Tochtergesellschaft von J.P. Morgan startet

Chase legt in Deutschland im zweiten Quartal 2026 los

Die Retailtochter von J.P Morgan Chase startet im zweiten Quartal 2026 in Deutschland, wie sie nun bekannt gab. Zu Beginn soll ein Tagesgeldkonto angeboten werden.

Chase legt in Deutschland im zweiten Quartal 2026 los

Chase legt im zweiten Quartal 2026 los

Nach BBVA tritt weitere Auslandsbank in deutsches Retailgeschäft ein – Zweiter europäischer Markt neben Großbritannien

fir/lee Frankfurt

Mit seinen rund Tausend Sparkassen und Genossenschaftsbanken gilt Deutschland als hoffnungslos „overbanked“. Trotzdem drängt mit J.P. Morgan ein weiteres Institut in den umkämpften Markt: Die Digitalbank Chase soll im zweiten Quartal an den Start gehen. „Der Service, den die deutschen Institute ihren Kunden bieten, ist weit davon entfernt, optimal zu sein“, begründet Chase-Deutschlandchef Daniel Llano Manibardo den Sprung nach Deutschland. „Viel Masse, niedrige Margen“, charakterisierte der Manager den deutschen Retailmarkt am Donnerstag beim „Handelsblatt Bankengipfel“ in Frankfurt. Das mache den Markt geeignet, um IT-getriebene Geschäftsmodelle zu skalieren.

Der Marktstart kommt später als erwartet. Ursprünglich war bereits für dieses Jahr damit gerechnet worden. Dass es erst nächstes Jahr losgeht, kommentierte er mit den Worten: „Es braucht seine Zeit, eine neue Bank aufzubauen. Wir mussten Talente gewinnen und eine leistungsfähige Plattform aufbauen.“

Markt in Bewegung

Der Retail-Bankenmarkt in Deutschland kommt damit umso mehr in Bewegung. Ende Juni war bereits die spanische BBVA mit ihrer Onlinetochter offiziell hierzulande angetreten und hat deutschen Retailinstituten den Kampf angesagt. Neben Sparkassen und Genossenschaftsbanken meinte BBVA-Vorstandschef Onur Genç damit auch Großbanken und Digitalbanken wie Deutsche Bank, Commerzbank, HVB, DKB, ING sowie N26 und Revolut.

BBVA und J.P. Morgan Chase sind nicht die einzigen ausländischen Akteure, die den deutschen Retailmarkt für sich entdeckt haben. So strebte etwa die BNP-Tochter Nickel vor anderthalb Jahren hierher und bald darauf die norwegische Instabank. Die skandinavische Nordnet hat sich für 2026 angekündigt.

Mit Tagesgeldkonto geht`s los

„Wir starten mit einem Tagesgeldkonto, da wir in Deutschland eine ausgeprägte Sparkultur, eine wachsende Kundennachfrage sowie einen innovationsfreudigen Markt vorfinden“, kündigt Llano in der Mitteilung an. Das digitale Bankangebot solle dann schrittweise ausgebaut werden, führt der Head of Germany, International Consumer Banking, weiter aus.

Zweiter europäischer Markt nach Großbritannien

Deutschland wird nach Großbritannien, wo die Amerikaner seit 2021 als reine Digitalbank im Retailgeschäft tätig sind, der zweite europäische Markt für Chase. In Großbritannien haben sie gut 2,5 Millionen Kunden, weltweit mehr als 85 Millionen. „Wir werden das Angebot in Großbritannien nicht einfach übertragen, sondern maßgeschneiderten Service für den deutschen Markt schaffen“, bekundete llano.

Chase will nach eigenen Angaben bis Ende dieses Jahres ihren Standort in Berlin offiziell einweihen. Auf die Frage, warum sie in Berlin und nicht in Frankfurt an den Start geht, sagte Llano: „Wir finden in Berlin ein innovatives Ökosystem vor, das europaweit einzigartig ist.“ Dies sei das richtige Umfeld für das erstklassige Digitalangebot, mit dem die Auslandsbank den deutschen Markt betreten wolle.

Geschäftsmodell diversifizieren

Es gehe nicht darum, Einlagen von deutschen Privatkunden einzusammeln, um das Stablecoin-Projekt oder andere Vorhaben des US-Mutterkonzerns zu refinanzieren. „Unser Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, um das Geschäftsmodell von J.P. Morgan Chase zu diversifizieren“, unterstrich er.

Bislang 900 Beschäftigte in Deutschland

J.P. Morgan Chase beschäftigt bislang mehr als 900 Mitarbeiter in Deutschland, zuvorderst in Frankfurt. Ihre Aufgabengebiete betreffen Investment Banking, Corporate Banking, Private Banking, Asset und Wealth Management. J.P. Morgan habe eine weit zurückreichende Vergangenheit hierzulande, so Llano. „Wir sind seit mehr als 100 Jahren in Deutschland vertreten. Die Marke Chase ist bekannt und beliebt in Deutschland.“

Die Leitung der Digitalbank obliegt mit dem einstigen ING-Deutschland-Vorstand Llano einem erfahrenen Retailbanker. 2001 war er zum ING-Konzern gestoßen und hat unterschiedliche Managementfunktionen ausgeübt, so etwa von 2014 an als Head of Retail Banking in Rumänien und in gleicher Funktion ab 2018 in Deutschland. 2020 nahm er im Vorstand der ING Deutschland Platz, wo das Geschäft mit Privatkunden sowie kleinen und mittleren Unternehmen zu seinen Zuständigkeiten zählte. Mark O’Donovan, CEO International Consumer Banking von J.P. Morgan, sagte, man trete mit großen Ambitionen in den Markt ein, aber auch „mit großem Respekt vor den Erwartungen“.

Die Retailtochter von J.P Morgan Chase startet im zweiten Quartal 2026 in Deutschland, wie sie nun bekannt gab. Es sei mehr zu erwarten als eine reine Kopie des Angebots in Großbritannien, sagt Deutschlandchef Daniel Llano Manibardo. Dort agieren die Amerikaner bereits seit 2021 mit einer digitalen Retailbank.