Commerzbank feilt an Strategie

Neuer Vorstandschef muss keine sechs Wochen nach Amtsantritt bereits liefern - Filialabbau erwartet

Commerzbank feilt an Strategie

Nach anderthalb Jahren Stillstand soll die zweitgrößte private Bank unter der Führung von Manfred Knof endlich wieder profitabler werden. Die Umsetzung der bislang nur diskutierten Pläne allein wird die Investoren nicht überzeugen.Von Anna Sleegers, FrankfurtMenschen, die eine neue Führungsaufgabe übernehmen, gesteht man im Allgemeinen eine Schonfrist von 100 Tagen zu. Bei Manfred Knof, seit gerade einmal drei Wochen Vorstandschef der Commerzbank, ist das anders. Nachdem das Institut unter seinem Vorgänger Martin Zielke nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank anderthalb Jahre vertändelt hat, ohne eine überzeugende Stand-alone-Strategie vorzulegen, muss Knof schon bei der Vorlage der Jahreszahlen am 11. Februar liefern. Viel Zeit, seinen neuen Arbeitgeber kennenzulernen und sich mit den Erwartungen der Investoren auseinanderzusetzen, bleibt ihm also nicht.An Vorschlägen, wie man der zweitgrößten privaten Bank wieder zu mehr Profitabilität verhilft, mangelt es indes nicht. Neben dem Gutachten der Beratungsgesellschaft BCG, das der Bund in Auftrag gegeben, dann aber streng unter Verschluss gehalten hat, um den Eindruck zu vermeiden, dass er sich in die unternehmerischen Entscheidungen der Commerzbank einmischen könnte, gibt es auch noch das Strategiepapier “Turnaround”, das der Vorstand in den hitzigen Wochen vor dem Doppelrücktritt von Zielke und dem früheren Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann erarbeitet hat.Wie schon damals in Finanzkreisen zu hören war, sehen beide Ansätze einen radikalen Stellenabbau und eine beherzte Ausdünnung des Filialnetzes vor. Je nachdem, wann und mit wem man sprach, war von etwa 10 000 Stellen die Rede, die dem Rotstift zum Opfer fallen sollen. Dabei blieb es immer etwas undeutlich, ob darin auch der bereits im Herbst 2019 angekündigte Abbau von 4 300 Stellen enthalten sein würde, über den die Commerzbank ja erst zwischen den Jahren eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern erzielen konnte.Mit Blick auf das Filialnetz, das im Coronajahr (wie ebenfalls im September 2019 angekündigt) bereits von 1 000 auf 800 zusammengekürzt wurde, berichtet das “Manager Magazin” nun unter Berufung auf Kenner des Instituts, dass die Commerzbank weitere 400 Filialen schließen werde. Unter dem Strich würde das Filialnetz der Commerzbank damit ziemlich genau so aussehen wie im “Turnaround”-Programm vorgesehen. Größerer Wurf verlangtAuch wenn es im Vergleich zum Stillstand unter seinem Vorgänger schon ein materieller Fortschritt wäre, steht zu bezweifeln, dass Knof sich damit zufriedengibt, die unter seinem Vorgänger geschmiedeten Pläne nur umzusetzen. Nicht nur vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Coronakrise werden ihm die Investoren trotz der kurzen Vorlaufzeit einen größeren Wurf abverlangen.