Auslandsinvestoren

China macht in Hongkong gut Wetter

Ausländische Investoren in Hongkong bekommen erweiterte Handelsmöglichkeiten auf dem chinesischen Festland. Experten werten den Schritt als politisch motiviert, um das Investitionsklima zu verbessern.

China macht in Hongkong gut Wetter

nh Schanghai

Chinas Finanzregulatoren haben den zum 1. Juli begangenen 25. Jahrestag der Eingliederung Hongkongs zur chinesischen Sonderverwaltungszone zum Anlass für eine Reihe von „Öffnungsschritten“ genommen, die von Hongkong aus agierenden ausländischen Investoren erweiterte Handelsmöglichkeiten auf dem chinesischen Festland gewähren. Seit Montag können globale Fondsmanager über ein ETF Connect genanntes System bei auf den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen notierten Exchange Traded Funds (ETFs) zugreifen. Damit eröffnet sich eine direkte Handelsmöglichkeit für 83 ETF-Produkte mit einem Börsenmarktwert von 600 Mrd. Yuan (86 Mrd. Euro). Es handelt sich allerdings um einen begrenzten Ausschnitt des chinesischen ETF-Marktes, der allein im vergangenen Jahr um etwa 30% zugenommen hat und mittlerweile knapp 700 Fondsvehikel mit einem Marktwert von gut 1,5 Bill. Yuan umfasst.

ETF Connect stellt eine Art Upgrade der Stock Connect genannten Handelsverknüpfung zwischen Hongkong und den Börsen des Festlandes dar. Die 2014 gestartete Handelsbrücke Stock Connect hat sich als probates Mittel erwiesen, um seit jeher in Hongkong prominent vertretenen ausländischen institutionellen Investoren ein Engagement auf dem Festland zu erleichtern. Dies wiederum hat eine Aufnahme von Festland-Aktien in globale Indizes erlaubt und so auch passiv verwaltete Gelder globaler Assetmanager nach China gelockt.

Auf dem Wunschzettel

Ausländische Investoren haben einen Zugang zu Festland-ETFs seit längerem auf dem Wunschzettel gehabt, weil dies eine indirekte Anlage in kleinere chinesische Firmen erlaubt, die bei Stock Connect nicht dabei sind. Zudem erweitern sich Möglichkeiten für themenbezogene Anlageschwerpunkte etwa in Bereichen wie Green Energy oder Biotech.

In einem weiteren Schritt zur Anziehung von internationalem Kapital haben Chinas Zentralbank und Hongkongs Finanzregulatoren am Montag eine weitere Initiative verkündet, die ausländischen Investoren das Management von Bondanlagen auf dem chinesischen Festland erleichtern soll. Beim sogenannten Swap Connect handelt es sich um einen ersten Zugangsmechanismus für den Handel mit Zinsswaps und später auch anderen Derivaten auf dem Festland. Dies soll das bislang äußerst aufwendige und lückenhafte Hedging von Engagements in chinesischen Regierungsanleihen und anderen Yuan-denominierten Bonds erleichtern. Der Start von Swap Connect wird in sechs Monaten erfolgen.

Analysten werten die Eröffnung von ETF Connect und die Anbahnung von Swap Connect als vor allem politisch getimte Gesten zur Stimmungsaufhellung am Finanzplatz Hongkong. Dort haben die politischen Umwälzungen der vergangenen Zeit mit der Niederschlagung der Demokratiebewegung, der Abschaffung bürgerlicher Freiheiten und die völlige Unterordnung der Hongkonger Exekutive, Legislative und des Rechtssystems unter das Diktat der Kommunistischen Partei zu gewaltiger Unsicherheit über die Bewahrung des internationalen Charakters des Finanzplatzes gesorgt. Die zum 1. Juli neu berufene Hongkonger Regierung unter dem früheren Polizei- und Sicherheitschef John Lee lässt eine Verstärkung von Repressalien befürchten.

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