Coinbase nimmt Kurs auf die Börse

Indikative Bewertung von 28 Mrd. Dollar für Kryptohandelsplattform - Goldman Sachs als Berater dabei

Coinbase nimmt Kurs auf die Börse

In den USA kündigen sich milliardenschwere Börsengänge an: Nach dem Fintech Affirm und dem Retail Broker Robinhood fasst nun auch der Kryptohändler Coinbase ein Listing ins Auge. Mit dem Rückenwind von haussierenden Bitcoin-Notizen und institutionellem Interesse konturiert sich ein Mega-IPO.Von Björn Godenrath, FrankfurtAngefacht vom Bitcoin-Kursfeuerwerk haben in diesem Jahr auch die Handelsvolumina auf gängigen Marktplätzen wie Binance und Coinbase zugenommen. Und dass dabei ordentliche Gewinnmargen drin sind, das hatte Binance-CEO Changpeng Zhao Anfang Dezember mit der Prognose untermauert, dass sein Unternehmen für 2020 einen Gewinn von 800 Mill. bis 1 Mrd. Dollar erwartet – nach 570 Mill. Dollar im Vorjahr. Per Ende November betrug das Volumen im vor allem von Privatinvestoren genutzten Spothandel gut 850 Mrd. Dollar, im Bitcoin-Future-Handel wurden rund 990 Mrd. Dollar bewegt, so die vom Branchenspezialisten “The Block” ermittelten Daten.Solch granulare Daten sind für die führende US-Handelsplattform Coinbase leider noch nicht verfügbar. Das könnte sich aber bald ändern, wenn das von CEO Brian Armstrong geführte Unternehmen den für Anfang 2021 angepeilten Börsengang durchführt. Coinbase soll Goldman Sachs als Berater angeheuert haben und hat kürzlich ein erstes Registrierungsdokument bei der SEC hinterlegt. Eckdaten zum Geschäftserfolg müssen nachgereicht werden, wenn tatsächlich ein öffentliches Angebot lanciert oder einfach nur ein Direktlisting mit Handelsaufnahme vollzogen wird. Boomende BrancheFür die boomende Kryptobranche hätte der Börsengang von Coinbase Signalwirkung, findet das Geschäft mit digitalen Assets doch zunehmend Anklang bei institutionellen Investoren, deren Käufen wesentlich zur Bitcoin-Hausse beitrugen. Coinbase ist der Compliance-Musterschüler, der Akzeptanz findet bei traditionellen Investoren. Die Assets under Management von institutionellen Investoren wurden von Coinbase zuletzt auf 35 Mrd. Dollar beziffert und dürften seither noch stark zugelegt haben. Basis des Geschäfts ist aber weiterhin das Retail-Geschäft mit geschätzten 35 Millionen Kunden. Allein im Dezember wurde ein tägliches Spotvolumen von mehr als 1 Mrd. Dollar abgewickelt.Auf der Grundlage vorhandener Eckdaten zu Handels-, Listing- und Custody-Gebühren sowie Peer-Group-Vergleichen hat das Analysehaus Messari nun eine indikative Pre-IPO-Bewertung von 28 Mrd. Dollar abgeleitet – das wäre nah am Marktwert der Deutschen Börse von umgerechnet 31,7 Mrd. Dollar.Bei der letzten privaten Finanzierungsrunde im Oktober 2018, bei der Coinbase gut 500 Mill. Dollar im Rahmen einer Series-E aufnahm, wurde Coinbase mit 8 Mrd. Dollar bewertet. Ein Einhorn mit Milliardenbewertung ist das US-Unternehmen seit Mitte 2017, als es vom ersten großen Bitcoin-Hype profitierte. In diesem Aufwind segelt Coinbase auch jetzt, was die Frage aufwirft, wie nachhaltig das Geschäftsmodell ist, wenn es offenkundig so stark vom Verlauf der wichtigsten Kryptowährung abhängt.Da Bitcoin und tokenisierte Wertpapiere Einzug halten in institutionelle Portfolios und Handelsstrategien, sollte sich das Volumen für Coinbase jedoch auf erhöhtem Plateau verstetigen. Die in Europa bevorstehende Handelsaufnahme von Security Token ist ein gefundenes Fressen für Krypto-Spezialisten wie Coinbase, die dann in direkte Konkurrenz treten mit den Ablegern von Konzernen wie der Schweizer Six und der Börse Stuttgart.Coinbase bemüht sich um deutsche und europäische Lizenzen für die Verwahrung und den Handel von Kryptowerten und installierte kürzlich Mark Hughes als neuen Europa-Chef. Dafür steht das Geschäft in Großbritannien brexitbedingt auf der Kippe. Da es nicht auf der Liste der von der britischen Finanzaufsicht zugelassenen Unternehmen steht, übertrug Coinbase alle Depots auf seine irische Einheit.Solche Exekutionsrisiken sind typisch für ein wachsendes Unternehmen, das sich wie Coinbase in einer sich wandelnden regulatorischen Landschaft bewegt. Das von Deloitte geprüfte Unternehmen ist dafür bekannt, eng mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Zudem trägt Coinbase Daten bei, wenn in Sachen Geldwäsche ermittelt wird.Jüngste Anstrengungen des scheidenden US-Finanzministers Steven Mnuchin, die Verwendungsmöglichkeit von privaten Krypto-Wallets einzuschränken, bekämpft Coinbase hingegen. Doch auch, wenn die Zeichen grundsätzlich auf gesteigerte Akzeptanz seitens der Regulatoren stehen, lauern natürlich Rückschlagsgefahren. Wetten auf den AusgabepreisAm Markt überwiegt die Zuversicht, dass das IPO durch die Decke geht. Schon jetzt kann man auf der Blockchain-Plattform FTX Pre-IPO-Future-Kontrakte auf Coinbase handeln. Als Referenz gilt dabei ein Aktienpreis von 32 Dollar, der dem Wert der letzten Finanzierungsrunde entspricht. Am Dienstag lag der Preis bei 240 Dollar, was einer Bewertung von 60 Mrd. Dollar entspricht. Wird Coinbase bis zum 1. Juni 2021 gelistet, werden die Kontrakte in tokenisierte Aktien gewandelt und FTX muss am ersten Handelstag Aktien besorgen und zuteilen.