Regulierung

Britische Aufsicht bemängelt niedrige Sparzinsen

Die britische Finanzaufsicht hat die Chefs der Großbanken einbestellt. Sie sollen erklären, warum die steigenden Leitzinsen nur in geringem Umfang an Sparer weitergereicht werden. Zudem sorgen Berichte für Aufsehen, dass aus politischen Gründen Konten geschlossen worden sein könnten.

Britische Aufsicht bemängelt niedrige Sparzinsen

Britische Aufsicht bemängelt niedrige Sparzinsen

“Politische” Kontoschließung sorgt für Aufsehen

hip London

Die britische Finanzaufsicht FCA hat einem Bericht der “Financial Times” zufolge die Chefs der Großbanken Barclays, HSBC, Lloyds Banking Group und Natwest für Donnerstag einbestellt. Sie sollen Rede und Antwort stehen, warum der steigende Leitzins nur in geringem Maße an Sparer weitergereicht wird, wie das Blatt unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet. Ab Ende Juli sind die Institute verpflichtet, ihren Kunden gute Ergebnisse zu liefern (Customer Duty). Das bietet der Financial Conduct Authority (FCA) eine Grundlage zum Handeln gegen Banken, die aus ihrer Sicht Kunden benachteiligen.

Tatsächlich ist der durchschnittliche Zins für jederzeit verfügbare Einlagen Keefe, Bruyette & Woods zufolge im Mai von 1,4% auf 1,3% zurückgegangen – ein bemerkenswertes Vorgehen in einer Zeit, in der alles darauf hindeutet, dass der britische Schatzkanzler am Ende der Geduld ist, was die Weigerung der Banken angeht, Zinserhöhungen weiterzugeben, kommentierten die Analysten der Tochter der US-Investmentbank Stifel. Die Bank of England hatte den Leitzins im Juni um weitere 50 Basispunkte auf 5,0% erhöht. Vor wenigen Tagen hatte das Schatzamt die Kreditinstitute dazu bewegt, einer “Hypotheken-Charta” zuzustimmen.

Unterdessen sorgte der prominente Brexiteer Nigel Farage mit der Behauptung für Aufsehen, sein Bankkonto sei aus politischen Gründen geschlossen worden. Sieben andere Institute hätten ihm ein Konto verweigert. Wie die BBC berichtete, schloss die zu Natwest gehörende Privatbank Coutts das Konto des ehemaligen Führers der UK Independence Party, weil sein Vermögen die Mindestanforderungen unterschritt. Der Website zufolge müssen Kunden entweder 1 Mill. Pfund mit Coutts investieren, sich 1 Mill. Pfund von der Bank leihen oder Spareinlagen von 3 Mill. Pfund dort deponieren. Farage dementierte nicht, dass er diese Anforderungen nicht erfüllt. Damit habe Coutts in den vergangenen zehn Jahren kein Problem gehabt, sagte er dem Sender. Ihm sei als “politisch exponierter Person” (PEP) ein Konto verweigert worden. Eine Schließung aus politischen Gründen sei “völlig unakzeptabel”, sagte der Sicherheitsstaatssekretär Tom Tugendhat im Unterhaus. Bislang gebe es allerdings nur den Vorwurf, dass es so gewesen sein soll. PEP-Regeln seien dazu da, die korrupte Nutzung von Bankfazilitäten durch Politiker korrupter Regimes zu verhindern, “nicht dazu, Individuen zum Schweigen zu bringen, die vielleicht Meinungen haben, mit denen man möglicherweise nicht übereinstimmt”, sagte Tugendhat.

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