzung des vor einem Jahr verkündeten Strategieplans. Dieser sieht die Diversifizierung der Gruppe, auch geographisch vor. Sie hat deshalb zu Beginn des Jahres mit Generali den Zusammenschluss ihrer Vermögensveraltungstöchter besiegelt.
Der US-Investor Lone Star hat einen Käufer für seine Mehrheitsbeteiligung an Portugals viertgrößter Bank gefunden. Das aus dem Zusammenbruch von Banco Espírito Santo hervorgegangene Institut geht gewinnbringend an BPCE. Auch der Staat will aussteigen und ist froh, dass es kein spanischer Käufer ist.