Bundesbank verweigert BaFin Rückendeckung

Börsen-Zeitung, 8.12.2020 bn Frankfurt - Die Deutsche Bundesbank verweigert der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Rückendeckung für deren Entschluss vom vergangenen Jahr, Leerverkäufe in Wirecard-Aktien befristet zu verbieten....

Bundesbank verweigert BaFin Rückendeckung

bn Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank verweigert der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Rückendeckung für deren Entschluss vom vergangenen Jahr, Leerverkäufe in Wirecard-Aktien befristet zu verbieten. Auf die Frage des grünen Bundestagsabgeordneten Danyal Bayaz, ob sie Studien kenne, denen zufolge “Leerverkäufe gegen ein Einzelunternehmen jemals zu einer generellen Marktverunsicherung geführt” haben, heißt es in einer schriftlichen Antwort der Zentralbank: “Uns sind derzeit keine akademischen Studien mit dieser konkreten Fragestellung bekannt.” Die im Zuge des Bilanzskandals um Wirecard unter Druck geratene BaFin hatte ihr befristetes Leerverkaufsverbot im Februar 2019 mit Entwicklungen begründet, “die eine ernstzunehmende Bedrohung für das Marktvertrauen in Deutschland darstellen”.Wie das Schreiben an Parlamentarier Bayaz zudem zeigt, blieb eine Stellungnahme der Deutschen Bundesbank zur BaFin-Allgemeinverfügung aus, “da Fragen der Bedrohung der Finanzstabilität nicht berührt waren und keine Zuständigkeit der Bundesbank hinsichtlich von Fragen zum Marktvertrauen besteht”. Auf Arbeitsebene sei die BaFin über die internen Analysen und Erkenntnisse der Bundesbank informiert worden. “Statt auf die kenntnisreichen Analysen der Bundesbank zu setzen, hat die Finanzaufsicht BaFin par ordre de mufti mal eben so festgelegt, dass das Marktvertrauen in Gefahr sei”, erklärt Bayaz. Die BaFin habe in den Markt eingegriffen und Wirecard “per behördlichem Dekret zum Vorzeigeunternehmen, das es zu schützen gilt”, erklärt. Damit habe sie nicht nur das Vertrauen in die deutsche Aufsicht beschädigt, sondern auch mit dazu beigetragen, “dass der Betrug noch viel größer wurde, als er hätte sein müssen”.