Commerzbank-Aktionäre machen mobil

Zur Hauptversammlung regnet es Gegenanträge

Commerzbank-Aktionäre machen mobil

Von Bernd Neubacher, Frankfurt Dass ihr auf Hauptversammlungen der Wind ins Gesicht weht, daran dürfte sich die Führungsriege der Commerzbank um ihren Vorstandsvorsitzenden Martin Blessing und Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller in den vergangenen Jahren gewöhnt haben. Ihre Nehmerqualitäten dürften auch auf der Aktionärsversammlung am morgigen Freitag gefragt sein. Den Anteilseignern liegen 19 Eingaben mit Gegenanträgen und Wahlvorschlägen sowie eine Ergänzung zur Tagesordnung vor. Diese Anzahl legt den Schluss nahe, dass ihr Unmut mit Ankündigung der zweiten Herabsetzung des Kapitals samt dessen anschließender Erhöhung innerhalb von zwei Jahren kaum geringer geworden ist. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, als sich die Aktionäre über einen Einbruch des Konzernergebnisses um mehr als die Hälfte 2011 ärgerten, waren es eine Handvoll Gegenanträge und vor der Aktionärsversammlung im Mai 2011 vier.Nachdem das Konzernergebnis 2012 nochmals um nicht weniger als 99 % auf 6 Mill. Euro in die Tiefe gerauscht ist, wird es manchen Kleinaktionären aber offenbar zu bunt. Ist es ihnen zu verdenken? Ende 2010 noch bei 5,55 Euro, kosten Commerzbank-Aktien derzeit 1,15 Euro. Mit 6,7 Mrd. Euro liegt der Börsenwert unter dem Niveau von vor zwei Jahren, dazwischen liegt allerdings eine zweigeteilte Kapitalerhöhung im Umfang von rund 11 Mrd. Euro, die bis dato größte Aktienfolgeemission im deutschen Bankensektor. Nachdem die Zahl der ausgegebenen Aktien von 1,18 Milliarden Ende 2010 auf 5,8 Milliarden Ende 2012 explodiert ist, sollen die Anteilseigner nun einer Aktienzusammenlegung im Verhältnis 10:1 mit anschließender Kapitalerhöhung im Umfang von 2,5 Mrd. Euro zustimmen.In 11 der 19 Eingaben mit Gegenanträgen schlagen Anteilseigner vor, Vorstand bzw. Aufsichtsrat oder einzelnen Mitgliedern dieser Gremien auf der Hauptversammlung die Entlastung zu verweigern. Mit fünf weiteren Eingaben geben Anteilseigner ihre eigene Kandidatur als Aufsichtsratsmitglieder bekannt, andere Initiativen wenden sich unter anderem gegen die geplante Kapitalmaßnahme. Mehrheiten auf die Beine zu stellen, dürfte schwierig werden. Schließlich lagen zum Jahreswechsel 47 % der Commerzbank-Anteile bei Institutionellen, aus deren Kreis bislang sonderlicher Unmut nicht aktenkundig wurde. 25 % und eine Aktie hält der Bund, dessen Sperrminorität die geplante Kapitalmaßnahme ja gerade beenden soll.Umso dicker tragen die Aktionäre daher bei ihrer Wortwahl auf. Da tituliert Berufskläger Karl-Walter Freitag als Vorstand der Aktionärin Riebeck-Brauerei von 1862 Blessing und den erneut als Aufsichtsratschef kandidierenden Müller als “Dilettanten-Tandem” und attestiert dem einst als Berater aktiven Commerzbank-Chef einen “McKinsey-Migrationshintergrund”. Und eine Veritas GmbH kritisiert: “Die stetigen Verweise auf externe Faktoren wie z. B. das inzwischen inflationär vorgebrachte ,schwierige Marktumfeld` haben ihre Glaubwürdigkeit und vor allem ihre Substanz verloren, allein schon deshalb, weil es genügend Wettbewerber gibt, die jenen erfolgreich trotzen.”Die Verwaltung lässt die Anträge allesamt abtropfen und kontert, Vorstand und Aufsichtsrat hätten ihre Pflichten jederzeit erfüllt. Blessing und Müller dürften die Anwürfe ohnehin scheinbar gelassen ertragen, wie schon in der Vergangenheit.