Comdirect bröckelt der Zinsüberschuss weg

Im ersten Quartal gut 20 Prozent weniger verdient

Comdirect bröckelt der Zinsüberschuss weg

bg Frankfurt – Aufgrund des um ein Fünftel gesunkenen Zinsüberschusses sowie der planmäßig steigenden Kostenbasis hat die Commerzbank-Tochter Comdirect im ersten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Das Vorsteuerergebnis fiel mit 22,9 Mill. Euro knapp 22 % schwächer aus als im Vorjahr. Der Nettogewinn sackte um knapp 24 % auf 16,9 Mill. Euro ab.Eine konkrete Prognose für das Jahresergebnis will die Comdirect erst zum Halbjahr abgeben. Finanzvorstand Christian Diekmann sagte in einem Pressegespräch, ein “normales” Quartalsergebnis läge bei 15 bis 16 Mill. Euro – dies könne man aber noch nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen. Im ersten Quartal profitierte die Direktbank von einem Sonderertrag des Finanzanlageergebnis, der rund 7 Mill. Euro ausmachte. Man habe eine Portfolio-Umschichtung im Sondervermögen vorgenommen und dabei Gewinne realisiert, so Diekmann. Diese Umschichtung sei eine reine Allokationsentscheidung gewesen.Gegenüber dem Vorjahr musste die Comdirect beim Zinsüberschuss einen schmerzhaften Einbruch hinnehmen. Dieser bröckelte um ein Fünftel auf nur noch 33,4 Mill. Euro nach Risikovorsorge zusammen. Damit setzt sich der Trend der vorangegangenen drei Quartale fort – Positionen mit höheren Zinsen laufen nach und nach aus. Zwar passt auch die Comdirect die Zinskonditionen für ihre Kunden nach unten an – komplett abfedern lässt sich das niedrige Zinsniveau so aber nicht. Bei der Anlagepolitik will Diekmann an der risikoarmen Strategie festhalten. Werbetrommel wird gerührtDa an den Wachstumsinvestitionen insbesondere im Sachaufwand festgehalten wird, bleibt der Druck auf das Ergebnis hoch. Die Comdirect arbeitet an neuen Angeboten, um insbesondere Filialbank-Kunden den Wechsel schmackhaft zu machen. Dafür wird auch fleißig die Werbetrommel gerührt. Allein im ersten Quartal wurden 16 Mill. Euro an Marketingausgaben getätigt. Das Marketingbudget für das Gesamtjahr beträgt rund 60 Mill. Euro (vgl. BZ vom 20. Februar). Der Verwaltungsaufwand insgesamt legte im ersten Quartal um 7 % auf knapp 64 Mill. Euro zu. Zuwachs bei GirokontenAngetrieben von den Werbemaßnahmen erhöhte sich die Kundenzahl im Privatkundengeschäft seit Jahresbeginn um 18 000 auf 1,74 Millionen. Im Segment Geschäftskunden sank die Kundenzahl im Gegenzug um gut 17 000 auf 1,021 Millionen, sodass die Gesamtkundenzahl bei 2,756 Millionen mehr oder weniger stagnierte. Erfreulich entwickelte sich die Zahl der Girokonten, die um 32 000 auf nunmehr 933 000 zulegte – damit könnte die Comdirect bis zum Jahresende die Marke von 1 Million Girokonten knacken. Das betreute Kundenvermögen im Privatkundengeschäft beträgt 28,98 (i. V. 27,91) Mrd. Euro. Auf Konzernebene konnte bei den Assets under Management erstmals die Marke von 50 Mrd. Euro übertroffen werden. Der Nettomittelzufluss betrug im ersten Quartal 0,7 Mrd. Euro.Eine Trendwende zeichnet sich beim Provisionsergebnis ab. Es legte um 2,4 % im Vergleich zum ersten Quartal 2012 auf gut 45 Mill. Euro zu. Viele Comdirect-Kunden hätten angesichts des freundlicheren Börsenumfelds wieder mehr gehandelt, so Diekmann.Eine Neuerung führte die Comdirect im Geschäftskundensegment (EBase) ein. Dort konnte man mit dem Möbel- und Einrichtungsspezialisten Butlers einen ersten Kunden für die Abwicklung bei der Ausgabe von Genussrechten gewinnen. Damit sei der Eintritt in das Segment der Nichtbanken erfolgt, so Diekmann. Die Comdirect agiere dabei im Hintergrund und verwalte nur die Genussrechte. Die Zeichnung für Butlers-Genussrechte mit einem Kupon von 4 % im Jahr startete Mitte März, gezielt wird auf ein Volumen von bis zu 10 Mill. Euro. Nachdem einige Unternehmen Genussrechte quasi in Eigenverwaltung ausgaben, kann sich Diekmann vorstellen, dass die Finanzaufsicht BaFin künftig darauf pochen könnte, dass für eine solche Maßnahme eine Banklizenz vorliegen müsste – dafür will die Comdirect offenbar gerüstet sein.Am Kapitalmarkt wurde das Quartalsergebnis verhalten aufgenommen. Comdirect-Papiere büßten knapp 1 % auf 8,105 Euro ein.