Brexit-Standortentscheidung rückt bei Citigroup näher
hip London – Citigroup und Credit Suisse haben auf einer Fachkonferenz im Schloss von Dublin bestätigt, dass sie noch in diesem Halbjahr über die Verlagerung von Teilen ihres Geschäfts aus London entscheiden werden. Philipp Hildebrand, Vice Chairman von BlackRock, warnte unterdessen, der Brexit könne 85 000 Arbeitsplätze in der City kosten.James Cowles, der das Geschäft der Citigroup in Europa, Nahost und Afrika verantwortet, kündigte an, einen Teil der Aktivitäten nach Irland zu verlagern. “Wir werden gutes, stetiges Beschäftigungswachstum in Irland haben”, wird er in der “Irish Times” zitiert. Die US-Bank beschäftigt auf der Grünen Insel bereits 2 500 Mitarbeiter. Die große Frage ist Cowles zufolge, wo das Handelsgeschäft (Broker/Dealer) angesiedelt werden soll, das nach dem britischen EU-Austritt seine Marktzugangsrechte verlieren könnte. Man habe sich mit Regulierern und Regierungen in ganz Europa in Verbindung gesetzt – unter anderem in Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien. Die Bank habe einen Katalog von 25 Kriterien erstellt, die von der Lebensqualität bis hin zu den bisherigen Erfahrungen mit dem für den Standort zuständigen Regulierer reichen. 10 000 neue Stellen erhofft”Wir befinden uns in einem frühen Stadium dabei, uns Alternativen außerhalb des Vereinigten Königreichs anzusehen”, sagte Noreen Doyle, Vice Chairman bei Credit Suisse, auf der Konferenz in Dublin. Sie wollte sich nicht dazu äußern, ob Irland davon profitieren könnte. Die irische Regierung würde die Zahl der Beschäftigten der Finanzbranche gerne von derzeit 35 000 bis 2020 um 10 000 vergrößern. Regierungschef Enda Kenny wirbt seit vergangenem Herbst für den Umzug der Europäischen Bankenaufsicht EBA aus der britischen Metropole nach Irland. Der Brexit bringe zwar Herausforderungen für das Land, aber auch die Gelegenheit, sich neue Chancen zu eröffnen. Er gehe davon aus, dass die britische Finanzbranche eher früher als später Maßnahmen ergreifen werde, um sich auch weiterhin den Zugang zum gemeinsamen Markt zu sichern, wird Martin Shanahan, der Chef der Wirtschaftsförderungsagentur IDA, die als Mitveranstalter der Konferenz auftrat, von der “Irish Times” zitiert. “London wird zweifellos ein bedeutendes globales Finanzzentrum bleiben”, sagte er. “Aber der Brexit bringt für andere Zentren wie Dublin die Chance zu expandieren”, selbst wenn Großbritannien bei den Verhandlungen mit Brüssel einen “akzeptablen Deal” für sich herausholen sollte.Hildebrand geht davon aus, dass das Euro-Clearing aus London in die EU abwandern wird. “Wenn man volle Kontrolle über die Zuwanderung haben will, kann man nicht im gemeinsamen Markt sein”, sagte der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank mit Blick auf die Erfahrungen der Eidgenossen. Er könne nicht erkennen, wie das Euro-Clearing jenseits der EU-Grenzen bleiben könne.Zu den möglichen Arbeitsplatzverlusten gibt es unterschiedliche Schätzungen. Xavier Rolet, der Chef der London Stock Exchange Group, sagte vor dem Finanzausschuss des Unterhauses unter Berufung auf eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, dass im Falle des Verlusts des Euro-Clearings 232 000 Jobs in der britischen Finanzbranche in Gefahr seien. Im September 2016 hatte Rolet auf Bloomberg TV noch von “mindestens 100 000 Stellen” gesprochen, die in diesem Fall gefährdet seien. Hildebrand legte die Latte mit 85 000 wieder tiefer.