Krypto-Vermögensverwalter

Coinshares fasst nach US-Deal neue Akquisitionen ins Auge

Der Krypto-Vermögensverwalter Coinshares hat seine Assets under Management durch eine Akquisition in den USA ausgebaut. Nach einem Rekordquartal will CEO Jean-Marie Mognetti die Kostendisziplin hoch halten – zugleich rücken aber neue Deals in den Blickpunkt.

Coinshares fasst nach US-Deal neue Akquisitionen ins Auge

Coinshares fasst neue Deals ins Auge

Krypto-Vermögensverwalter erzielt in volatilem Umfeld Rekordergebnis – Langfristig deutlich höhere Umsatzanteile in Amerika erwartet

xaw New York

Der Krypto-Vermögensverwalter Coinshares hat in einem volatilen Marktumfeld sein bislang bestes Ergebnis erzielt – und fasst nach einem strategischen Deal in den USA neue Akquisitionen ins Auge. Für das erste Quartal 2024 vermeldete die auf den britischen Kanalinseln ansässige Gesellschaft Erlöse, Wertgewinne und sonstige Erträge von 43,9 Mill. Pfund. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um 216%. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte von 7 Mill. auf 34,2 Mill. Pfund zu, das Gesamtergebnis kletterte um mehr als das Elffache auf 34,1 Mill. Pfund.

„Die Profitabilität ist ein Merkmal, durch das wir uns von der Konkurrenz im Kryptosektor abheben“, sagte Jean-Marie Mognetti, CEO von Coinshares, der Börsen-Zeitung. Gerade in den USA sei das Wachstum des Sektors stark durch Venture Capital getrieben – der Großteil der auf Cyberdevisen spezialisierten Investment-Konkurrenz versuche, die Reichweite so stark wie möglich auszubauen, und nehme dafür Verluste in Kauf.

Coinshares-CEO Jean-Marie Mognetti rückt die Kostenkontrolle in den Mittelpunkt. Foto: Coinshares.

„Wir haben unsere Firma hingegen auf den Mitteln aufgebaut, die wir als Partner hineingegeben haben, und nicht auf externen Investitionen“, betonte Mognetti. Dies sorge für Kostenkontrolle. Der CEO verweist zudem darauf, dass sowohl er als auch der Verwaltungsratsvorsitzende Daniel Masters ehemalige Trader seien: „Das beeinflusst unsere Mentalität noch immer, wir wollen jeden Geschäftstag in den schwarzen Zahlen beenden.“

Coinshares debütierte 2022 im Hauptmarkt der Nasdaq Stockholm und war zuvor bereits seit März 2021 im Segment Nasdaq First North Growth gelistet. Auch die Reporting-Pflichten als öffentlich gehandeltes Unternehmen erhöhten die Disziplin, wie Mognetti ausführt. „Nach den Regeln in Schweden müssten wir nur zweimal jährlich Finanzkennzahlen veröffentlichen, wir wollten uns aber von Anfang an nach den Standards in den USA als global führendem Finanzmarkt orientieren und berichten deshalb quartalsweise.“ Damit wolle Coinshares in einem für viele Investoren ansonsten schwierig einsehbaren Markt Transparenz zeigen.

Auftrieb durch Bitcoin-ETFs

In den Vereinigten Staaten hat der Kryptomarkt zuletzt große Schritte gemacht. Zwar verfolgt die US-Börsenaufsicht SEC bei Digital Assets anhaltend eine strenge Regulierungskampagne und hat zuletzt beispielsweise eine Klage gegen die Kryptosparte des Brokers Robinhood angekündigt. Allerdings war die Behörde Anfang des Jahres auch dazu gezwungen, Spot-ETFs auf Bitcoin zuzulassen.

Dies löste im Markt Euphorie aus, weil die Vehikel die Kryptoanlage für große Marktteilnehmer einfacher mit ihren Risikomanagement-Vorgaben vereinbar machen. Schließlich erfüllen börsengehandelte Fonds höhere Ansprüche an eine sichere Verwahrung der gehaltenen Basiswerte als eine Selbstverwaltung über ein digitales Wallet, wie zum Beispiel der Anbieter Invesco betont. Zudem gelten Bitcoin-Direktvehikel als effizienter als die seit 2021 zugelassenen Futures-ETFs auf die Cyberdevise. Denn dabei sorgen Preisdifferenzen zum zugrundeliegenden Markt und das monatliche Rollen der Kontrakte mitunter für hohe Kosten.

Die US-Börsenaufsicht SEC verfolgt eine harte Regulierungskampagne im Digital-Assets-Sektor. Foto: Picture Alliance/NurPhoto/Jonathan Raa.

Der Hype um die neuen Produkte, der Assetmanagern wie Blackrock, Fidelity und Invesco zunächst binnen weniger Wochen Nettomittelzuflüsse von mehr als 13 Mrd. Dollar bescherte, ist inzwischen abgeflaut. Zuletzt kam es gemäß Coinshares-Daten in vier aufeinanderfolgenden Handelswochen per saldo zu Abflüssen aus den global gelisteten Krypto-ETFs. Analysten zweifeln vermehrt daran, dass der institutionelle Zustrom ins Segment sich so kurzfristig einstellt wie von einigen Marktteilnehmern erhofft. Denn in den USA sei noch immer kein einheitliches regulatorisches Rahmenwerk für Kryptoanlagen in Sicht, wie es in der Europäischen Union mit der Verordnung „Markets in Crypto Assets“ (Mica) vorhanden ist. Damit bestehe für institutionelle Investoren nicht genügend Rechtssicherheit.

Mognetti nimmt indes eine langfristigere Perspektive ein. „Die Zulassung für Spot-basierte Bitcoin-ETFs bedeutet eine signifikante Wende auf dem Weg, Digital Assets in den Finanz-Mainstream zu integrieren“, sagte der Coinshares-Chef. „Die verstärkte Zugänglichkeit und Verbreitung von Kryptoanlagen war immer Teil unserer langfristigen Vision – auch wenn wir eigentlich nie geplant hatten, uns am Rennen um börsengehandelte US-Bitcoin-Fonds zu beteiligen.“

Stärkeres Wachstum in Amerika

Die Gelegenheit zum hundertprozentigen Erwerb von Valkyrie Funds, deren Spot-ETF auf die führende Cyberdevise am 11. Januar in den US-Handel startete, sei allerdings zu gut gewesen, um sie verstreichen zu lassen. „Wir können unser Ziel, ein global führender Krypto-Assetmanager zu sein, nicht erfüllen, wenn wir nur in Europa präsent sind“, unterstreicht Mognetti. Coinshares zog die Option zum Valkyrie-Kauf zu Jahresbeginn und schloss die Transaktion im März ab.

Durch die Übernahme der Gesellschaft aus Nashville erhält der europäische Digital-Assets-Spezialist einen Brückenkopf im amerikanischen Markt und steigerte seine verwalteten Mittel um mehr als 500 Mill. Dollar. Auf ihrer Assetmanagement-Plattform führt Coinshares nun mehr als 5,3 Mrd. Dollar. „Ich halte es für sehr gut möglich, dass unser US-Geschäft in drei bis vier Jahren einen genauso hohen Ergebnisbeitrag liefert wie das europäische“, sagte Mognetti mit Verweis auf die Größe des gesamten amerikanischen ETF-Marktes, der über alle Assetklassen hinweg ein Vielfaches des Volumens europäischer Indexfonds auf die Waage bringe. „In fünf bis sechs Jahren könnte der Umsatz in den Vereinigten Staaten die Erlöse in unseren Stammmärkten sogar übertreffen.“ In Zukunft seien weitere Übernahmen „gut vorstellbar“, um die globale Präsenz noch auszubauen.

Überfüllter europäischer Markt

Vor der Valkyrie-Akquisition, die dem Vermögensverwalter laut Mognetti international einen Aufmerksamkeitsschub beschert hat, war Coinshares auf ihre in Deutschland, der Schweiz und Skandinavien gelisteten Exchange Traded Products auf verschiedene Kryptowährungen fokussiert. Auf Xetra sind derzeit beispielsweise 16 solcher Produkte verfügbar, die einzelne Cyberdevisen oder Indizes auf mehrere Digital Assets abbilden. Mit diesen will Coinshares verstärkt institutionelle Investoren ansprechen.

Allerdings räumte Mognetti bereits zu Jahresbeginn im Interview der Börsen-Zeitung ein, dass der europäische Markt „momentan tatsächlich etwas überfüllt“ sei. Allein auf Xetra sind mehr als 110 Krypto-ETPs verschiedener Adressen, darunter Fidelity und DWS Xtrackers, gelistet. Umso wichtiger sei es für Anbieter, sich abzuheben – für Coinshares spielt das Research dabei eine zentrale Rolle. „Wir wollten ein unabhängiges Analyseangebot mit einem klar erkennbaren Stil schaffen“, sagte Mognetti. „Ich rede unserem Head of Research James Butterfill nicht in seine Inhalte hinein, auch wenn diese häufig sehr kritisch gegenüber am Kryptomarkt verbreiteten Narrativen ausfallen.“

Coinshares-Chefanalyst James Butterfill soll institutionelle Marktteilnehmer mit harten Analysen von seinem Haus überzeugen. Foto: Coinshares.

Pläne, das frei verfügbare Research zu kommerzialisieren, hege Coinshares nicht. „Wir sind aber immer bereit, mit größeren Vermögensverwaltern zusammenzuarbeiten“, betonte der Chef des Krypto-Assetmanagers. Bisher kooperiert Coinshares in Europa mit Invesco, die mit ihrem Global Blockchain ETF bereits 2019 ein Ucits-Vehikel auf Aktien von Unternehmen aus der Digital-Assets-Welt auflegte. Im Vergleich zu anderen führenden Häusern der Vermögensverwaltungsbranche, die teils durch ihre eigene Größe in der Produktentwicklung gehemmt würden, sei Coinshares immer noch ein „Labor, in dem Innovationen entstehen können“, sagte Mognetti.

Das „Labor“ will nun der Nasdaq Stockholm treu bleiben, mit der es eine langfristig gute Beziehung verbinde. „Ich würde ein alternatives Listing an anderen Börsenplätzen wie Frankfurt, Paris, Mailand oder New York niemals kategorisch ausschließen“, führt Mognetti allerdings aus. „Wenn sich dadurch lukrative Möglichkeiten ergeben, den Shareholder Value zu steigern, hören wir uns alle Vorschläge an – wir sind aber sehr zufrieden mit unserem Handelsplatz.“

Eine wichtige Komponente des Shareholder Return bei Coinshares ist die Jahresdividende, die der Verwaltungsrat seit dem Geschäftsjahr 2023 auf 20 bis 40% des Gesamtergebnisses festgelegt hat. Diese wird in vier Tranchen für das vergangene Kalenderjahr ausgeschüttet, die erste Zahlung erfolgte am 3. Mai.

Der europäische Krypto-Vermögensverwalter Coinshares hat seine Assets under Management durch eine Akquisition in den Vereinigten Staaten ausgebaut. Nach einem Quartal mit Rekordergebnis will CEO Jean-Marie Mognetti die Kostendisziplin hoch halten – zugleich rücken aber neue Deals in den Blickpunkt.

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