TSI äußert Kritik

Neue EU-Verbriefungsregeln ernüchtern Finanzbranche

Der Vorschlag der EU-Kommission zur Revitalisierung der Verbriefungen wird nach Einschätzung von Marktteilnehmern seinen Zweck verfehlen. Das sagt der Geschäftsführer des Interessenverbands True Sale International, Jan-Peter Hülbert.

Neue EU-Verbriefungsregeln ernüchtern Finanzbranche

Neue EU-Verbriefungsregeln ernüchtern Finanzbranche

True Sale International kritisiert komplizierte Vorgaben und restriktive Bedingungen

fed Frankfurt

Die EU-Kommission muss sich auf laute Kritik einstellen, wenn sie in Kürze ihr Gesetzespaket zur Belebung des Verbriefungsmarkts vorstellt. Denn die derzeit bereits umlaufenden Entwürfe treffen bei den betroffenen Akteuren auf wenig Begeisterung. Zwar sei es „positiv, dass der Gesetzgebungsvorschlag der EU-Kommission alle Punkte dem Grunde nach berücksichtigt, die wir für entscheidend halten“, sagt Jan-Peter Hülbert, Geschäftsführer von True Sale International, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Leider fällt unsere Beurteilung des Gesetzgebungsvorschlags auf den zweiten Blick deutlich ernüchternder aus“, ergänzt er. Es gebe „erheblichen Nachbesserungsbedarf“.

TSI spricht für die Marktteilnehmer

True Sale International (TSI) ist die von führenden Banken gegründete Interessensvertretung zur Förderung des Verbriefungsmarkts in Deutschland und Europa. Deshalb spiegeln ihre Positionen die Einschätzungen zentraler Marktteilnehmer.

Verbriefungen gelten als probates Mittel, um Bankbilanzen zu entlasten, Liquidität zu schaffen und Risiken zu transferieren und zu streuen. In der Finanzkrise von 2008 waren sie allerdings als „Brandbeschleuniger“ in Verruf geraten. Danach haben sich die Verbriefungsmärkte in den USA jedoch relativ schnell wieder erholt – anders in der EU. Deshalb hat sich die EU-Kommission eine Revitalisierung der Verbriefungsmärkte zum Ziel gesetzt – vor allem durch Erleichterungen bei Kapitalanforderungen, Sorgfalts- und Transparenzpflichten. Die Details will EU-Kommissarin Maria Albuquerque am Dienstag präsentieren.

Kritik an neuer Kategorie

TSI-Geschäftsführer Hülbert kritisiert die vorgesehene Einführung einer neuen Kategorie der „resilienten“ Verbriefung, für die reduzierte Kapitalgewichte gelten sollen. Einer solchen zusätzlichen Kategorie bedürfe es nicht, meint Hülbert. Die einfache Reduzierung „der geforderten Überkapitalisierung von Verbriefungen“ wäre aus seiner Sicht am sinnvollsten.

TSI habe Banken um eine Bewertung gebeten, was die neue Kategorie für sie bedeuten würde. „Die Tatsache, dass sie diese Evaluierung in wenigen Tagen nicht leisten konnten, weist bereits darauf hin, dass die Vorgaben ausgesprochen komplex und kompliziert sind.“ Zudem seien die Bedingungen für resiliente Verbriefungen „restriktiv“, urteilt der TSI-Geschäftsführer. Es sei absehbar, dass nur ein Teil des Verbriefungsvolumens davon betroffen sein würde und die gewünschten Effekte nicht erreicht würden.

Vorbehalte hat Hülbert auch hinsichtlich der Sorgfaltspflichten. Wenn zum Beispiel eine europäische Autobank ein Portfolio mit britischen Autofinanzierungen über eine Verbriefung finanzieren möchte, könne sie von den Erleichterungen nur sehr bedingt profitieren. Kritisch sieht die TSI auch die Transparenzanforderungen. Die vorgesehene Erweiterung der Definition von öffentlichen Verbriefungen werde sich nachteilig auf die Märkte auswirken.

Im Gespräch Seite 5

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.